Neue Saison, neues Glück. Schaut man sich die letzte Saisonprognose von Blick-Kolumnist Kubilay Türkyilmaz (57, 62 Länderspiele, 34 Tore; 194 NLA-Spiele, 108 Tore) in der Retrospektive an, stellt man fest: Er hatte die ersten Zwei richtig getippt (YB vor Lugano), den FCB-Totalabsturz nicht vorausgesehen und mit Yverdon als Absteiger falschgelegen. Es wurde Stade-Lausanne-Ouchy.
Es besteht also Hoffnung, dass das mit der Meisterprognose diesmal auch eintritt. Derweil die Voraussage, dass Lausanne absteigt, auf wackligeren Füssen zu stehen scheint. Kubi sagt denn auch: «Zwischen den Teams, die sich um die beiden letzten Plätze balgen, wird es ultraeng. Es kann jeden der letzten Drei treffen. Also Winterthur, GC und Lausanne. Vielleicht auch Luzern.»
Kein Geld für Transfercoups
Eine Saisonprognose sei heuer unglaublich schwierig abzugeben. Warum? «Offenbar fehlt den Schweizer Klubs das Geld an allen Ecken und Enden. Keiner landete einen Transfercoup. Viele Spieler, die man holte, sind Potenzialspieler. Oder Spieler, auf die man wetten kann. Ich nenne sie deshalb Wettspieler. Man hat keine Ahnung, ob sie einschlagen werden. Weshalb die Wettquoten meistens hoch wären.» Eine verlässlichere Prognose sei eigentlich erst nach einigen Runden abzugeben, wenn absehbar ist, in welche Richtung es gehen könnte.
Machen wir aber nicht. Wir wollen es zu Saisonbeginn wissen!
Das Meisterrennen
Diesmal schafft es Lugano! Zanotti und Dos Santos sind grosse Verstärkungen. Der Italo-Verteidiger wird im Tessin richtig durchstarten. Die 23 Tore von Dos Santos in der Challenge League sind auch für die Super League eine Hausmarke. Den Abgang von Topskorer Zan Celar macht Kacper Przybylko locker wett. Der Junge, der im Februar aus den USA kam, hat sich nun eingelebt und eine komplette Vorbereitung gemacht. Er ist gut für zwanzig Tore! Mattia Croci-Torti, ein Top-Coach, ist trotz vieler Angebote noch da. Weil er erst Ende Saison gehen will. Als Meistercoach!
Der einzige Konkurrent von Lugano ist YB. Das Meisterteam ist ja mit Ausnahme von Amenda zusammengeblieben. Aber das ist eine Mannschaft, die zu Frühlingsbeginn derart in Schwierigkeiten geriet, dass sogar ein Trainerwechsel nötig wurde. Patrick Rahmen wird es weiter stabilisieren und taktisch disziplinieren. Doch das erwartete Spektakel wirds nicht geben. Nicht wegen Rahmen, sondern weil die Spieler keine Spektakelspieler sind.
Der Wettlauf um Europa
Auf Platz drei sehe ich den FCZ. Mir gefällt die Arbeitsweise von Ricardo Moniz. Er hat das Team gegen Saisonende absolut stabilisiert. Und wer Spieler von Stuttgart, Olympiakos Piräus oder Atletico Madrid holt, der holt Qualität, auch wenn man die Namen nicht kennt. Da wird bestimmt die eine oder andere positive Überraschung darunter sein.
Die Überraschung der Spielzeit wird für mich Yverdon werden. Alessandro Mangiarratti macht einen super Job, führt die von Marco Schällibaum begonnene Arbeit exzellent weiter. Ich hatte da schlimme Befürchtungen. Der eine oder andere Transfer kann sich als spannend erweisen. Und Topskorer Kevin Carlos ist immer noch da.
Platz fünf holt sich Servette. Nur Platz fünf. Denn ich halte die Situation mit René Weiler als Sportchef und Thomas Häberli als Coach für äusserst tückisch. Häberli hat permanent einen Chef im Nacken, der sofort übernehmen kann, wenn es nicht läuft. Weiler selbst wird es im schwierigen Genfer Umfeld mit den anonymen Rolex-Geldgebern auch nicht einfach haben.
Die Strichkämpfer
Aufsteiger Sion wird keine Probleme in der Super League haben. Ich habe die Mannschaft einige Mal in der Challenge League gesehen. Da habe ich ein solides Team gesehen, das mit enormem Enthusiasmus spielt. Nur schon dieser reicht, um sich in der oberen Tabellenhälfte festzukrallen. Dass die nötigen Transfers noch ausstehen, muss niemanden beunruhigen. Der zurückgekehrte Generaldirektor De Gennaro und die Constantins werden mit ihrem riesigen Beziehungsnetz die gesuchten Spieler im zweiten Teil des Mercato finden.
Basel ist nur abgangsseitig top. Doch im Moment hat man aus dem Geldfluss für Veiga – ein übrigens gewichtiger Abgang – (noch) nichts gemacht. Trainer Fabio Celestini fehlen die Spieler für den ihm vorschwebenden Fussball. Weshalb es für ihn schon an Weihnachten eng werden kann.
St. Gallen hat mit Zanotti, Von Moos, Schubert und Stergiou ganz wichtige Spieler verloren. Aber vor allem den langjährigen Coach Peter Zeidler, der für eine unglaubliche Kontinuität gesorgt hatte. Die Werte des Neuen, Enrico Massen, überzeugen jedenfalls nicht. Bei Augsburg hatte er einen Punkteschnitt von 0,95.
Auch der FC Luzern wird es schwierig haben. Stankovic (18) mag ein Versprechen sein. Aber der kommt aus der Primavera (italienische Nachwuchs-Liga, die Red.). Immerhin: Zugänge aus Polen, Österreich, Belgien und Schweden können verheissungsvoll sein. Alles solide Ligen. Das Beste am FCL: Dass Trainer Mario Frick geblieben ist.
Der Abstiegssumpf
Wenn Ex-Assistent und Neo-Coach Ognjen Zaric auf der Rahmen-Schiene weiterfährt, ergibt das für Winti in etwa Platz zehn. Klasse knapp gehalten. Gantenbein, Jankewitz und Keller sind schmerzhafte Abgänge.
Mein alter Kumpel Schälli muss erneut in die Barrage! Decarli, Rückkehrer Dadashov und Muci sind wohl keine schlechten Zuzüge. Wo aber bleibt die grosse Investitionslust der amerikanischen Besitzer? So wird es wieder ultraknapp werden.
Mein Absteiger heisst Lausanne. Der Kampf gegen die Relegation wird höllisch sein. Nur dumm, dass mit Stade-Lausanne-Ouchy ein klar schwächeres Team diese Saison fehlt. Da kann es jeden der drei Letztgenannten treffen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |