FCZ-Captain Brecher flankiert von Dzemaili und Marchesano
7:17
Meisterhelden im neuen Dokfilm:FCZ-Captain Brecher flankiert von Dzemaili und Marchesano

Emotionaler Kino-Film über FCZ-Goalie
Brecher bereitet sich aufs Karriereende vor

Der FCZ-Goalie feiert Premiere mit dem Film «Yanick Brecher – FCZ Fieber». Die einstündige Dokumentation zelebriert das Meisterjahr 2022, streift dabei aber auch das Thema über die Ungewissheit nach der Karriere.
Publiziert: 08.09.2023 um 00:01 Uhr
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«Yanick Brecher – FCZ Fieber» – der Film über den FCZ-Goalie lief im Kino.
Foto: Sven Thomann
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Sebastian RiederSportreporter

Aus. Schluss. Vorbei. Irgendwann kommt der Hammer. Das ultimative Ende. Und dann die quälende Frage: Was nun? «Die meisten Fussballer machen sich während ihrer Karriere kaum Gedanken, wie es nach dem Rücktritt weitergeht», sagt Yanick Brecher. Der FCZ-Goalie aber denkt anders. Ihn umtreibt das Thema schon seit geraumer Zeit. Und das, obwohl der 30-jährige Zürcher beim Stadtklub noch einen Vertrag bis 2027 hat. «Mir ist bewusst, dass ich im Moment ein sehr privilegiertes Leben führe, aber ich will einen Plan für die Zukunft haben», sagt Brecher.

Der zweifache Familienvater will nach dem Rücktritt nichts dem Zufall überlassen. Die Ungewissheit über das Ende als Fussballprofi beschäftigt auch seine Frau, die sich beruflich als Finanzplanerin für Frauen ausgerichtet hat – mit einem weitsichtigen Blick auf das eigene Budget. «Als Profi in der Super League verdient man nicht so viel, als dass man später auf der faulen Haut liegen könnte.» Für Brecher geht es dabei aber nicht nur ums Geld. «Ich will vor allem einen neuen Inhalt und Antrieb im Leben finden.»

Vom scheuen Goalie-Talent zum Leitwolf

Geschärft hat sich sein Bewusstsein aus den Gesprächen mit Kollegen, die nach dem Rücktritt von Entzugserscheinungen berichtet haben. «Auch ich werde nach meinem letzten Spiel in ein Loch fallen. Das ist unvermeidbar. Fussball ist meine grosse Leidenschaft. Wenn das von heute auf morgen wegfällt, dann werde ich sehr viel Mühe damit haben. Aber ich will diese Leere so schnell wie möglich wieder mit etwas Sinnvollem füllen», sagt Brecher, der seine Karriere mit dem FC Zürich im Sommer 2022 mit dem Schweizer Meistertitel krönte.

Beni Huggel hat aus der Not eine Tugend gemacht

Beni Huggel, wie ungewöhnlich ist es im Fussball, dass sich ein erfolgreicher Fussballer wie Yanick Brecher frühzeitig über die Zeit nach dem Rücktritt kümmert?
Es ist eher ungewöhnlich. Das Fussball-Business ist in diesem Bereich immer noch unterentwickelt. Das Bewusstsein, für die Zukunft zu sorgen, wird weitgehend stiefmütterlich behandelt. Nur ein Vergleich: Im Eishockey machen viele Spieler parallel ein Studium. Im Fussball herrscht immer noch eine Art Old-School-Mentalität.

Was meinen Sie damit?
Im Fussball heisst es oft: Konzentriere dich nur auf den Sport, weil du sonst nicht die beste Leistung abrufen kannst. Diese Haltung ist längst überholt. Es gibt viele Studien, die zeigen, dass Spitzensportler auch für den Kopf etwas machen sollten. Umgekehrt ist es ja auch so, dass Menschen, die im Büro arbeiten, empfohlen wird, etwas für den Körper zu machen.

Was sind die Risiken, wenn man sich als aktiver Sportler nicht um das Ende der Karriere kümmert?
Grosse Unzufriedenheit. Es gibt ehemalige Sportler, die immer noch in der Vergangenheit leben. Sie zehren vom Ruhm ihrer Erfolge und sind nicht bereit, die Veränderung aktiv anzugehen. Es braucht die Überwindung und Akzeptanz, auf ungewohntem Terrain auf einem tieferen Level einzusteigen. Das ist über alle Sportarten gesehen eher die Ausnahme.

Wie war es bei Ihnen? Sie selber sind 2012 beim FC Basel zurückgetreten.
Ich war mit 35 Jahren immer noch Stammspieler beim FCB. Ich hätte gerne ein Jahr weitergemacht. Dann kam es anders. Das musste ich zuerst verdauen. Ich wurde dann gleich Nachwuchs-Trainer. Der harte Schnitt kam dann, als mir bewusst wurde, dass ich keine professionelle Trainerkarriere einschlagen will. Das führte zu vielen Fragen: Was kann ich? Was will ich? Wo finde ich meinen Platz? Das war eine schwierige Phase, mit sehr viel Ungewissheit.

