Erst der Dank an die mitgereisten Fans im Stade de Genève. Dann der intimere Teil in der Garderobe. So beginnen die meisten Meisternächte. Das ist im Fall der Berner Young Boys auch nicht anders. Und in der Kabine geht schon mächtig die Post ab. Während die einen mit einem Bier in der linken Hand und einem Schnitzel in der rechten Interviews geben, wie der völlig losgelöste Goalie David von Ballmoos, geben andere den Takt zu den verrückten Meistertänzen an. Im Lead ganz klar Silvère Ganvoula.
Das Bier fliesst in Strömen
Doch irgendwann gehts weiter. Ab in den Mannschaftscar. Denn im zwei Busstunden entfernten Wankdorf harren rund 800 Fans der Dinge, die da kommen. Und die Dinge, die da kommen, sind zum einen die nach Genf mitgereisten Fans in den beiden Extrazügen. Zum anderen die Mannschaft selber.
Was danach passierte? Lassen wir einen erzählen, der einen nüchternen Eindruck macht: Loris Benito. Stimmt denn das mit dem Nüchternsein? «Klar. Ich habe zwei Bier gehabt. Man muss da taktisch vorgehen, es wird diese Woche noch manche Party geben.» Ein ausgefuchster Routinier.
Also, was passierte danach, Loris Benito? «Bei denen, die spielten, ging das mit dem Bier einfacher ins System. Supergelöste Stimmung im Car. Die Box war dabei. Mit den DJs Kastriot Imeri und Cheikh Niasse.» Das bedeutet viel französischer Rap, oder? «Logisch. Aber nicht nur. Auch ein bisschen Old School zum Mitgrölen. Natürlich ‹We are the Champions›.» Und wo war «DJ Bluem», der von Fabian Rieder als grosser DJ angekündigte Lewin Blum? «Der war bisher ruhig. Da erwarte ich eine klare Steigerung.» Klare Ansage von Benito!
Raststättenbetreiber haben keine Freude an YB
Break auf dem Weg nach Bern. Laut Sandro Lauper in einem Migrolino. Benito hingegen wusste das nicht mehr so genau. «Es war eine Raststätte. Die Betreiber hatten nicht eben grosse Freude an so viel herumspringenden und schreienden Menschen, denk ich mal. Aber sie waren lieb.» Zweck des Besuchs? Sandro Lauper erklärt: «Der Alkohol auf den leeren Magen ist vielen eingefahren. Da gings dann darum, etwas zwischen die Zähne zu kriegen. Alkohol gabs keinen.» Egal. Es habe ohnehin genug Bier im Car gehabt. «Ha, Bödele», sagt Benito, der Taktierer. «Das bekannte Bödele.»
Und dann der Empfang durch die Fans. Rund 800 seien nach dem Public Viewing im Stadion geblieben. Fast vier Stunden (!) haben die ausgeharrt. Dazu gesellen sich rund 1600 der über 2000, die im Stade de Genève waren. «Unglaublich, was die für uns machen. Viele sind aus Genf direkt hierhergekommen», staunt Lauper. «Einfach Weltklasse, unsere Fans», lobt Darian Males. Das Meisterteam wird vorgestellt. Als zum Schluss auch der Trainer seinen Einzelapplaus erhalten hat, hängen alle Spieler am Gitter, singen die YB-Version von Patent Ochsners Scharlachrot. Gänsehaut.
Males' magischer Djokovic-Moment
Einer hingegen ist völlig verklärt. Strahlt wie ein Marienkäfer. Males, der Serbien-Schweizer, sagt warum: «Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Novak Djokovic getroffen. Ich konnte 20 Minuten mit ihm reden. Über serbischen Fussball. Über seine Situation, wie es da weitergeht. Mit die schönsten 20 Minuten in meinem Leben! Er ist eines meiner Vorbilder. Ich schaue zu ihm auf.» Oder kurz gesagt: Diese Begegnung und der Meistertitel, daran werde er sein Leben lang zurückdenken.
Dokumentiert mit einem Foto mit dem ebenfalls Serbien-stämmigen Filip Ugrinic und dem Tennis-Weltstar, der diese Woche die Geneva Open bestreitet und es sich als Mega-Sportfan nicht hat nehmen lassen, die Schweizer Meisterschafts-Entscheidung live mitzuerleben. Vielleicht will der Joker auch nur kapieren, wie es sein konnte, dass die Schweiz nun an den beiden letzten Weltmeisterschaften seine Serben zweimal aus dem Turnier bugsiert hat.
Party-Tross zerfällt in Grüppchen
Irgendwann ist dann Schluss. Alle Pyros abgebrannt. Cedric Itten hat immer noch die Sonnenbrille auf. Es geht weiter in der vom Gewitter abgekühlten Berner Nacht. «Geplant ist nichts, wie auch? War ja alles spontan, weil wir nicht wussten, ob wir definitiv Meister sein würden», sagt Benito. Grüppchenweise gehe es weiter. Für die einen im Café des Pyrénés. Für die anderen an der Aarbergergasse mit ihren Bars. Richtig. Es ist ja Freinacht in Bern.
Und, ja: Am Samstag gehts weiter mit Party Nummer drei nach der Pokalübergabe im Anschluss ans Spiel gegen Winterthur. Und am Sonntag mit der letzten und vierten Feier. Mit dem offiziellen Umzug vom Wankdorf auf den Bundesplatz, wo das Team der Bevölkerung präsentiert wird. Es hat durchaus auch seine guten Seiten, wenn man nicht im Cupfinal steht.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |