FCB-Materialwart packt aus
«Unter Christian Gross durfte ich kein Cola trinken»

Seit 25 Jahren ist Roger Eglin (54) Materialwart beim FC Basel. Welche Trainer und Spieler ihm besonders in Erinnerung geblieben sind und warum ihn Thorsten Fink am meisten geschockt hat.
Publiziert: 18.02.2024 um 12:22 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2024 um 12:58 Uhr
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Seit 25 Jahren hat Roger Eglin beim FCB alle Hände voll zu tun.
Foto: BENJAMIN SOLAND

16 Trainer, sechs Präsidentinnen und Präsidenten und Hunderte Spieler – Roger Eglin (54) hat sie alle überlebt. Seit mittlerweile 25 Jahren ist der Baselbieter Materialwart beim FC Basel, hat sämtliche Höhenflüge und Abstürze miterlebt. Bei der Frage nach seinem Highlight aus einem Vierteljahrhundert FCB muss er trotzdem nicht lange überlegen.«Das Quali-Rückspiel 2002 gegen Celtic Glasgow», antwortet Eglin.

«Vor Anpfiff habe ich mir im Spielertunnel die schottischen Profis angesehen. Jeder war einen Kopf grösser als unsere Spieler. Ich habe mir gedacht, da haben wir keine Chance», erzählt Eglin. Doch es kommt anders. Dank der Tore von Christian Gimenez und Murat Yakin feiert der FCB einen 2:0-Sieg und zieht erstmals in seiner Vereinsgeschichte in die Champions League ein. «Damit können nicht einmal die legendären Spiele gegen Liverpool und Manchester United mithalten», findet Eglin.

Vom Landschaftsgärtner zum Materialwart

Dass er den geschichtsträchtigen Triumph über Celtic Glasgow hautnah miterlebt, hat er einem Zufall zu verdanken. Als Fan besucht Eglin schon zu Nati-B-Zeiten gemeinsam mit einem Bekannten fast jedes FCB-Spiel. Dieser macht ihn darauf aufmerksam, dass die Basler dringend auf der Suche nach einem neuen Materialwart sind. Eglin meldet sich und bekommt ein Angebot. «Ich habe drei Tage überlegt und dann zugesagt», erzählt der ehemalige Landschaftsgärtner.

Ein Vierteljahrhundert später pumpt er beim FCB noch immer die Bälle auf und stellt die Trainingshütchen bereit. Mit den Zeiten von damals lasse sich das heute aber trotzdem nicht mehr vergleichen, alles sei viel professioneller und «nicht mehr so amateurhaft». Aber auch er selbst hat sich in dieser Zeit verändert. «Früher war ich vor jedem Match unglaublich nervös», erzählt Eglin. Heute würde er die Spiele immer ganz entspannt angehen. Auch, weil er in all den Jahren in der Matchvorbereitung nie etwas vergessen habe – oder sich zumindest nicht mehr daran erinnern könne.

Auch von grösseren Pannen ist Eglin verschont geblieben. Nur ein einziges Mal gerät er vor einem Europacup-Auswärtsspiel kurz in die Bredouille, als er mit seinem vollgeladenen Auto in Richtung Flughafen losfahren will. «Da ist mir hier an der Kreuzung vor dem Joggeli die Vorderachse gebrochen», berichtet Eglin. «Wir mussten dann alles Material in den Mannschaftsbus stopfen. Irgendwie hat es aber geklappt.»

Gross erwischt Eglin beim Softeisessen

Warum er nach 25 Jahren noch immer beim FCB ist, kann er einfach beantworten: «Ich habe immer einen guten Job gemacht und mich loyal verhalten», sagt Eglin. Darum habe er mit jedem Trainer ein gutes Verhältnis gehabt, «auch wenn jeder seinen ganz eigenen Charakter hatte».

Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm aber die zehn Jahre unter Christian Gross (69). «Er war quasi der Boss des ganzen Klubs», so Eglin. Mit seinem Anspruch nach Disziplin habe der Zürcher viel zur Professionalisierung beigetragen.

«Er legte grossen Wert auf Details, für Spieler und Staff war deshalb auch einiges nicht erlaubt – zum Beispiel Cola trinken», erzählt Eglin. Im Rahmen eines Freundschaftsspiels sei er einmal vom FCB-Trainer beim Softeisessen erwischt worden. «Zwar hat mich Christian nicht gemassregelt, aber er sagte mir, es wäre doch schade, wenn ich danach auf meinem T-Shirt Flecken haben würde.»

Bratwürste holen für Fink

Nach 10 Jahren mit strengen Ernährungsregeln traut Eglin unter Gross-Nachfolger Thorsten Fink (56) seinen Ohren nicht, als ihn dieser nach dem ersten Testspiel 50 Franken in die Hand drückt. «Er sagte, ich solle ein paar Bratwürste holen. Ich habe die Welt nicht mehr verstanden», erinnert sich Eglin.

Der vielleicht ungewöhnlichste Trainer, den er in seinen 25 Jahren erlebt habe, sei Paulo Sousa (53) gewesen. «Bei ihm wusstest du nie, wann das Training tatsächlich beginnt», erzählt der Materialwart. «Manchmal war ich morgens um 8 Uhr da und habe alles vorbereitet. Und die Mannschaft kam dann irgendwann am Nachmittag auf den Platz getrottet.»

Noch zehn Jahre bis zur Pensionierung

Von den unzähligen Spielern, die er in seiner Zeit in Basel erlebt hat, hat ihm Walter Samuel am meisten imponiert. «Ein richtiger Monsieur», schwärmt Eglin vom argentinischen Champions-League-Sieger. «Ausgerechnet der Spieler, der am meisten gewonnen hat, war der normalste Typ von allen.» Grössere Probleme mit irgendeinem Spieler hat er in all den Jahren nie gehabt. «Ab und zu war schon auch mal ein arroganter Schnösel dabei. Aber das war die Ausnahme», erzählt Eglin.

Zehn Jahre bleiben ihm noch bis zur Pensionierung. Die will Eglin nun auch noch beim FCB durchziehen, ein anderer Job kommt für ihn nicht infrage. «Länger als eine halbe Stunde halte ich es sowieso in keinem Büro aus», so Eglin. Dass ihm das Materialwart-Leben nach über einem Vierteljahrhundert irgendwann doch noch zu eintönig wird, schliesst er auch aus. «Beim FCB wird einem nie langweilig», sagt er. Wenn es einer wissen muss, dann Eglin.

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