Auf einen Blick
- Taulant Xhaka beendet im Sommer nach über 400 Spielen seine Karriere beim FC Basel
- Xhaka wurde durch seine langjährige Vereinstreue zur Klub-Ikone
- Der Traum, noch einmal mit Bruder Granit in Rotblau aufzulaufen, ist geplatzt
«Wenn mir der FC Basel einen Rentenvertrag anbieten würde, ich würde sofort unterschreiben.» Es ist März 2019, als Taulant Xhaka in der Stadionbar des St.-Jakob-Parks sitzt und ziemlich laut diesen Satz sagt. Sogleich ruft einer vom Nebentisch: «Du, Rente bekommt man aber erst ab 65!» Xhaka lacht.
Im kommenden März wird er zwar erst 34 Jahre alt. Aber pensioniert wird Xhaka in diesem Sommer auf gewisse Weise trotzdem. Ende Saison ist Schluss, er tritt nach über 400 Spielen in Rotblau als Fussballer zurück. Seine Hoffnung, die Karriere in Basel zu beenden, hat sich erfüllt.
Taulant Xhaka stand beim FCB für ein rares Gut: Konstanz
Dass es gegen Ende hin auch mal schwierig wurde zwischen ihm und dem Club, hat damit zu tun, wie wichtig er für den FCB neben dem Platz geworden ist. Bei einem wie ihm sind sportliche Leistungen nicht die einzige Währung. Xhaka ist für die Fans für etwas gestanden, was es im Verein sonst kaum gab in den letzten Jahren: Konstanz.
Der Tauli, der war einfach immer da. Und das mit ganzem Herzen. In guten Zeiten, wie einem Halbfinal in der Conference League 2023. In schlechten, wenn der FCB ein Jahr später plötzlich gegen den Abstieg kämpfen musste. Und wenn es hektisch oder emotional wurde, dann sowieso.
Man muss kein Fan davon sein, dass es sein Kopfstoss gegen den Zürcher Nikola Katic auf ein T-Shirt der Muttenzerkurve geschafft hat. Und dass er dieses Shirt danach während seiner Rotsperre gleich selber überstreifte. Aber es sagt vieles aus über die Dynamik, die sich da zwischen dem Spieler auf dem Rasen und den Menschen auf den Rängen entwickelt hat.
Er eroberte nicht wie Bruder Granit die Herzen im Sturm
Dabei war das zunächst nicht absehbar. Taulant Xhaka und Rotblau, das ist eine Langzeitbeziehung, die nicht mit einem Knallmoment begonnen hat. Sein jüngerer Bruder Granit mag der Region Basel den Kopf schon bei seinen ersten Auftritten als unerschrockener Teenager verdreht haben. Bei Taulant braucht es Zeit, bis die Liebe erwächst.
Es ist genau das, was ihn von Granit unterscheidet, was ihm schliesslich den Weg in die Herzen ebnet. Natürlich hoffte auch Taulant auf eine Karriere im Ausland. «Ein Fussballer, der behauptet, nie davon geträumt zu haben, lügt», hat er mal gesagt. Aber am Ende bleibt eine Leihe zu den Grasshoppers in Jugendjahren die einzige Zeit, die er nicht beim FCB spielt.
Und von Spiel zu Spiel wächst das Bewusstsein im Stadion, wer da unten auf dem Rasen grätscht und beisst und technisch tatsächlich viel besser ist, als man ihm das gemeinhin attestiert hat. Xhakas Zusammenfassung: «Ich bin in Basel im Uni-Spital geboren, ich bin hier in die Schule gegangen, ich habe hier meine Ausbildung gemacht. Hier habe ich Familie und Freunde. Ich bin Basler.»
Dem Lockruf aus Florenz widerstand er
2015, da hätte er die grosse Chance gehabt, in die Serie A zu wechseln. Trainer Paulo Sousa hätte ihn am liebsten direkt im Rollkoffer von Basel mit zur Fiorentina genommen. Aber Xhaka wollte nicht. «Ich habe ihm gesagt, dass ich mir nicht vorstellen kann, ein anderes Trikot anzuziehen», hat er dem Blick später erzählt.
Am Ende ist er mit einer Vereinstreue zu einer Klub-Ikone geworden, die es im modernen Fussball eigentlich gar nicht mehr gibt. Xhaka war sich dessen schon bewusst. Und sein Alleinstellungsmerkmal hat ihm in Vertragsverhandlungen nicht geschadet. Sein Vertrag war einer der letzten, der in der Ära von Bernhard Burgener verlängert wurde. Die Rede ist von einem fixen Jahreslohn von 1,3 Millionen Franken, den der damalige FCB-Präsident abgesegnet hat. Prämien noch obendrauf.
Der komplizierte Rentenvertrag
Es ist dieser Vertrag, der Xhakas Endphase in Basel so kompliziert macht. In das Gehaltsgefüge des aktuellen FCB unter Leitung von David Degen passen diese Zahlen nicht mehr. Also wurde der eigentlich bis 2024 laufende Vertrag Anfang 2023 bis 2027 ausgedehnt. Um die Lohnsumme auf mehr Jahre zu verteilen.
Vor einem Jahr kommt es trotzdem zum Knall. Wohl, weil der FCB den Vertrag gerne vorzeitig beendet hätte. Bruder Granit wirft sich via Sozialer Medien in die Bresche, schreibt von einer «Person X», die «aufpassen» müsse. Am Ende redet Taulant von «einer Reihe von Missverständnissen». FCB und Xhaka raufen sich noch ein letztes Mal zusammen.
Ein Traum ist endgültig geplatzt
Jetzt ist trotzdem vorzeitig Schluss. Es gibt keinen Platz mehr für einen 34-jährigen Taulant Xhaka in der Talentschmiede FCB. Das wurde schon klar, als ihm Anfang Jahr die Captainbinde entzogen worden ist. Jetzt wird sein Vertrag aufgelöst.
«Ich würde mir wünschen, dass man das frühzeitig mit dem Verein kommuniziert und es ein letztes Spiel gibt, an dem ich mich richtig verabschieden kann», hat Taulant Xhaka im letzten September gesagt
Dieser Wunsch wird in Erfüllung gehen. Ein anderer könnte sich erfüllen; der von einem letzten Pokal: «Dieser Wunsch ist riesig.» Sechs Meistertitel und vier Cupsiege stehen bislang auf seiner Visitenkarte. Nur der grosse Traum, noch einmal mit Bruder Granit beim FC Basel zu spielen, der ist nun geplatzt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Basel | 23 | 25 | 40 | |
2 | FC Luzern | 23 | 7 | 39 | |
3 | FC Lugano | 23 | 7 | 39 | |
4 | Servette FC | 23 | 3 | 36 | |
5 | FC Lausanne-Sport | 23 | 10 | 35 | |
6 | FC St. Gallen | 23 | 7 | 35 | |
7 | BSC Young Boys | 23 | 6 | 34 | |
8 | FC Zürich | 23 | -2 | 33 | |
9 | FC Sion | 23 | -5 | 27 | |
10 | Grasshopper Club Zürich | 23 | -9 | 22 | |
11 | Yverdon Sport FC | 23 | -18 | 21 | |
12 | FC Winterthur | 23 | -31 | 14 |