Camara-Tritt steht sinnbildlich für YB-Pleite
3:16
Luzern – YB 5:0:Camara-Tritt steht sinnbildlich für YB-Pleite

«Leider ist mir ein Fehler unterlaufen»
YB-Coach Contini erklärt seine kryptischen Andeutungen

YB kassiert beim 0:5 in Luzern eine Ohrfeige und erleidet einen herben Rückschlag im Kampf um den Meistertitel. Auch Aussagen von Giorgio Contini nach dem Spiel sorgen für Wirbel.
Publiziert: 14.04.2025 um 19:21 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2025 um 20:46 Uhr
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YB-Trainer Contini erklärt die 0:5-Schmach in Luzern.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • YB-Trainer Contini erklärt Niederlage gegen Luzern und klärt missverständliche Aussagen auf
  • Contini betont intaktes Mannschaftsklima und konstruktives Verhältnis zum Sportchef
  • YB liegt acht Punkte hinter Tabellenführer Basel, Platz 2 bleibt realistisches Ziel
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Die grosse Berner Aufholjagd endet in einer Frontalkollision. Nach der 0:5-Klatsche in Luzern liegt YB in der Tabelle plötzlich wieder acht Punkte hinter dem Leader aus Basel. Und auch in der Jahrestabelle hat der FCB plötzlich die Nase vorne. Zudem sorgen die kryptischen Aussagen von Trainer Giorgio Contini (51) nach dem Spiel für Aufsehen. Im Interview mit Blick nimmt der YB-Trainer einen Tag nach dem Debakel Stellung.

Wie geht es Ihnen, nachdem Sie eine Nacht über die Partie geschlafen haben?
Giorgio Contini: Gut, danke. Ich erhole mich schnell, sobald ich zur Mannschaft gesprochen habe.

Was haben Sie ihr gesagt?
Ich musste ein paar Sachen ansprechen, auch dass wir in solchen Spielen zu wenig souverän sind. Obwohl die Situation, das Erreichen der Top 6, eigentlich Kräfte hätte freisetzen sollen, nachdem wir wochenlang unter Druck gestanden haben.

Haben Sie eine Erklärung für diesen Absturz?
Wir gehen im Moment mit Dingen, die nicht nach Wunsch laufen, schlecht um. Das kann ein Fehlpass sein, eine vergebene Torchance, ein Gegentor oder ein Ausfall wie bei Loris (Benito - Red.). Dann ist das Selbstvertrauen weg, das haben wir immer wieder erlebt. Das kriegen wir noch nicht raus. Aber es war keine Arbeitsverweigerung, wie einige Medien geschrieben haben.

Ihre Aussage nach dem Spiel, «wenn ich sagen würde, was ich weiss, würde das die nächsten vier Wochen in den Zeitungen stehen» könnte man so interpretieren, dass bei YB vieles im Argen liegt.
Leider ist mir ein sprachlicher Fehler unterlaufen. Ich hätte anstatt wissen denken sagen sollen. Richtig wäre in diesen Momenten des Frusts gewesen: Wenn ich sagen würde, was ich denke.

So schlimm steht es also nicht um YB, trotz der höchsten Zu-Null-Pleite seit 2014.
Nein, auch wenn meine unglückliche Aussage Raum für Interpretationen gelassen hat. Ich weiss, dass die Mannschaft nach dem Yverdon-Spiel sehr enttäuscht war, weil wir dort ja die Möglichkeit gehabt hätten, in einem Heimspiel als Favorit richtig heranzukommen. Ganz haben wir das wohl nicht aus den Köpfen gebracht, obwohl wir gegen Luzern gut ins Spiel gefunden haben.

Aber zwischenmenschlich gibts in Bern keine Probleme?
Nein. Das Verhältnis zum Sportchef ist sehr eng und konstruktiv. Und das Innenleben der Mannschaft ist intakt. Ich führe das Team sehr eng und hätte, falls negative Strömungen aufgekommen wären, diese im Keim erstickt. Es ist aber nicht meine Art, Spieler öffentlich an den Pranger zu stellen.

