Blick: Herr Hüppi, haben Sie schon schlaflose Nächte wegen eines möglichen Abstiegs?
Matthias Hüppi: Nein, ich habe keine schlaflosen Nächte, aber ich wache relativ häufig auf, weil sich die Gedanken in meinem Kopf drehen. Das ist in dieser Zeit mit all ihren Herausforderungen ja nicht erstaunlich. Es kommt einiges zusammen: die sportliche und die wirtschaftliche Situation, die unsicheren Perspektiven in Bezug auf die Stadionöffnung. Das beschäftigt alle in unserem Team auf und neben dem Platz. Ich möchte diesem Team eine Stütze sein.
Wie würde der Plan B aussehen bei einem möglichen Abstieg?
Wir haben alle Karten selbst in der Hand. Und werden alles dafür tun, dass es gut kommt.
Nochmals: Haben Sie wirklich keinen Plan B für den Abstieg?
Das ist auch ein psychologischer Aspekt. In diesem volatilen Geschäft musst du sehr vieles aus der Situation heraus entscheiden, agieren, aber auch reagieren können, ohne Panik zu verbreiten. Selbstverständlich würden wir unserer Pflicht nicht nachkommen, wenn wir nicht möglichst alle Szenarien berücksichtigen würden. Aber wir hausieren nicht damit. Das passt nicht zum Spitzensport. Es gibt fast keine schwierigere Situation für einen Athleten als das Gewinnen-Müssen. Auf Kommando beispielsweise die Abfahrt in Kitzbühel zu gewinnen, ist fast unmöglich. Dann beginnen die Probleme schon in der Mausefalle und dann erst recht im Steilhang. Es gibt ganz wenige Ausnahme-Cracks, die trotzdem locker bleiben und es schaffen. Und darum: Es wäre völlig falsch, das Spiel gegen Vaduz, vor dem wir grossen Respekt haben, hochstilisieren und zu einem Finalspiel ausrufen zu wollen. Denn es ist klar, dass es in allen restlichen sechs Spielen um alles geht.
Werden die Fünfjahresverträge von Trainer Peter Zeidler und Sportchef Alain Sutter auch in der Challenge League gültig sein?
Wir haben immer gesagt, dass wir langfristig zusammenarbeiten wollen. Wir bleiben auf unserem Weg, unabhängig von einem allfälligen Sturm.
Was ist schief gelaufen diese Saison? Vor einem Jahr hattet Ihr eine Hand am Meisterbecher…
Mir ist klar, dass jetzt das Bild des Höhenflugs gebraucht wird, und der Turbulenzen, in die du geraten kannst. Es hat meiner Meinung nach eine gewisse Logik darin, dass man das, was in der letzten Saison passiert ist, mal verarbeiten muss, jeder Spieler für sich, der ganze Klub, auch das Umfeld. Und dass es dann passieren kann, in eine Baisse zu geraten. Ziel ist es, wieder eine stabile Fluglage zu erreichen. In die können wir immer noch kommen. Dafür geben wir alles.
Entscheidend ist sicher, dass Ihr die Abgänge von Itten, Demirovic und Hefti nicht eins zu eins ersetzen konntet, oder?
Wer mich kennt, weiss, dass ich nicht denen nachtrauere, die nicht mehr da sind. Das waren hervorragende Spieler, die beim FC St. Gallen eine grosse Entwicklung machen konnten. Als diese drei Spieler zu uns gekommen sind, hatten sie noch nicht das gleiche Niveau wie dann, als sie weitergezogen sind. Auch die neuen Spieler entwickeln sich weiter, und ich möchte sie und alle andern im Team und im Trainerstaff unterstützen und stärken, gerade jetzt in dieser herausfordernden Phase. Ob das Fundament und die Stützen halten, zeigt sich immer erst, wenn es stürmisch wird. Wenn die Sonne nicht jeden Tag vom blauen Himmel scheint, sondern dann, wenn’s ungemütlich und unruhig wird. Jetzt sind wir in einer Situation, in der wir einfach alle Kräfte bündeln und uns gegenseitig stärken müssen. Ich habe grosses Vertrauen und bin überzeugt, dass wir da rauskommen.
Welche hundert Personen lasst ihr am Samstag ins Stadion?
Am liebsten würden wir alle 9200 Saisonabonnenten reinlassen. Hundert ist nichts in einem so grossen Stadion. Wir versuchen, es so sinnvoll und gerecht wie möglich zu lösen.
Werdet ihr neben Jordi Quintillà noch weitere Leistungsträger verlieren?
Im Moment reden wir über alles, aber sicher nicht über mögliche Mutationen im Kader. Jetzt gilt es die Kräfte zu bündeln. Jetzt ist jeder aufgerufen, die nächsten Schritte mit der Mannschaft zu machen. Niemand, der bei uns spielt oder sonst Verantwortung trägt, darf jetzt an seinen persönlichen möglichen nächsten Schritt denken. Es geht nur um den Klub, um unseren FC St.Gallen. Ich glaube, dass das alle Beteiligten wissen.
Wie steht es um die Verträge von Alessandro Kräuchi und Miro Muheim? Mit einer Verlängerung könnte man ja auch ein Zeichen setzen...
Diese laufen nach einer gewissen Anzahl Spiele weiter. Aber glauben Sie mir, im Moment steht diese Thematik nicht im Vordergrund. Es geht einzig und allein um die nächsten Spiele.
Und dort nicht in letzter Minute die Punkte aus der Hand zu geben...
Manchmal kommt es mir vor wie bei Sisyphus, der zur Strafe einen Felsbrocken den Berg hinaufschieben musste, und immer, wenn er oben war, fiel der Felsbrocken wieder herunter. Wir sind nicht mit dem Felsbrocken unterwegs, aber wir transportieren den Ball richtig in den Sechzehner des Gegners und dann spickt er irgendwie auch wieder zurück und nicht dorthin, wo er sollte. Diese Punkte sind aber erkannt und die sprechen wir auch ganz klar intern an. Und ich mache ganz sicher niemandem den Gefallen, Hektik zu verbreiten und laute Reden zu schwingen. Das bringt nichts. Konzentriert weiter zu arbeiten hingegen schon. Der Weg ist noch sechs Spiele weit.
Oder gar zehn mit Barrage, Halbfinal und Cupfinal…
Das haben Sie gesagt… Nein, wir müssen mit geschlossenen Reihen die Mischung zwischen Anspannung und Lockerheit suchen und finden und dem Druck gemeinsam Stand halten.
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Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |