Exakt um 19.51 Uhr gibts kein Halten mehr. Und damit ist der Chronistenpflicht Genüge getan. Denn dann pfeift Ref Lukas Fähndrich ab. Aus, Schluss, vorbei. YB ist definitiv zum 17. Mal Schweizer Meister. Diese Zahl prangt denn auch auf den Rücken der Shirts des Meisterteams, das sich bei den Fans bedankt. Überschwänglich. Wild. Ausufernd. Und doch zivilisiert. Auch die Fans bleiben das. Und das ist in einer Zeit der grossen Diskussionen um Kurvenschliessungen und personalisierte Tickets wohltuend.
Klar. Es ist eine Raketen-durchsetzte Pyro-Orgie, die aus dem Gästesektor kommt. Klar, die Fans klettern über die Balustrade. Aber nicht über die zweite Bande. Sie bleiben damit innerhalb des Sektorenperimeters. Chapeau!
Von Ballmoos sucht Zigarre
Chapeau auch für den Wahnsinns-Support im Meisterspiel im Stade de Genève. Und für das feine Sensorium, das die Fans bei ihren Spruchbändern entwickelt haben. «Nüt isch säubverständlech. Aues historisch.» Die Helden auf dem grünen Rasen werden jedenfalls später nicht müde zu betonen, wie wahr das ist. Dass kein Titel selbstverständlich ist. Auch nicht der, den der Liga-Krösus holt.
Und so fällt denn der Jubel auch riesig aus! In der Garderobe feiern die Jungs mit Tänzen, die man nicht so genau definieren kann. Nach dem Verspritzen von Schaumwein auf dem Feld fliesst nun helvetisches Bier in Strömen. Goalie David von Ballmoos sucht fast schon verzweifelt nach einer Meister-Zigarre. Captain Fabian Lustenberger guckt ganz entgeistert, als er zum weiteren Programm der Nacht befragt wird, weil er doch in den Vorjahren durchaus als Zeremonienmeister durchgegangen war.
Trainer Joël Magnin hört nicht auf, seinem Assistenten Gérard Castella Küsschen zu geben. Dieser erinnert sich an das, was vor 25 Jahren war. Auf zwei Wochen genau wurde er mit Servette 1999 zum Genfer Meistertrainer.
Gerüchte um Magnin-Wechsel zu Ligue-1-Klub Stade Reims
Diesmal sind die Grenats nur Staffage für die grosse YB-Party. Und der Mann, der sie krönt, ist kein Torschütze vom Dienst. Der vierte Meisterschütze in der YB-Geschichte der Neuzeit heisst Mohamed Ali Camara. Der Abwehrchef. Captain in Vertretung von Lustenberger und von Ballmoos. Meisterschaftstore bislang: null! Und nun versenkt er diese Ecke von Lakomy, die just zum Anbruch der YB-Viertelstunde alle Dämme brechen lässt. Der Guineer ganz ruhig: «Es ist ein Gefühl von Befriedigung und Freude.» Und zum Moment des Tores? «Ich sah den Ball kommen. Ging da voll drauf. Und er war drin. Das war nicht speziell – aber gut für uns alle.»
Und in Adiletten hat Camara das Tor auch nicht gemacht, wie Magnin noch dem Quasi-Feststehen des Titels mit dem 2:1 gegen St. Gallen am Donnerstag noch angedeutet hatte. Danach sagte der Interimscoach lachend: «Aber wir hätten die Adiletten bei diesem Wolkenbruch gut gebrauchen können, siehste!» Artig bedankt sich der Neuenburger bei seinem Vorgänger Raphael Wicky und seinem Staff.
Nun gehts zurück zur U21. Oder doch nicht? Ein Meistertrainer in der Schweiz ist in der Regel immer irgendwo begehrt. So soll Magnin auf der Shortlist von Ligue-1-Klub Stade Reims stehen. Magnin weiss von nichts: «Lass uns heute erst mal feiern.»
Und dann zum Schluss gegen Winterthur – wären dann Adiletten angebracht? Denn dann gehts um rein gar nichts mehr. «Halt», wirft Magnin ein. «Überhaupt nicht! Es gibt Spieler zu feiern, die aufhören. Wie unser Captain. Er verdient eine grosse Bühne für seinen Abschied.» Bis dann wird aber in Bern schon einiges abgefeiert sein. Garantiert!
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |