Flucht? Marchesano über seinen Schock-Abgang beim FCZ
«Bin kein Roboter, ich werde Emotionen zeigen»

Am Samstag tritt Antonio Marchesano nach seinem Wechsel erstmals gegen den Ex-Klub an. Was er über die Verbundenheit zum FC Zürich sagt und warum er im Letzigrund auf ein spezielles Ritual setzen könnte.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Antonio Marchesano: Nach Yverdon-Wechsel als Gast zurück beim FC Zürich

Auf einen Blick

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Publiziert: 21.02.2025 um 12:06 Uhr
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Aktualisiert: 21.02.2025 um 12:56 Uhr

Fast neun Jahre und 295 Spiele hat Antonio Marchesano (34) die Knochen für den FC Zürich hingehalten. Bis kurz vor Schluss war er Stammkraft. «Es war ohne Frage die mit Abstand schönste Zeit meines Fussballerlebens», sagt er drei Wochen nach seinem Blitzwechsel zu Yverdon, der Fans und Fussballromantiker baff zurückgelassen hat. 

Auch für ihn seien es turbulente Tage gewesen: «Vom Zeitpunkt des Angebots bis zum Abgang vergingen wenige Tage. Meine Frau und ich haben die Dinge besprochen und dann entschieden, dass ein Wechsel sinnvoll ist.» Über tieferliegende Details will Marchesano auf Nachfrage nicht sprechen, versichert aber, dass er keineswegs geflüchtet ist vom FCZ. «Das ist vergangen und ich bin jetzt bei Yverdon», sagt er. 

Zihl in Yverdon statt Limmat in Zürich: Antonio Marchesano posiert am Fluss in seinem neuen Zuhause.
Foto: BENJAMIN SOLAND

«Noch drei, vier Jahre auf diesem Niveau»

Beim FCZ wäre sein Vertrag im Sommer ausgelaufen. «Ich musste damit rechnen, dass ich keinen Neuen mehr erhalten hätte», sagt er. «Ich hatte zwar eine Option, dass sich mein Vertrag bei einer gewissen Anzahl Spiele verlängert. Aber zu Beginn der Rückrunde war ich nur auf der Ersatzbank. Da muss man sich Gedanken machen.»

Die Gedankenspiele, wie es mit ihm nach dieser Saison weitergehen würde, haben schon früh in dieser Saison begonnen. «Schon in der Hinrunde habe ich mich öfter gefragt, was nach der Saison sein würde.» Sogar ein Karriereende in Zürich ist kurzzeitig Thema. Doch das wäre zu früh gekommen. Zumal Marchesano plant, noch «drei, vier Jahre auf diesem Niveau» zu spielen. Beim FCZ wäre dies kaum möglich gewesen.

«Tonino» wechselte in der Winterpause vom FCZ zu Yverdon.
Foto: BENJAMIN SOLAND

«Wird ein komisches Gefühl»

Weil der Wechsel so schnell über die Bühne ging, blieb keine Zeit für einen offiziellen Abschied im Letzigrund. Dieser dürfte am kommenden Samstag nachgeholt werden. Dann tritt Marchesano mit Neu-Klub Yverdon (ab 18 Uhr im Liveticker) zum ersten Mal in seinem alten Wohnzimmer auf. Von den Fans ist er bereits im Rahmen eines Konzertes Anfang Februar im Zürcher Volkshaus unvergleichlich verabschiedet worden. 

FCZ-Fans bescheren Marchesano Gänsehaut-Abschied
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«Will nicht nochmals weinen»:FCZ-Fans bescheren Marchesano Gänsehaut-Abschied

«Es wird ein komisches Gefühl sein, in dieses Stadion einzulaufen als Gegner», sagt Marchesano. Vor und nach dem Spiel könne es emotional werden. «Ich bin kein Roboter und werde am Samstag sicher Emotionen zeigen und spüren, sobald ich durch den Kabinengang auf den Rasen laufen werde», meint die FCZ-Ikone, die nicht nur vor kurzem, sondern schon als blutjunger Spieler einmal seine Schuhe an den Nagel hängen wollte. 

Für den FCZ machte Marchesano 295 Spiele.
Foto: Pascal Muller/freshfocus

Mit 20 war er bei Heimatklub Bellinzona unter Vertrag, kurz darauf stiegen die Tessiner ab und gingen zwei Jahre später Konkurs. Marchesano unterschrieb anschliessend bei Sion einen Vorvertrag, doch der Wechsel platzte auf der Zielgeraden. Dann gings zu Winterthur. Aber auch da wurde er nicht glücklich. Ein ganzes Fussballerleben in der Challenge League war kein Thema. Marchesano: «Es gab damals Momente, in denen ich kein Licht mehr gesehen habe.»

Bei einem Tor würde er wohl nicht jubeln

Und dann kam eben der FCZ. Via Biel – auch dieser Klub ging Konkurs – landete Marchesano schliesslich im Letzigrund. «Es war der Beginn eines neuen Lebens für mich», schwärmt er. «Ich wollte immer Super League spielen, das war eines der grossen Ziele.»

Jetzt jongliert er im Waadtland.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Zu Beginn läuft er in Zürich nur sporadisch auf, reift allerdings zur Teamstütze heran und etabliert sich im Alter von 27 Jahren in der Super League. 27 – da haben andere schon die halbe Karriere gemacht. Bei Marchesano ging da der Knopf erst so richtig auf. Warum? «Weil ich beim FCZ realisierte, was es wirklich hiess, Profi zu sein. Auch abseits des Platzes.»

Marchesano reifte zur Leaderfigur und gestandenem Spieler in der Super League. Mit seinem Leadership will er Yverdon nun vor dem Abstieg bewahren. Ob der 34-Jährige bei einem Torerfolg in Zürich jubeln würde? «Eher nicht», sagt er.

Für die Romands hat er bereits ein Tor erzielt.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Dafür könnte er auf ein altes Ritual aus FCZ-Zeiten zurückgreifen: «In der Meistersaison schoss ich im Cup in einem Spiel einmal drei Tore. Vor dieser Partie ass ich Fajitas. Das tat ich daraufhin während weiteren vier Wochen, bis meine Frau keine Lust mehr darauf hatte ... mal schauen, ob ich das am Freitag wieder mache», schmunzelt die FCZ-Kultfigur.

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