FCL-Coach Mario Frick
«Konnte mir nie vorstellen, Trainer zu sein»

FCL-Trainer Mario Frick spricht über den fehlenden Biss bei jungen Spielern, seine Trainer-Vorbilder und seine schwierige Kindheit.
Publiziert: 06.10.2023 um 14:03 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2023 um 17:50 Uhr
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Mario Frick ist seit Dezember 2021 am Fusse des Pilatus als Trainer im Amt.
Foto: TOTO MARTI
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Blick: Mario Frick, wird man als Trainer geboren?
Mario Frick: Definitiv nicht geboren (lacht). Ich konnte mir niemals vorstellen, Trainer zu werden. Unmöglich. Ich war zwar schon als Spieler sehr analytisch veranlagt und habe vieles hinterfragt. Aber Trainer zu werden war nie mein Ziel.

Warum sitzen Sie trotzdem auf der Trainerbank?
Ich bin hineingerutscht. Als Fussballromantiker habe ich nach meinem Karriereende von GC zu meinem Heimatklub Balzers gewechselt. Nach fünf Niederlagen zum Auftakt der zweiten Saison hat man mich gefragt, ob ich interimistisch übernehmen will. So ist das eine zum anderen gekommen.

Was gefällt Ihnen am Trainerjob so gut?
Inzwischen das ganze Paket. Ich verspüre dieselbe Sucht, die ich schon als Spieler hatte. Man will immer diesen Gemütszustand haben, wenn man gewonnen hat. Es gibt nichts Schöneres. Aber es gibt auch nichts Schlimmeres als eine Niederlage und man weiss, dass man eine Woche warten muss, um das wieder auszumerzen.

Welcher Trainer war für Sie der wichtigste?
Aus taktischer Sicht Alberto Malesani. Ihn hatte ich bei Hellas Verona und habe sehr viel gelernt. Die Trainings waren zwar sehr langweilig und monoton. Die Abläufe waren aber irgendwann automatisiert. Einiges von dem Gelernten versuche ich heute einfliessen zu lassen. Privat war es mit Malesani schwierig. Er sprach im Jahr vielleicht drei bis vier Sätze mit mir.

Wer hat Sie menschlich am meisten beeindruckt?
Antonio Cabrini, der italienische Weltmeister und Captain von 1982. Als ich zu Arezzo in die Serie C wechselte, war ich völlig desillusioniert. Doch in der Toskana bin ich auf Cabrini getroffen. Er war wie ein Vater für mich. Er gab mir Wärme und Vertrauen. Und dank ihm bin ich richtig durchgestartet.

Was ist mit Gilbert Gress, der Sie beim FCZ trainiert hatte?
Herr Gress war das komplette Gegenteil von Cabrini. Aber inzwischen habe ich es gut mit ihm.

Was sind Sie für ein Trainer? Eher ein Malesani, Cabrini oder Gress?
Ich bin jemand, der die Spieler nah an sich ran lässt. Ich versuche, übers Zwischenmenschliche eine Verbindung aufzubauen. Sie können jederzeit zu mir kommen. Es ist mir viel lieber, sie kommen zu mir und fragen mich zum Beispiel, weshalb sie nicht spielen oder was sie besser tun können. 

Als Spieler galten Sie nicht als der einfachste und doch haben Sie praktisch überall Spuren hinterlassen. Wie haben Sie das geschafft?
Ich war immer und überall sehr authentisch, ehrlich und offen. Aber ich verstehe auch, dass meine Persönlichkeit polarisieren kann.

Sie sind Vater von einer Tochter und zwei Söhnen. Letztere haben versucht, in Ihre Fussstapfen zu treten. Leider erfolglos, weshalb?
Ich hatte es in meiner Kindheit nicht immer einfach. Ich versuchte immer, die Anerkennung meines Vaters zu erhalten und ihm zu gefallen. Das wollte ich bei meinen Söhnen anders handhaben. Aus rein sportlicher Sicht war es im Nachhinein möglicherweise der falsche Weg, weil ihnen genau das fehlt, was mich angetrieben hat. Zudem sind sie in ganz anderen Verhältnissen aufgewachsen. Wir hatten immer schöne Häuser, Autos und genug zu essen. Das ist ihnen in ihren Karrieren im Nachhinein allenfalls im Wege gestanden.

Ist der fehlende Ehrgeiz allgemein ein Problem bei den heutigen Junioren?
Davon bin ich überzeugt. Die Jungen haben heute so viele Ablenkungen und Möglichkeiten, anderes zu tun. Ich hatte nur ein Ziel und das war der Fussball. Ich hatte keine Ahnung, was ich sonst hätte machen sollen.

Wie kann man verhindern, dass so viele Junioren im Teenageralter mit Fussball aufhören?
Das Polysportive müsste gefördert werden. Ich bin mit verschiedenen Sportarten wie Basket- und Volleyball sowie Schwimmen aufgewachsen und hatte als 13-, 14-, 15-Jähriger nicht sieben bis acht Fussballtrainings. Und ich fände es auch besser, wenn man die Jungen länger im Heimatklub lässt.

Sie sind seit Dezember 2021 in Luzern. Haben den Klassenerhalt geschafft und letzte Saison Platz 4 erreicht. Was haben Sie in der Zentralschweiz noch vor?
Als Spieler habe ich mir auch immer hohe Ziele gesteckt. Das tue ich auch jetzt. Wir versuchen, uns stets zu entwickeln. Den vierten Platz aus der letzten Saison zu toppen, ist eine riesige Herausforderung. Ausserdem haben wir den Cupsieg als Ziel.

Sie haben schon mehrmals betont, dass die Bundesliga Sie reizen würden. Warum nicht die Serie A, wo Sie erfolgreiche Jahre verbracht haben?
Ich schliesse Italien nicht aus. Aber ich weiss, wie schwierig die Verhältnisse dort sein können. Und ich weiss nicht, ob ich als Trainer für dieses Land geschaffen bin. Deshalb sehe ich mich eines Tages eher in Deutschland.

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