Welche Werkzeuge gibt es, wenn diese schwierige Phase eintritt?
Ich habe aus der Not eine Tugend gemacht und 2020 mit drei Partnern die Firma Athletes Network gegründet. Also wir sind das Werkzeug! Die Idee ist, ein Netzwerk, wo man aufgefangen wird. Sich mit Gleichgesinnten austauschen kann. Mit ehemaligen Sportlern, welche die grosse Leere schon gefüllt haben. Im besten Fall schon präventiv. Die wenigsten Sportler sind finanziell so gut aufgestellt, dass es bis zur Rente reicht. Die Sportkarriere ist meist kurz, wir sind für den Rest des Lebens für sie da.

Karriere nach der Karriere: Beni Huggel ist Gründer von Athletes Network und Fussball-Experte bei SRF Sport.
Pius Koller

Beni Huggel, wie ungewöhnlich ist es im Fussball, dass sich ein erfolgreicher Fussballer wie Yanick Brecher frühzeitig über die Zeit nach dem Rücktritt kümmert?
Es ist eher ungewöhnlich. Das Fussball-Business ist in diesem Bereich immer noch unterentwickelt. Das Bewusstsein, für die Zukunft zu sorgen, wird weitgehend stiefmütterlich behandelt. Nur ein Vergleich: Im Eishockey machen viele Spieler parallel ein Studium. Im Fussball herrscht immer noch eine Art Old-School-Mentalität.

Was meinen Sie damit?
Im Fussball heisst es oft: Konzentriere dich nur auf den Sport, weil du sonst nicht die beste Leistung abrufen kannst. Diese Haltung ist längst überholt. Es gibt viele Studien, die zeigen, dass Spitzensportler auch für den Kopf etwas machen sollten. Umgekehrt ist es ja auch so, dass Menschen, die im Büro arbeiten, empfohlen wird, etwas für den Körper zu machen.

Was sind die Risiken, wenn man sich als aktiver Sportler nicht um das Ende der Karriere kümmert?
Grosse Unzufriedenheit. Es gibt ehemalige Sportler, die immer noch in der Vergangenheit leben. Sie zehren vom Ruhm ihrer Erfolge und sind nicht bereit, die Veränderung aktiv anzugehen. Es braucht die Überwindung und Akzeptanz, auf ungewohntem Terrain auf einem tieferen Level einzusteigen. Das ist über alle Sportarten gesehen eher die Ausnahme.

Wie war es bei Ihnen? Sie selber sind 2012 beim FC Basel zurückgetreten.
Ich war mit 35 Jahren immer noch Stammspieler beim FCB. Ich hätte gerne ein Jahr weitergemacht. Dann kam es anders. Das musste ich zuerst verdauen. Ich wurde dann gleich Nachwuchs-Trainer. Der harte Schnitt kam dann, als mir bewusst wurde, dass ich keine professionelle Trainerkarriere einschlagen will. Das führte zu vielen Fragen: Was kann ich? Was will ich? Wo finde ich meinen Platz? Das war eine schwierige Phase, mit sehr viel Ungewissheit.

Welche Werkzeuge gibt es, wenn diese schwierige Phase eintritt?
Ich habe aus der Not eine Tugend gemacht und 2020 mit drei Partnern die Firma Athletes Network gegründet. Also wir sind das Werkzeug! Die Idee ist, ein Netzwerk, wo man aufgefangen wird. Sich mit Gleichgesinnten austauschen kann. Mit ehemaligen Sportlern, welche die grosse Leere schon gefüllt haben. Im besten Fall schon präventiv. Die wenigsten Sportler sind finanziell so gut aufgestellt, dass es bis zur Rente reicht. Die Sportkarriere ist meist kurz, wir sind für den Rest des Lebens für sie da.

Aus dieser Zeit ist eine emotionale Dokumentation entstanden. «Yanick Brecher – FCZ Fieber» heisst der Film, der diese Woche im Kino seine Premiere hatte. Der Meister-Goalie pendelt im einstündigen Streifen zwischen Demut und Dominanz. «Ich strebe immer nach Perfektion, obwohl das im Fussball gar nicht möglich ist. Aber ich habe persönlich eine extreme Entwicklung hinter mir. Früher bin ich einfach ins Training und habe keinen Ton gesagt», erinnert sich Brecher. «Mit der Zeit ist aus dem ruhigen und introvertierten Goalie-Talent ein Leitwolf geworden – das Sprachrohr der Mannschaft.»

Manager Farinato: «Brecher ist sehr analytisch»

Als Anführer sieht sich Brecher auch später in der Privatwirtschaft. Für die Filmpremiere im Corso in Zürich hat er sich dabei ein Publikum ausgesucht, das nebst seinen Freunden und der Familie auch viele Vertreter aus dem Netzwerk seines Managers Patrick Farinato zählt. Es sind Verbindungen, die dem gelernten Polymechaniker helfen sollen, nach seinem letzten Schlusspfiff in der Berufswelt neu Fuss zu fassen. «Typisch Yanick», findet Farinato. «Er ist Kopfmensch, immer sehr analytisch und nie zufrieden. Er will immer weiterkommen und besser werden.»

Der Film «Yanick Brecher – FCZ Fieber» läuft am Freitag auf blue Zoom (23.15 Uhr). 

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