Es sind zwei grosse Namen des Schweizer Fussballs, die sich Mitte Mai in Rüschlikon ZH bei einem Charity-Event treffen. Die ehemaligen Nati-Stars Blerim Dzemaili (37) und Stephan Lichtsteiner (39) helfen, Geld für die Clown-Auftritte im Zürcher Kinderspital zu sammeln.
Am Rande plaudern der 2020 zurückgetretene Lichtsteiner und Dzemaili, der am Pfingstmontag sein letztes FCZ-Spiel bestreitet, natürlich auch über Fussball. Über Seniorenfussball. Dzemaili berichtet über das Gespräch: «Ich kann mir nicht vorstellen, von einem auf den anderen Tag mit Sport aufzuhören. Deshalb habe ich schon vor, ab und zu in einer Seniorenmannschaft Fussball zu spielen. Aber Stephan sagte zu mir: ‹Überlege es dir zweimal!›»
Sein früherer Nati-Kollege kickt bei den Senioren von Wettswil-Bonstetten und schildert, dass man es als namhafter Ex-Profi durchaus mal mit übermotivierten Gegenspielern zu tun habe, was den Spass schmälern könne.
Senioren vom FC Thalwil wollen Dzemaili holen
Doch weil Dzemaili mit einem Hausbau gerade Wurzeln für eine Zukunft am linken Zürichseeufer schlägt, denkt er selber darüber nach, bei einer Seniorenmannschaft in der Umgebung zu spielen.
Auch die Senioren vom FC Thalwil wollen ihn. Vorstandsmitglied Gezim Alija ist ein langjähriger Kollege Dzemailis und sagt zu Blick: «Für uns wäre das eine grossartige Sache, selbst wenn Blerim nur ins Training kommt und keine Spiele spielt.»
Landet die grösste lebende FCZ-Legende tatsächlich bald im regionalen Seniorenfussball? Es bleibt offen. Der abtretende Mittelfeldspieler wird sich Zeit lassen mit einer Zu- oder Absage. Seine Zukunft ist weder beruflich noch privat schon fix verplant. Eine ganz bewusste Entscheidung, wie der 37-Jährige einen Tag nach seinem märchenhaften letzten Stadtderby mit dem Siegtor gegen GC sagt.
Als Siebenjähriger kommt Blerim Dzemaili (37) mit seiner Familie in die Schweiz, beginnt in Zürich-Oerlikon mit Fussball und landet in der FCZ-Jugend, wo er 2003 Profi wird. Nach zwei Meistertiteln und einem Cupsieg wechselt er ins Ausland, wo er sein Herz an Italien verliert und für fünf Vereine in der Serie A spielt, am erfolgreichsten bei Napoli (zwei Cupsiege). Mit Galatasaray holt der Mittelfeldspieler ausserdem das Double in der Türkei. Für die Schweizer Nati ist der Mittelfeldspieler zwischen 2006 und 2018 total 69-mal im Einsatz. Er steht 2006, 2014 und 2018 im WM-Kader sowie 2016 im EM-Team. Im Januar 2021 kehrt er nach Zürich zurück und wird 2022 Meister, was ihn zur grössten lebenden FCZ-Legende macht. In 20 Jahren absolvierte er für seine zehn Klubs 559 Pflichtspiele und erzielte 65 Tore.
Als Siebenjähriger kommt Blerim Dzemaili (37) mit seiner Familie in die Schweiz, beginnt in Zürich-Oerlikon mit Fussball und landet in der FCZ-Jugend, wo er 2003 Profi wird. Nach zwei Meistertiteln und einem Cupsieg wechselt er ins Ausland, wo er sein Herz an Italien verliert und für fünf Vereine in der Serie A spielt, am erfolgreichsten bei Napoli (zwei Cupsiege). Mit Galatasaray holt der Mittelfeldspieler ausserdem das Double in der Türkei. Für die Schweizer Nati ist der Mittelfeldspieler zwischen 2006 und 2018 total 69-mal im Einsatz. Er steht 2006, 2014 und 2018 im WM-Kader sowie 2016 im EM-Team. Im Januar 2021 kehrt er nach Zürich zurück und wird 2022 Meister, was ihn zur grössten lebenden FCZ-Legende macht. In 20 Jahren absolvierte er für seine zehn Klubs 559 Pflichtspiele und erzielte 65 Tore.
«Für mich beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Zuerst will ich mal abschalten und runterfahren. Es kann sein, dass ich ein Jahr lang ausser TV-Experte nichts mache und einfach viel Zeit mit meiner Familie und meinem Sohn verbringe», sagt Dzemaili. Sein Sohn lebt bei der Mutter in Italien. Dzemaili hatte seinen Rücktritt in der Vorwoche offiziell gemacht und deshalb die Medien, die ihn während seiner Karriere eng begleitet haben, ins «Home of FCZ» zum Rücktrittsgespräch eingeladen.
Neben dem mutmasslichen Senioren-Gekicke hat Dzemaili aber mit Golf schon eine Sportart entdeckt, die er nach dem Rücktritt mehr denn je betreiben will. Sein Handicap liegt bereits bei 12. Einen auf Gareth Bale zu machen, der nach seiner Karriere nun sogar PGA-Turniere spielt, steht momentan aber nicht auf der Prioritätenliste. «Mein erster Golflehrer meinte zwar, ich hätte grosses Potenzial und ich müsse eine Karriere starten. Golf ist eine Leidenschaft von mir. Aber aktuell ist es ein schönes Hobby», versichert Dzemaili.
