Legende Erni Maissen zum Klassiker
«Zu meiner Zeit war die Rivalität zwischen dem FCZ und Basel grösser!»

Wer wie Benjamin Kololli plötzlich für den Erzrivalen spielt, muss mit einem Spiessrutenlauf rechnen. FCB-Legende Erni Maissen (66) kann ein Lied davon singen.
Publiziert: 21.01.2024 um 11:02 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2024 um 12:54 Uhr
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Trägt seit Jahresbeginn den FCB-Dress: Benjamin Kololli (l.).
Foto: Urs Lindt/freshfocus

Benjamin Kololli (31) wird eine dicke Haut brauchen, wenn er heute im Letzigrund zum ersten Mal für seinen FC Basel auflaufen wird. Und zwar nicht wegen der frostigen Temperaturen. Sondern weil ihm die Zürcher Südkurve wohl einen heissen Empfang bereiten wird. Vor etwas mehr als zwei Jahren bezeichnete Kololli die FCZ-Anhänger als «die mit Abstand besten der ganzen Schweiz», nun trägt der Romand plötzlich Rot-Blau – und kann sich auf einen Spiessrutenlauf gefasst machen.

Sorgen, dass Kololli deswegen mit den Nerven am Ende sein wird, hat sein Trainer, Fabio Celestini, aber nicht: «Er wird 110 Prozent geben. Die letzten 10 Prozent vielleicht dank der Pfiffe. Wenn du bei einem Auswärtsspiel ausgepfiffen wirst, ist das immer etwas Gutes. Spieler, die schlecht spielen, werden nie ausgepfiffen.» 

«Damit musst du fertig werden»

Einer, der weiss, was es heisst, von einem Erzrivalen zum anderen zu wechseln und ausgepfiffen zu werden, ist Erni Maissen. Im Sommer 1982 geht der Reinacher vom FCB zum FCZ. An seine erste Rückkehr ins Joggeli hat er nur semi-gute Erinnerungen: «Es war sehr unangenehm für mich. Klar haben mir die FCB-Fans nicht zugejubelt. Aber mit solchen Dingen musst du als Profi fertig werden.» 

Früher sei die Rivalität zwischen dem FCZ und dem FCB gar noch grösser gewesen, so Maissen. Weil es mehr Basler und Zürcher in den jeweiligen Reihen gegeben habe. «Heute ist das anders, weil mehr oder weniger alles Söldner auf dem Rasen stehen und viele Spieler gar nicht mehr wissen, um was es überhaupt geht. Die haben die DNA gar nicht.»

Einer, der die DNA hätte, heisst Taulant Xhaka. Doch der FCB-Terrier fehlt gesperrt. Zum wiederholten Mal. Maissen: «Er steht sich leider selbst im Weg. Vielleicht lernt er es ja dann bei den Senioren. Und vielleicht ist es sogar besser, wenn er gegen den FCZ nicht spielt. Weil er der Mannschaft mit seinem Verhalten schadet. Im Klassiker hats schon genug Emotionen drin, die muss man nicht noch schüren.»

Kololli kennt den Klassiker

Auch Kololli weiss, wie viele Emotionen im Duell der ewigen Rivalen drin sind. Insgesamt achtmal stand er mit dem FCZ gegen den FCB auf dem Platz. Am emotionalsten wirds im April 2019, als die Basler den Cup-Halbfinal mit 3:1 für sich entscheiden und es gegen Ende der Partie zur Rudelbildung kommt. 

Knapp fünf Jahre später trägt er Rot-Blau statt Blau-Weiss. Und er dürfte sich mittlerweile darüber ärgern, die FCZ-Fans als die «mit Abstand besten der Schweiz» bezeichnet zu haben. «Als Fussballprofi muss man manchmal aufpassen, was man sagt. Weil man nie weiss, wo man noch landen wird», sagt Maissen. 

Er selbst hätte zu Beginn seiner Profizeit aber wohl auch nicht gedacht, dass er einst für den FCZ spielen werde. Wie's dazu gekommen ist? «Ich teilte in der Nati ein Zimmer mit dem damaligen FCZ-Spieler Heinz Lüdi, und aus diesen Gesprächen heraus hat sich das ergeben», so Maissen.

Nach nur einem Jahr aber kehrt der Reinacher aber wieder zu seinem FCB zurück. «Es hat nicht funktioniert, wir hatten Theater innerhalb der Mannschaft», erinnert sich Maissen. Trotz Kurz-Abstecher aber wird der mittlerweile 66-Jährige in Zürich noch immer herzlich begrüsst. 

Kololli: «FCB ist der grösste Klub der Schweiz»

Herzlicher jedenfalls als Benjamin Kololli. Darauf angesprochen, dass ihn die FCZ-Fans wohl nicht mit Jubelstürmen empfangen werden, antwortet der 32-Jährige Anfang Januar: «Wäre ich noch jünger, wäre es sicher schwieriger für mich. Aber jetzt habe ich die nötige Erfahrung und kann mit solchen Dingen umgehen.» Er habe drei schöne Jahre in Zürich gehabt, so Kololli. Mittlerweile aber schlage sein Herz rot-blau: «Ich bin jetzt beim FCB, und ich werde alles dafür geben, dass der Klub in der Tabelle wieder nach oben kommt.» 

Schliesslich sei der FCB der «grösste Klub der Schweiz», so Kololli. Eine Aussage, die wohl kein FCZ-Fan teilen dürfte. 

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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