FCSG-Sportchef Sutter spricht Klartext
«Jetzige Situation ist über kurz oder lang nicht tragbar»

So ruhig wie jetzt wars auf dem Transfermarkt noch nie. Liegts an Corona? BLICK fragt bei St. Gallens Sportchef Alain Sutter nach.
Publiziert: 16.01.2021 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2021 um 12:58 Uhr
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Immer alle Hände voll zu tun: St. Gallens Sportchef Alain Sutter.
Foto: TOTO MARTI
Max Kern

Im Januar 2019 entdeckt Ex-Nati-Star Alain Sutter (52) beim spanischen Viertligisten Formentera Flügel Victor Ruiz. Vor einem Jahr findet er bei Ligue-2-Klub Sochaux auf der Ersatzbank den heutigen Publikumsliebling Lawrence Ati Zigi. Und in diesem Winter? Transfers bleiben (fast) gänzlich aus. Nicht nur beim FCSG.

Alain Sutter, haben wir Sie aus dem Winterschlaf gerissen?
Sutter: Bei diesem Wetter könnte man das fast so sagen. Aber weshalb stellen Sie die Frage?

Stören wir Sie in den Ferien?
Weshalb meinen Sie?

Weil Sie als Sportchef des FCSG in dieser Winterpause noch keinen Transfer getätigt haben …
Zum Glück sind die Aufgaben eines Sportchefs vielfältiger, als nur Transfers zu machen. In diesen Zeiten ist kein Sportchef im Winterschlaf. Wir arbeiten auf Hochtouren, auch wenn es zurzeit keine Transfers gibt.

Wir stellen allgemein fest, dass es in dieser Winterpause kaum Spieler-Verschiebungen gibt. Welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie auf die Arbeit der Sportchefs?
Ich kann das nicht für andere beurteilen. Bei uns besteht der grösste Unterschied darin, dass wir Spieler, die wir unter Beobachtung haben, nicht mehr live anschauen können. Weder die Scouting-Abteilung noch ich.

Aber es gibt doch mittlerweile sehr gute Tools wie «wyscout», auf denen man die Spieler anschauen kann.
Es gibt mittlerweile fantastische Tools. Trotzdem: Ein Video ersetzt nie die Live-Beobachtung. Live vor Ort bekomme ich viel mehr Infos über einen Spieler.

Wollten Sie in der Winterpause Spieler wie Adonis Ajeti und Musah Nuhu, die beide bisher noch keine Minute im Einsatz standen, nicht mindestens leihweise abgeben?
Unsere Transferpolitik ist ein internes Thema. Wir verfolgen unsere Strategie konsequent, aber das tun wir nicht in der Öffentlichkeit.

Ende Saison laufen beim FCSG gleich 13 (!) Spielerverträge aus …
… das ist korrekt.

Was ist mit Flo Kamberi los? Die Bilanz des Ex-Rangers-Angreifers seit seinem Wechsel ist sehr bescheiden: null Tore, null Assists. Beim Test gegen Wil war er nicht mal im Aufgebot.
Auch das ist ein internes Thema. Flo Kamberi ist fit, er ist im Trainingsprozess. Am Schluss entscheidet der Trainer, wer spielt.

Vor einem Jahr betätigten Sie sich intern als Wahrsager und prophezeiten, welche drei Leistungsträger den FCSG im Sommer 2020 verlassen werden. Sie tippten damals auf die beiden Stürmer Itten und Demirovic. Und auf Captain Hefti. Drei Volltreffer …
Stimmt, das habe ich vor einem Jahr im Verwaltungsrat gesagt.

Welche Leistungsträger verlassen die Espen in diesem Sommer?
In die Glaskugel schaue ich nur für den Verwaltungsrat. Man kann so etwas ohnehin nie zu hundert Prozent voraussehen. Aber es gibt schon Tendenzen.

Dann schauen wir für Sie in die Glaskugel: Wetten, dass Goalie Zigi, Captain Quintilla und Vize-Captain Görtler den FCSG im Sommer verlassen werden?
Gut, dann werden wir im Sommer sehen, ob Ihre Glaskugel taugt oder nicht.

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Wann erwarten Sie wieder Fans im Kybunpark?
Ich hoffe, so schnell wie möglich. Die jetzige Situation ist über kurz oder lang nicht tragbar. Alle anderen Hilfen, die wir bekommen, sind schön und gut, aber die grösste Hilfe wäre, wenn wir wieder Zuschauer ins Stadion lassen könnten.

Zum Schluss: Arbeitet es sich mit einem Fünfjahresvertrag in der Tasche als Sportchef einfacher?
Nein, überhaupt nicht. Ich hatte von Anfang an hier einen Fünfjahresvertrag, drei Jahre mit zwei Jahren Option. Mein Vertrag ist im letzten Sommer einfach frühzeitig verlängert worden.

(BLICK führte das Interview am Donnerstag ab 13 Uhr. Einen Tag später gibt der FCSG bekannt, dass Ersatzspieler Vincent Rüfli zu Stade Lausanne-Ouchy wechselt. Wer ihn ersetzt, ist offen. Haben wir Sutter doch aus dem Winterschlaf gerissen?)

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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