Aber Ali Camara werden Sie sich schon vorgeknöpft haben?
Mit seiner Sperre ist er genügend bestraft, die Saison ist für ihn praktisch gelaufen. Damit schadet er in erster Linie sich, aber natürlich auch dem Team. Ein Spieler mit seiner Erfahrung darf nicht dreimal in einer Saison vom Platz fliegen, aber das weiss er selbst.

Man hat das Gefühl, dass YB ins Straucheln kommt, sobald es Widerstände gibt.
Nein. Dieses Gefühl hatte ich zwar lange auch, aber in diesem Bereich haben wir eine Entwicklung gemacht. Denn sonst hätten wir in Genf gegen Servette nicht 1:0 gewonnen, obwohl wir nicht gut im Spiel waren. Wir sind aber solidarisch aufgetreten und haben alles reingelegt, um den Sieg zu verteidigen. Und beim 1:1 gegen Yverdon haben wir erstmals in der Liga nach einem Rückstand etwas Zählbares geholt, was wir ja auch schon im Cup gegen den FCZ geschafft haben.

In der Offensive harzt es, ausser Christian Fassnacht trifft keiner.
Ja, da haben wir momentan ein Problem, wir sind extrem Fasi-lastig, uns fehlen andere Torschützen.

Gibt es eine Begründung dafür?
Unser Spiel soll vertikal und schnell nach vorne sein. Mit den Ausfällen von Colley und Monteiro fehlen uns zwei Spieler mit überdurchschnittlichem Tempo. Auch wenn sie vielleicht nicht immer geskort haben, haben sie dafür gesorgt, dass die gegnerische Abwehr ein Problem und den Fokus auch auf sie zu richten hatte.

Auch in der Abwehr gibts Probleme, Camara ist sechs Spiele gesperrt, Benito ist wieder einmal verletzt.
Wir sind – die Partie gegen Luzern ausgenommen – defensiv stabiler geworden, weil wir hinten eingespielt waren und kaum wechseln mussten. Momentan haben wir mit Lauper und Zoukrou noch zwei Innenverteidiger. Das wird eine Herausforderung, aber es bringt nichts, Trübsal zu blasen. Wir wollen das Beste aus der Situation machen.

Sie haben trotz der Schlappe in Luzern das Zwischenziel, die Qualifikation für die Meisterrunde erreicht. Was sind die neuen Ziele?
Wir wollen das Maximum herausholen, aber nach einem 0:5 vom Meistertitel zu sprechen, wäre vermessen. Zudem ist der FCB vorne weg, Platz 2 ist realistisch. Und wenn Basel doch noch stolpern sollte, wollen wir profitieren und näher rücken.

Wird nun der Cup noch wichtiger, will man doch zumindest einen Titel gewinnen?
Ein Titel ist immer sehr wichtig für einen Klub und der Cup für uns ein grosses Ziel, zumal der Cupsieg die direkte Qualifikation für eine europäische Gruppenphase bringt. Biel im Halbfinal ist ein sehr spezielles Spiel. Wir dürfen den Gegner auf keinen Fall unterschätzen.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Basel
FC Basel
32
35
58
2
Servette FC
Servette FC
32
8
52
3
FC Luzern
FC Luzern
32
11
51
4
BSC Young Boys
BSC Young Boys
32
6
50
5
FC Lugano
FC Lugano
32
3
49
6
FC Zürich
FC Zürich
32
-3
47
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
32
6
44
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
32
2
44
9
FC Sion
FC Sion
32
-9
36
10
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
32
-10
33
11
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
32
-19
33
12
FC Winterthur
FC Winterthur
32
-30
27
Meisterschaftsrunde
Abstiegsrunde
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