Grosse Ambitionen, viele Egos
Vier Gründe, warum die Super League ein Thriller wird

Sechs Tage nach dem EM-Final in Berlin beginnt bereits wieder die Super League. Fast alle Teams habe hohe Ambitionen, weshalb die Rechnung nicht für alle aufgehen kann. Es kündigt sich ein Thriller an.
Publiziert: 19.07.2024 um 12:16 Uhr
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Aktualisiert: 19.07.2024 um 12:20 Uhr
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Kehrt beim FC Zürich nach vielen Personalwechseln Ruhe ein?
Foto: Pius Koller
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Die fussballerische Qualität der Super League ist überschaubar. Allein die geringe Anzahl Einsatzminuten von Super-League-Spielern an der EM in Deutschland zeigt, dass die hiesige Liga immer mehr zur Ausbildungsliga und zu einem Sprungbrett für ausländische Talente verkommt.

Tut das der Spannung Abbruch? Nein. Denn es gibt genügend Gründe, warum auch diese Saison viel Unterhaltung bieten wird. Blick nennt vier:

Offener Meisterkampf

Meister werden muss nur YB. Doch die Konkurrenz hat im Frühling gespürt, dass die Berner nicht mehr in einer eigenen Liga spielen. Hinzu kommt die Belastung Europacup, hat doch YB nach der Reform der Gruppenphasen in der Champions und der Europa League neu acht zusätzliche Termine im Herbst. Immerhin: Die Berner haben das nötige Kleingeld, um – falls nötig – noch den einen oder anderen Transfer zu tätigen.

Diese Mehrfach-Belastung könnte auch Lugano und Servette (sowie dem FCZ und St. Gallen) blühen. Die Tessiner müssten den Beweis antreten, dass sie aus der vergangenen Saison, als sie den Titel bereits im Herbst verspielt hatten, gelernt haben und nun gefestigter durch die englischen Wochen kommen würden. Und Servette muss zeigen, dass der Wechsel von Erfolgstrainer René Weiler auf den Stuhl des Sportchefs keine sportliche Schwächung zur Folge hat.

(Fast) alle wollen in die Top 6

Die Ansprüche sind hoch, bei (fast) allen Teams. Lausannes Präsident Leen Heemskerk spricht aus, was viele denken: «Wir wollen in die Top 6 – und zwar von Beginn an.» Die drei Meisterkandidaten sowie Zürich, St. Gallen, Basel, Luzern, Sion und eben Lausanne sehen sich ebenfalls in der oberen Tabellenhälfte.

Mit dem Fall in die Relegation Group könnten wohl nur GC, Yverdon und Winterthur leben. Mit dem Abstieg wollen selbstredend aber auch die drei nichts zu tun haben. Eine Gleichung, die nicht aufgeht. Denn am Schluss gucken zwei in die Röhre, wobei der Zweitletzte immerhin die Möglichkeit hat, dem Abstieg via Barrage zu entrinnen. Auf diesen Nervenkitzel hat aber niemand wirklich Lust. Da muss man nur GC-Captain Amir Abrashi fragen.

Heisst: Die Fallhöhe ist hoch, für alle Teams. Und jetzt schon ist klar: Bereits während der Saison wird es mehr Enttäuschte als Zufriedene geben. So viele wie seit Jahren nicht mehr.

Grosses Chaospotenzial

Da die sportliche Gleichung für viele nicht aufgehen wird, herrscht Chaospotenzial hüben wie drüben. Wie kurz die Zündschnur bei einigen ist, zeigt der Blick auf die vergangene Saison, als nur der FC Winterthur ohne Klamauk durchkam und – wen wunderts? – zum Überraschungsteam wurde. Und sonst: Besitzerwechsel, Aktionärsstreit, ein Hire and Fire bei den Sportchefs und Trainern. Nur Lugano, Luzern und Aufsteiger Sion starten mit demselben Duo in die Saison wie vor einem Jahr ...

Besonders gefährdet ist Luzern, aber auch St. Gallen. Der FCSG stand jahrelang für Kontinuität schlechthin. Nun haben innerhalb eines halben Jahres der Sportchef (Sutter) und Trainer (Zeidler) die Ostschweizer Idylle verlassen. Ihre Nachfolger Roger Stilz und Enrico Maassen werden an den Erfolgen ihrer Vorgänger gemessen. Immerhin: Mit den Teamstützen Lukas Görtler und Jordi Quintilla konnte langfristig verlängert werden.

Und in Luzern? War es zuletzt ruhig geblieben – und trotzdem brodelt es hinter den Kulissen. Wie geht es im Aktionärsstreit weiter? Was ist, wenn es sportlich wieder nicht läuft? Kommt es irgendwann zum grossen Knall?

Grosse Egos, potente Geldgeber

Fehlt es auf dem Platz teilweise an grossen Persönlichkeiten, sind diese in den Chefetagen oder im Umfeld der Klubs zuhauf vertreten: Christoph Spycher in Bern, Ancillo Canepa und Milos Malenovic in Zürich, David Degen in Basel, Bernhard Alpstaeg in Luzern, Matthias Hüppi in St. Gallen, Christian Constantin in Sitten, René Weiler in Genf oder die teils sehr potenten ausländischen Geldgeber bei GC, in Lausanne, Lugano und Yverdon.

In Basel scheint der umtriebige Präsident David Degen verstanden zu haben, dass weniger Aktionismus im Fussball oft mehr ist. Ähnliches gilt für Christian Constantin im Wallis. Aber der Transfersommer ist noch lang. Beim FCZ ist zu hoffen, dass nach turbulenten neun Monaten, mit sehr vielen Personalwechseln, auf der Funktionärsebene Ruhe einkehrt. GC-Sportchef Stefan Schwarz verspricht Geduld, denn auch die Investoren von LAFC hätten gemerkt, dass man dem Rekordmeister nicht von heute auf morgen zu altem Glanz verhelfen kann.

Die Gretchenfrage wird sein: Wer behält die Nerven, auch wenn es sportlich nicht so läuft, wie erwartet? Es gibt viele Anzeichen, dass die Super League Ausgabe 2024/25 für Spektakel sorgen wird. Auf und neben dem Platz. Sportliche Qualität hin oder her.

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Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
18
6
31
2
FC Basel
FC Basel
18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
18
9
30
4
FC Luzern
FC Luzern
18
3
29
5
Servette FC
Servette FC
18
2
29
6
FC Zürich
FC Zürich
18
-1
27
7
FC Sion
FC Sion
18
4
26
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
6
25
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
-4
23
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
18
-12
17
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-10
15
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-24
13
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