Rasen des Schreckens in der Super League
Miese Plätze können über Meistertitel entscheiden

Die angeblichen «Rasen»-Plätze der Super League spotten derzeit jeder Beschreibung. Es gibt Teams, die sich darüber beklagen. Und solche, die die Umstände zum eigenen Vorteil nutzen. Wie Leader Servette.
Publiziert: 11.03.2025 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2025 um 08:36 Uhr
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Die Rasensituation in der Super League. Wenn das Geläuf in Sion zu den Besten der Liga gehört, sagt das auch viel über das Niveau der Plätze aus.
Foto: Blick Visuals

Auf einen Blick

  • Schlechte Rasenqualität beeinflusst Spielstile und Erfolg in der Super League
  • Servette und Luzern erfolgreich mit wenig Ballbesitz und vielen Fehlpässen
  • YB: 1 Punkt in 3 Rasenspiele, 16 Punkte in 6 Kunstrasenspiele
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Florian RazReporter Fussball

Schön, haben wir diesen kleinen Einblick ins Privatleben bekommen. Von Xherdan Shaqiris (33) Wohnsituation sind bislang ja vor allem zwei Dinge bekannt: Erstens, dass es der Streit um seinen Neubau in Rheinfelden (AG) bis vors Bundesgericht geschafft hat. Und zweitens, dass er nach seiner Rückkehr kurzfristig in sein Kinderzimmer bei den Eltern zurückgekehrt ist.

Seit Sonntag kennen wir ein weiteres Detail. Shaqiri besitzt offenbar einen Garten mit gepflegter Grünfläche. So verrät es jedenfalls Luzerns Trainer Mario Frick (50) nach dem 1:1 gegen Basel: «Vor dem Anpfiff hat mich Xherdan gefragt, ob ich extra dafür gesorgt hätte, dass der Platz so daherkommt – sein eigener Garten sei ja besser.» Womit feststeht: Shaqiri ist selbst in seiner Rasenkritik ein kreativer Ausnahmespieler.

Mehr Sand als an einem Südseestrand

Fakt ist: Die Fussballplätze in der höchsten Schweizer Liga spotten jeder Beschreibung. In Luzern liegt mehr Sand als an einem handelsüblichen Südseestrand. In Basel ist bereits die dritte Spielfläche der Saison ausgelegt. Aber wir vermuten mal: Bei Shaqiri zuhause liegen Teppiche, die weniger rutschig sind. In Yverdon waren zuletzt völlig zu Recht die Rugby-Nationalspieler unterwegs. Der Letzigrundrasen befindet sich in einer tiefen Persönlichkeitskrise. Genf hat ein Pilzproblem, Winterthur schwankt traditionell zwischen Sand- und Schlammgrube.

Und diese miesen Rasen können durchaus mit über den Meistertitel entscheiden! Das zeigt der Blick auf den Leader aus Genf. Vordergründig gelingt Servette derzeit das kleine Wunder, mässig zu spielen und trotzdem zu gewinnen. Die «Tribune de Genève» staunt: «Je schlechter Servette spielt, um so mehr Punkte holt es!»

Man kann die Genfer Auftritte aber auch anders betrachten: Trainer Thomas Häberli (50) lässt genau jenen Fussball spielen, der zu den aktuellen Verhältnissen passt. Die Servettiens tun nicht mal so, als ob sie an Ballbesitz interessiert wären. Stattdessen stehen sie im wahrsten Sinn des Wortes tief und warten darauf, dass dem Gegner der Ball verspringt.

Dann geht es rasant nach vorne, gerne mit dem weit geschlagenen Ball. Was das eigene Risiko vermindert, einen gefährlichen Ballverlust in der eigenen Defensivzone zu produzieren. Schön sieht das nicht aus. Es ist aber sehr effektiv, wenn man vorne einen Ausnahmekönner wie Miroslav Stevanovic (34) hat.

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Servette hat von den Spitzenteams am zweitwenigsten Ballbesitz (49 Prozent). Dafür spielen die Genfer als Leader die meisten Fehlpässe der ganzen Liga. Nicht, weil sie technisch schlecht wären. Sondern, weil sie wann immer möglich das schnelle Zuspiel in die Spitze suchen oder im Zweifel lieber die Kugel wegdreschen, als sie am eigenen Strafraum zu verlieren.

Ein zweites Spitzenteam fällt in dieselbe Kategorie: Mario Fricks Luzerner. Auch sie spielen derzeit gerne mal defensiv und haben gemeinsam mit Servette die drittschlechteste Quote erfolgreicher Pässe der Liga (76 Prozent) und sogar noch weniger Ballbesitz (46 Prozent). Trotzdem liegt der FCL auf Rang drei. Oder besser: genau deswegen?

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Das umgekehrte Beispiel ist der FC Lugano: Die Tessiner haben den Ball mit Abstand am längsten in den eigenen Reihen (61 Prozent) und spielen die exaktesten Pässe (84 Prozent). Das Spiel der Tessiner ist darauf ausgelegt, sich mit Kombinationen aus dem Pressing der Gegner zu lösen. Ein Stil, der schlecht zu holprigem Rasen passt. Seit dem Jahreswechsel hat Lugano in 9 Spielen 11 Punkte geholt. Zufall?

YB: Heimvorteil oder Auswärtsnachteil?

Und dann sind da noch die Kunstrasenteams. Lausanne ist grundsätzlich in einer Krise geschlittert. Bei den Young Boys aber ist der Unterschied zwischen Plastik und Natur frappant. 2025 haben die Berner in drei Spielen auf «Rasen» ein Pünktchen gewonnen. Auf Plastik dagegen stehen fünf Siege und ein Unentschieden. Nur weil YB einmal auf Lausanner Kunstrasen spielen und gewinnen durfte, wird der Heimvorteil nicht komplett vom Auswärtsnachteil aufgefressen.

Teams, die lieber spielerisch zum Erfolg kommen wollen, können sich natürlich über die schlechten Spielfelder beklagen. Cleverer wäre es vermutlich, sich den aktuellen Begebenheiten anzupassen. Gerade im Strichkampf mit YB, St. Gallen, Zürich und Lausanne könnten am Ende jene jubeln, die den realistischeren Fussball zeigen.

Sonst bleibt nur die Hoffnung, dass die Frühlingssonne die Probleme zum Verschwinden bringt.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Servette FC
Servette FC
27
9
48
2
FC Basel
FC Basel
27
27
46
3
FC Luzern
FC Luzern
27
6
44
4
FC Lugano
FC Lugano
27
4
42
5
BSC Young Boys
BSC Young Boys
27
8
40
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
27
4
39
7
FC Zürich
FC Zürich
27
-1
39
8
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
27
6
37
9
FC Sion
FC Sion
27
-6
33
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
27
-17
28
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
27
-11
26
12
FC Winterthur
FC Winterthur
27
-29
20
Meisterschaftsrunde
Abstiegsrunde
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