Kritische Betrachtung des Fussballgeschäfts
Mit seinem abgeschlossenen Sportmanagement-Studium denkt Blerim Dzemaili vielmehr an einen Job in einem Verein («mal für den FCZ arbeiten ist nicht unwahrscheinlich») oder als Spielerberater – obwohl er dieses Geschäft kritisch sieht: «Viele Berater versprechen oft das Blaue vom Himmel. Mein Fokus wäre, einem Spieler wirklich zu helfen, auch mit Kritik.»
Sein fachlicher Rucksack ist jedenfalls gefüllt: 20 Jahre Profifussball – wenn Dzemaili am Pfingstmontag gegen Lugano im Letzigrund letztmals aufläuft, hat er Teamkollegen um sich, die bei seinem FCZ-Debüt noch nicht geboren waren. Er hat zwei Jahrzehnte lang auf Topniveau gespielt und den enormen Wandel des Fussballs zum grossen Business erlebt.
Deshalb dreht sich das Gespräch im FCZ-Hauptquartier bald einmal um seine Anfänge im Juli 2003. Mit 17 Jahren spielt der Teenager aus Zürich-Oerlikon im Test gegen Kaiserslautern unter Trainer Lucien Favre so gut als rechter Aussenverteidiger, dass die Fans die Nummer 6 feiern. Dzemaili: «Ich habe gedacht, ich lebe nur einen Traum, der sicher bald vorbeigeht. Ich sah mich als Junior nie als überragendes Talent.»
Mit 14 Jahren hat Jung Blerim sogar ein paar Monate lang gar keinen Bock mehr auf Fussball und verbringt lieber Zeit in Quartiertreffs. Doch dann überzeugt ihn ein Trainer vom Wechsel zum YF Juventus.
Der Rest ist Geschichte. Der FCZ schnappt sich das Talent bald, das mit 17 Profi und mit 19 zum Nati-Spieler wird. Dzemaili schüttelt den Kopf darüber, dass heute schon Zwölfjährige mit der Hoffnung auf eine grosse Karriere von Spielerberatern umgarnt werden.
«Es waren andere Zeiten. Bei unseren U18-Spielen war kein Mensch, heute ist alles voller Berater. Meinen ersten Vertrag habe ich bei Axel Thoma alleine unterzeichnet.» Dieser erste Vertrag sei trotz zwei Meistertiteln und Cupsieg bis zum Wechsel zu Bolton unverändert geblieben. «Das hat mich nie gestört. Weil wir oft gewonnen haben, habe ich mit den Prämien mehr als mit dem Monatslohn verdient.»
Auch GC jagte das Supertalent
Anruf bei Axel Thoma (58), dem damaligen FCZ-Sportchef: An die Zahlen in Dzemailis Lehrvertrag – der Youngster machte auf der Geschäftsstelle eine Sportlerlehre – erinnert er sich nicht mehr. Aber an anderes. Thoma: «Ich hatte mir die Hacken abgelaufen, um ihn von YF Juventus zu verpflichten. Denn auch GC und Winterthur hatten grosses Interesse. Der FCZ hatte damals viel für Dzemaili gemacht. Aber er hat dann dem Klub viel zurückgegeben.»
Aus dem Sohn einer albanischstämmigen Arbeiterfamilie aus Mazedonien wird ein Schweizer Fussballstar. Wann Dzemaili seine erste Million verdient hat, weiss er nicht mehr genau. Mit dem ersten richtigen Geld lässt er für die Eltern ein Haus bauen, um etwas zurückzugeben: «Mein Vater ging für uns sogar am Samstag und Sonntag arbeiten.»
Das Klischee des abgehobenen Fussball-Millionärs erfüllt Dzemaili nicht. Tattoos? Trendfrisur? Goldsteaks? Teure Autos? Gibts bei ihm nicht, oder? Er lacht und zeigt ein kleines, unter der Armbanduhr verstecktes Tattoo, das Sohn Luan gewidmet ist.
Doch die Sache mit dem Klischee greift für ihn sowieso zu kurz. «Jeder kann machen, was er will. Solange die Leistung auf dem Platz stimmt», sagt Dzemaili. «Man darf sich schon mal was gönnen. Auch ich hatte mal einen Ferrari. Aber ich merkte rasch, dass das kein Auto für mich ist. Doch für drei Tage nach Ibiza jetten und 100'000 Franken liegen lassen: So was habe ich nie gemacht.»
Jetzt fehlen nur noch 90 Minuten, bis Dzemaili Fussballpensionär ist. Dass er seine Schuhe dann irgendwann wieder als Senior beim FC Thalwil schnürt, hofft Kumpel Gezim Alija weiter. Denn ihm fällt noch ein Argument ein, mit dem er aus Hobbygolfer Dzemaili einen Hobbyfussballer machen will: «In Thalwil gibts auch eine Driving Range …»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 18 | 6 | 31 | |
2 | FC Basel | 18 | 21 | 30 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 18 | 9 | 30 | |
4 | FC Luzern | 18 | 3 | 29 | |
5 | Servette FC | 18 | 2 | 29 | |
6 | FC Zürich | 18 | -1 | 27 | |
7 | FC Sion | 18 | 4 | 26 | |
8 | FC St. Gallen | 18 | 6 | 25 | |
9 | BSC Young Boys | 18 | -4 | 23 | |
10 | Yverdon Sport FC | 18 | -12 | 17 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -10 | 15 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -24 | 13 |