Sie jubelte, als hätte sie den Heugümper schon seit Kindheit in ihrem Herzen. Mit einem GC-Shirt mit der Nummer 107 – ihr Geburtstag ist der 7. Oktober – stand Jenny Wang am Sonntag in der Loge im Letzigrund. Mit dabei auch Ehemann Guo Guangchang und GC-Präsident Sky Sun. Perfektes Sommerwetter, zwei schöne Tore, ein Auftaktsieg gegen Lugano. Einziger Wermutstropfen: Nur gut 4000 Fans kommen ins Stadion. Grosse Fussball-Euphorie sieht anders aus.
Gut zwei Jahre nach der Übernahme macht das Besitzer-Ehepaar in Zürich erstmals seine Aufwartung. Laut der GC-Medienabteilung dauert die Stippvisite der Chinesen aber nur gut 24 Stunden. Ein kurzer Augenschein im Campus in Niederhasli. Der Besuch im Stadion. Händeschütteln. Ein paar Sitzungen und Gespräche.
Treffen mit Contini und Haas
Im April 2020 übernahm die Champion Union HK Holding Limited aus Hongkong 90 Prozent der Anteile des Rekordmeisters. Wang ist die Eigentümerin, ihr Ehemann der Gründer von Fosun, eines milliardenschweren Konzerns aus Schanghai, der seit 2016 den Premier-League-Klub Wolverhampton Wanderers besitzt. GC hat dank den Chinesen seine Geldsorgen vorerst los. Im zweiten Jahr stopfen die Besitzer ein Loch von elf Millionen Franken, wie Blick berichtete. Aber: Mit der Identifikation hapert es.
Die Mannschaft erfährt am Sonntag zwar vom hohen Besuch – mehr aber auch nicht. «Ich weiss nicht, ob ich sie kennenlernen werde», sagte Trainer Giorgio Contini und witzelte, er werde nun auf Youtube noch ein paar chinesische Wörter lernen. Wenige Stunden später kommt es im Hotel Five in Zürich zu einem laut Contini «gemütlichen Beisammensein». Mit dabei ist auch Sportchef Bernt Haas. Mehr als ein «Ni Hao» (Guten Tag) brauchen die beiden aber nicht, denn die ehemalige TV-Moderatorin und ihr Mann sprechen ausgezeichnet Englisch. Es ist der Abschluss eines gelungenen Tages. «Für den Verein ist es gut, dass sie mal dagewesen ist», so Contini.
Geringe Erwartungen als Vorteil
Die Spieler lässt der Trubel um den Besuch der Geldgeber kalt. Ebenso die regelmässigen Querelen in der Teppichetage. Die Aussen- und Innenansicht gehen auseinander. Rückkehrer Petar Pusic (23), der bereits seine siebte Saison mit den Hoppers in Angriff nimmt: «In der Mannschaft herrscht eine Riesenstimmung. Sie entspricht überhaupt nicht dem, was über uns geschrieben wird.» Die kritische Berichterstattung im Vorfeld der Saison ist für ihn ein Vorteil. «Es gibt keine Erwartungen an uns. Das könnte zu einer unserer Stärken werden.»
Trainer Contini sieht die negativen Schlagzeilen der letzten Wochen differenziert. «Der Tenor ist ja nicht negativ aufgrund der Art, wie wir Fussball spielen, sondern weil der Klub von Fremden geführt wird.» Er und seine Mannschaft können ihren Job in Ruhe verrichten, die Leistung gegen Lugano bestätigten den guten Eindruck aus der Vorbereitung. Das Kader ist mehrheitlich zusammengeblieben. Und mit dem Brasilianer Guilherme Schettine verpflichteten die Zürcher am Montag noch einen Stürmer. Das ist das, was für Contini zählt: «Denn der Sportchef oder der CEO haben am Wochenende noch nie ein Tor geschossen.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 15 | 4 | 23 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 15 | 3 | 23 | |
7 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
8 | FC Sion | 15 | -1 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 15 | -5 | 17 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 15 | -21 | 12 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 15 | -11 | 10 |