Vegetarier und Velofahrer
Görtler ist so grün wie der FC St.Gallen!

Lukas Görtler (28) isst kein Fleisch und radelt selbst nach Auswärtsspielen gegen Sion noch nach Hause. Wie hoch sein ökologischer Fussabdruck ist. Und was er in der Garderobe verändert hat.
Publiziert: 04.09.2022 um 13:21 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2022 um 14:32 Uhr
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Mit Herzblut dabei: FCSG-Captain Lukas Görtler.
Foto: freshfocus
Stefan Kreis

Es ist schon halb zwei und Lukas Görtler (28) hat zwei Portionen Take-away-Food dabei. Ists nicht ein bisschen spät fürs Mittagessen? «Das ist vom Mannschaftsessen übrig geblieben, das nehme ich mit nach Hause», sagt der Captain des FC St. Gallen. Food Waste. Für Görtler ein Unding. Der Mann ist so grün wie das Logo des FC St. Gallen.

Als er vor rund drei Jahren in der Ostschweiz anheuert, macht er sich bei Matthias Hüppi dafür stark, dass die PET-Flaschen aus der Garderobe verschwinden. «Ich habe ausgerechnet, dass wir pro Jahr rund 15’000 PET-Flaschen verbrauchen. Da ists doch sinnvoller, wenn jeder Spieler eine eigene Alu-Flasche bekommt und diese mit gefiltertem Wasser füllt.» Hüppi ist begeistert und kurze Zeit später auch alle Spieler und die Mitglieder des Staffs. Alle nutzen nun die Aluflaschen im Stadion.

Görtler ist kein Moralapostel

Mit dem erhobenen Moralfinger läuft Görtler aber nicht durch die Gegend. Im Gegenteil. «Ich bin keiner, der anderen sagt, was sie machen müssen. Ich selbst hinterlasse pro Jahr einen ökologischen Fussabdruck von circa 8 Tonnen. Das ist zwar weniger als der Durchschnitt, aber trotzdem viel zu viel. Ich reise gerne und will nicht darauf verzichten.» Es gebe im Alltag aber trotzdem viel Potenzial, um CO2 zu sparen. Mit dem Velofahren zum Beispiel. «Das ist so einfach, so gesund. Und nützlich für alle.»

Er selbst fährt jeden Tag knapp zehn Kilometer von seinem Wohnort in den Kybunpark – und wieder zurück. Auch nach Auswärtsspielen. «Es ist wunderschön, nach einem Spiel in Sion mitten in der Nacht heimzuradeln», sagt Görtler.

Seine Teamkollegen tuns ihm mittlerweile gleich. Auf Initiative des Captains. «Zusammen mit Lukas Watkowiak haben wir die Fahrräder, die uns der Klub zur Verfügung stellt, aufgepumpt und hergerichtet.» Am Dienstag kamen zehn Leute mit dem Velo ins Training. «Würde jeder Mensch jeden Tag 1,6 Kilometer mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zurücklegen, könnten wir jährlich 400 Millionen Tonnen CO2 sparen», rechnet Görtler aus.

Seit sechs Jahren Vegetarier

Auch in Sachen Fleischkonsum fährt der FCSG-Captain einen klaren Kurs, seit sechs Jahren ist Görtler Vegetarier, nicht selten ernährt er sich vegan. Physisch beeinträchtigt hat ihn die Umstellung nie. «Gefühlt gehts mir besser. Ich bin weniger müde, fühle mich energetischer. Ich kann voll und sättigend essen und habe nicht mehr das Gefühl, dass ich mich nachher erst mal eine Stunde hinlegen muss.» Er finde es aber nicht verwerflich, wenn jemand Fleisch esse. Das müsse am Ende jeder selber wissen. «Aber es gibt Alternativen», so Görtler.

Dass er die Welt nicht im Alleingang retten kann, ist Görtler bewusst. Schliesslich ist er als Fussballer in erster Linie dafür zuständig, die Menschen zu unterhalten. Und sie von Problemen wie dem Klimawandel abzulenken.

Fussball als Ablenkung

«Das ist der wichtigste Punkt beim Fussball. Es geht um Entertainment», sagt der 28-Jährige. Und Entertainment gibts im Kybunpark genug. Der Zeidler-Fussball gehört zum Attraktivsten, was die Liga in den letzten Jahrzehnten gesehen hat. Oder um es mit Görtler zu sagen: «Wir spielen coolen, interessanten Fussball. Wir haben zwar bis jetzt noch keinen Titel geholt, aber es gab wohl nicht viele Zuschauer, die bereut haben, dass sie hier waren. Die Leute freuen sich, sie wollen Emotionen sehen, das ist das Leben.»

Auch heute Sonntag ist Spektakel garantiert, wenn der FCSG zum Spitzenkampf die Berner Young Boys empfängt.

Und Görtler? Der wird nach dem Spiel das machen, was er immer tut: nach Hause radeln.

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FC Lugano
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FC St. Gallen
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FC Sion
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