Es gibt Fussballer, die schreiben ellenlange Whatsapp-Nachrichten, wenn sie mit einem Artikel nicht einverstanden sind. Und dann gibts Typen wie Timm Klose. Die nehmen das Ganze relaxed. Als Blick vor rund einer Woche schreibt, der 17-fache Nationalspieler sei derzeit ohne Klub und laboriere auch noch an einer Verletzung rum, meldet sich Klose öffentlich via Instagram. «Lieber Blick, alles richtig, aber verletzt bini nit. Darf mi bi dr U21 vom FCB fit halte und mittrainiere.»
Und das tut Klose jeden Tag. «Ich bin froh, hat mir der FCB diese Möglichkeit gegeben. So bleibe ich im Business drin, zwinge mich dabei zu sein, in der U21 herrschen professionelle Strukturen. Hätte ich alleine trainieren müssen, wäre ich vielleicht aus dem Rhythmus gefallen.»
Klose verzichtet auf Geld
Ende August löst Klose seinen Vertrag bei Norwich auf, verzichtet auf einen Haufen Geld. Weil er spielen will statt beim Premier-League-Aufsteiger bloss auf der Tribüne zu sitzen. «Nach Australien würde ich sofort gehen. Oder nach Japan, nach Amerika», sagt der 33-Jährige. «Wenn wir ein Abenteuer machen können, dann machen wir eins.» Typisch Klose!
Als Jugendlicher arbeitete er einst als Handlanger auf dem Bau, war Gipser, riss Wände ein. In einem Architekturbüro war er der Sekretär der Sekretärin, ehe er sich als Verkäufer von Herren-Unterwäsche einen Namen machte. «Meine Eltern bestanden darauf, dass wir schon früh unser eigenes Geld verdienten», sagt Klose.
Die schlechteste Saison der Basler Super-League-Geschichte
Als Profi-Fussballer kassiert er Millionen, spielt mit Wolfsburg Champions League, mit Norwich Premier League, 17 Mal für die Nati. Aber bloss 29 Mal für seinen Herzensklub, den FC Basel. Als er im Sommer vor einem Jahr ins Joggeli kommt, will er eine Ära prägen. Was folgt, ist die schlechteste Saison der Basler Super-League-Geschichte. 31 Punkte Rückstand auf YB, 2:6-Heimpleite im Cup gegen Winterthur, Peinlich-Aus in der Europa-League-Quali gegen Sofia.
Und mittendrin: Timm Klose. «Ich bin aus einer Verletzung gekommen, hatte kaum Spielpraxis, war mit Schmerzen unterwegs und habe selber gemerkt, dass es manchmal nicht so gut lief», sagt der Innenverteidiger. Seine Saison sei jetzt zwar nicht unterdurchschnittlich schlecht gewesen, aber halt auch nicht überdurchschnittlich gut.
Hauptproblem sei wohl gewesen, dass er zu viel gewollt habe. «Du kommst nach Basel und alle stellen dich auf eine Leiter, weil du in der Premier League gespielt hast und ich habe mir selber eingeredet, dass ich den Unterschied machen muss. Ich habe mir zu viel Druck gemacht, keine Fehler zugelassen, nach schlechten Spielen tagelang gehadert.»
Unter Degen keine Chance
Dass es beim FCB zu jener Zeit an allen Ecken und Enden brennt, die Fans gegen Burgener auf die Strasse gehen, das Ganze in einem Übernahme-Scharmützel endet, hat auch nicht unbedingt zu verbesserten Leistungen beigetragen. «Solche Situationen sind schwierig, ich bin ja immer noch Fan und dann versuchst du zu helfen, die Feuer zu löschen, begibst dich auf Nebenschauplätze, sprichst mit den Fans, mit der Führung, mit den Spielern. Ich wollte zu viel.» Seine Frau sagt, er sei zu lieb für dieses Business, so Klose. «Aber ich bin so wie ich bin. Ich kann ja nicht plötzlich ein anderer Mensch werden.»
Dass er noch beim FCB spielen würde, hätte Bernhard Burgener den Machtkampf gewonnen, ist anzunehmen. Unter der neuen Führung aber hatte Klose keine Chance. «Als ich die Gespräche mit Dave (David Degen, d.Red.) führte, habe ich schnell rausgehört, was Sache ist.» Er sei nicht gerade wutentbrannt aus dem Büro gerannt, aber es sei trotzdem nicht einfach gewesen, die Entscheidung zu akzeptieren.
Spass mit den jungen Spielern
Nun ist er wieder beim FCB, wenn auch nur im Training der U21. Hadern will Klose deswegen nicht, im Gegenteil, er siehts positiv. «Es macht Spass mit den jungen Spielern und ich versuche ein gutes Vorbild zu sein.» Er sei im ständigem Austausch mit Nachwuchschef Remo Gaugler und U21-Coach Marco Schällibaum. Dass Klose nach dem Ende seiner Aktivkarriere dem Fussball wohl erhalten bleiben wird, ist kein Geheimnis. Das B-Diplom hat er bereits absolviert, ein Studium im Sportmanagement abgeschlossen. Die Zukunft? Aufgegleist.
Die Gegenwart heisst aber noch immer Profifussball. Wohin es den 33-Jährigen ziehen wird, ist noch nicht bekannt. Dass es ein Abenteuer werden wird, ist aber wahrscheinlich. Oder um es wie Klose zu sagen: «Wenn wir ein Abenteuer machen können, dann machen wir eins.»
Mehr zur Super League
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |