Dass José Blesa (37) genau weiss, wovon er spricht, sieht man dem Ernährungsberater des FC Basel auf den ersten Blick an. 95 Kilogramm bringt der 1,85 Meter grosse Spanier auf die Waage. Reine Muskelmasse versteht sich. «Natürlich ist es in meinem Job förderlich, wenn man sportlich aussieht», muss auch Blesa zugeben.
Doch dass der ehemalige Bodybuilder seit vergangenem Sommer zum Staff von Fabio Celestini gehört (49), liegt nicht an seinem Aussehen, sondern an seinem Leistungsausweis. Blesa verfügt über ein abgeschlossenes Pharmaziestudium sowie einen Masterabschluss in Sporternährung. Bevor er zum FCB stiess, war er rund zwei Jahre lang für den saudi-arabischen Top-Klub Al-Nassr tätig und dort auch für die Ernährung des fünfmaligen Weltfussballers Cristiano Ronaldo zuständig.
Auf den Namen des Portugiesen angesprochen, beginnt Blesa zu strahlen. «Mit ihm war die Arbeit unglaublich einfach. Er will immer lernen und neue Dinge erfahren. Bei ihm geht es einzig und allein darum, jeden Tag besser zu werden. Sein ganzer Fokus gilt nur dem Fussball und wie er darin besser wird», erzählt er. Für ihn selbst sei das Leben in Saudi-Arabien aber auf Dauer nichts gewesen. «Ich habe das Stadtleben und die europäische Kultur vermisst», sagt Blesa. Darum kehrt er im letzten Mai nach Abschluss der Saison nach Spanien zurück.
Profis müssen in der Vorbereitung mehr futtern
Kurz darauf wird er von FCB-Athletiktrainer Carlos Menéndez (48) kontaktiert, mit dem er bereits in LaLiga zusammengearbeitet hat. «Ich habe zuerst gezögert», sagt Blesa über das Angebot aus Basel. Doch nach einem Telefonat mit Celestini entscheidet er sich, dem Projekt für die Sommer-Vorbereitung eine Chance zu geben. «Bereits nach einer Woche war ich aber überzeugt und habe für den Rest der Saison unterschrieben», erzählt Blesa.
Seither ist bei den Baslern in Sachen Ernährung kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Frühstück und Mittagessen wird jeweils zusammen eingenommen. Für das Abendessen können die Spieler ein Essenspaket mit nach Hause nehmen. «Das wichtigste ist dabei die Abwechslung. Schliesslich müssen die Spieler mögen, was sie essen», sagt Blesa. Hauptsächlich kommen Kohlenhydrate auf den Tisch. «Von dort kommt die meiste Energie, Proteine und Fette sind für einen Fussballer meist etwas weniger wichtig.»
Jede Woche gibt es einen neuen Menüplan, der je nach Trainings- und Spielprogramm angepasst wird. Wer allerdings denkt, dass die Basler Spieler nach den Festtagen auf Diät gesetzt werden, der irrt. «Weil wir jeden Tag zweimal trainieren, fallen die Portionen in der Vorbereitung sogar grösser aus», erklärt Blesa.
Bei der Gestaltung der individuellen Ernährungspläne sei zudem die Position jedes Spielers entscheidend. Bei Marwin Hitz (37) kommt am Wochenende weniger auf den Teller als zu Beginn der Woche. «Am Spieltag ist ein Goalie körperlich deutlich weniger gefordert als an einem intensiven Trainingstag», sagt Blesa. «Genau umgekehrt ist es beispielsweise bei einem zentralen Mittelfeldspieler, der in 90 Minuten zahlreiche Kilometer abspulen muss.»
Sogar der Schlaf wird kontrolliert
Um die Ernährung perfekt auf die Bedürfnisse der einzelnen Spieler abzustimmen, hat Blesa die Gesundheitswerte der FCB-Profis immer im Blick. Das Gewicht wird täglich kontrolliert, Blutwerte und Körperfett alle zwei Wochen. Mit speziellen Armbändern und Fingerringen kann sogar die Schlafqualität überprüft werden. «Wenn wir irgendwo Defizite erkennen, können wir mit einer angepassten Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel nachhelfen», so der Ernährungsberater.
Regelmässig eingreifen müsse er bei Xherdan Shaqiri (33). Allerdings nicht etwa, weil der FCB-Topskorer zu viel oder zu ungesund essen würde. Das Gegenteil ist der Fall: «Nach den Heimspielen essen wir immer alle gemeinsam im VIP-Bereich. Dabei muss ich Shaq manchmal ermutigen, mehr zu essen. Er selber möchte natürlich immer besser in Form kommen. Aber nach einem Spiel ist es für die Erholung wichtig, seine Speicher wieder aufzufüllen», sagt Blesa.
Für den Spanier ist die Ernährung der Bereich des modernen Fussballs, der das grösste Potenzial für Verbesserung birgt. «Nicht viele Klubs in der Schweiz arbeiten so eng mit einem Ernährungsexperten zusammen. Das kann ein grosser Vorteil für uns sein», glaubt Blesa. Die sportlichen Resultate des letzten halben Jahres sprechen zumindest nicht dagegen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Lugano | 18 | 6 | 31 | |
2 | FC Basel | 18 | 21 | 30 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 18 | 9 | 30 | |
4 | FC Luzern | 18 | 3 | 29 | |
5 | Servette FC | 18 | 2 | 29 | |
6 | FC Zürich | 18 | -1 | 27 | |
7 | FC Sion | 18 | 4 | 26 | |
8 | FC St. Gallen | 18 | 6 | 25 | |
9 | BSC Young Boys | 18 | -4 | 23 | |
10 | Yverdon Sport FC | 18 | -12 | 17 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -10 | 15 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -24 | 13 |