Fans machten nicht mit
So wollen Polizei und Liga Fangewalt eindämmen

Vom Anfang Jahr angekündigten Kaskadenmodell liegt nun eine erste Version vor. Sie beinhaltet brisante Vorschläge. Personalisierte Tickets spielen keine Rolle.
Publiziert: 28.09.2023 um 16:56 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2023 um 20:17 Uhr
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Ist das blosse Anzünden von Pyrofackeln schon personengefährdend oder nicht? Eine der offenen Fragen im Kaskadenmodell gegen Fangewalt.
Foto: Sven Thomann
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Sebastian WendelReporter Fussball

Hilft Reden nichts mehr, sollen Massnahmen her: Die Swiss Football League und die Sicherheitsbehörden wollen bei der Verhinderung von Fangewalt in und um Fussballstadien weiterhin auf Prävention und Dialog setzen. Für den Fall, dass es künftig trotzdem zu Ausschreitungen kommt, wurde ein Kaskadenmodell erarbeitet.

Tönt sperrig, heisst zusammgefasst: Je nach Schwere und Art der Ausschreitungen werden stufenweise Massnahmen ergriffen und Bewährungsphasen ausgerufen. Stufe 5, in der Visualiserung der Liga dunkelrot hinterlegt, beinhaltet Forfait-Niederlagen für den Klub fehlbarer Fans. Ein Novum. Hingegen spielen die in den vergangenen Jahren von vielen Politikern geforderten personalisierten Tickets darin keine Rolle.

Fans nicht beteiligt

Am Workshop zur Erarbeitung des Kaskadenmodells, das seit Anfang Woche öffentlich zur Vernehmlassung aufliegt, nahmen Vertreter der Klubs, SFL, Polizei, SBB, Wissenschaft, Fans und weiterer Behörden teil. Die organisierte Fanszene, ein wichtiger Player im Ganzen, hingegen nicht. Was die Liga bedauert. Weiter meldet die Liga, dass sich die Parteien einig darüber seien, dass Ausschreitungen keinen Platz in den Stadien haben. Hingegen herrsche bei der Beurteilung über die Wirkung der Massnahmen kein Konsens.

Trotz der Differenzen konnte ein erstes Kaskadenmodell erarbeitet werden. Wichtig: Die Massnahmen sollen nur ausgelöst werden bei Gruppenhandlungen – nicht bei von Einzelpersonen begangenen Ausschreitungen.

Fragen bei der Umsetzung

Was auffällt: Das Papier beinhaltet Allgemeinplätze, bei der Umsetzung aber stellen sich Fragen. So soll bei «Gefährdung von Personen durch Zünden von Böllern oder Knallkörpern» Stufe 1 ausgelöst werden: obligatorische Sitzungen vor und nach einem Spiel mit Polizei, Fanvertretern und Klubverantwortlichen. Ob das blosse Anzünden einer Pyrofackel in einer Fankurve bereits gefährdend ist, bleibt indes offen. Ebenso, wie die auf Stufe 2 geforderte Gesichtserkennung beim Stadioneinlass mit dem Datenschutz vereinbar sein soll.

Die Stufen 3 und 4 verlangen die Schliessung des Fansektors des fehlbaren Klubs und komplette Geisterspiele. Bemerkenswert ist die Sanktion auf Stufe 5: Begeht eine Fangruppe wiederholt Gewalt mit Verletzungsfolge gegen andere Personen, soll der Klub der fehlbaren Fans bestraft werden – in Form einer Forfait-Niederlage. Heisst: Das Verhalten der Fans könnte künftig die Super-League-Tabelle beeinflussen.

Wie geht es weiter? Die Vernehmlassung läuft noch einige Wochen, bis Ende Jahr soll ein Bericht vorliegen. Dieser wiederum diene, so die Liga, als Entscheidungsgrundlage, ob und in welcher Form das Kaskadenmodell eingeführt werde.

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