Brisante Zahlen im Luzerner Aktionärs-Streit
Dokumente enthüllen Vorwürfe gegen Alpstaeg

Längst ist der Machtkampf beim FC Luzern eine juristische Angelegenheit. Nun liegen Blick zwei brisante Dokumente vor, die aufzeigen, was die Seite Bieri dem Hauptaktionär Bernhard Alpstaeg tatsächlich vorwirft.
Publiziert: 11.01.2023 um 10:19 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2023 um 09:25 Uhr
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Zwei Briefe enthüllen, was Josef Bieri seinem Aktionärskollegen Bernhard Alpstaeg vorwirft.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Der Machtkampf beim FC Luzern ist hochkomplex. Die brisanten Zahlen im Aktionärs-Streit sind längst zum Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen geworden. An die Öffentlichkeit ist davon bislang nicht viel gedrungen. Bis jetzt.

«Ich habe etwas, das der Verwaltungsrat nicht hat: Zeit»
2:08
Alpstaeg zum FCL-Chaos:«Ich habe etwas, das der Verwaltungsrat nicht hat: Zeit»

Blick liegen zwei Schreiben vor, die von den Anwälten des Minderheitsaktionärs Josef Bieri an Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg gerichtet sind. Zwei Briefe, in denen die Seite Bieri klarmacht, weshalb sie nicht mit Alpstaegs Geschäftsgebaren einverstanden ist. Der erste datiert vom 24. November – gut einen Monat vor der ordentlichen GV der FCL Holding AG in der Wirtschaft zum Schützenhaus.

«Ein Schaden von 32,8 Millionen Franken»

In diesem Dokument rechnen die Anwälte im Namen der Geschäftsleitung der FCL Holding AG vor, was passiert, sollte es zu einer Alleinherrschaft Alpstaegs kommen. Dabei werden in erster Linie die Kündigung der Darlehensverträge der ehemaligen Aktionäre Samih Sawiris, Schmid Holding AG und Marco Sieber genannt, wodurch 2’178’648 Franken verloren gingen. «Sollte auch Bieri die Rückzahlung seiner Darlehen fordern, würde sich dieser Betrag auf 2’806’449 Franken erhöhen.» Aus diesem Grund ruft Bieri seinen Mitaktionär Alpstaeg dazu auf, den Betrag möglichst rasch aus der eigenen Tasche zur Verfügung zu stellen.

Weiter wird Alpstaeg darüber in Kenntnis gesetzt, dass «zahlreiche kommerzielle Partner bzw. Kunden mit einem jährlichen Umsatz von 1’061’813 Franken ihre Geschäftsbeziehung entweder bereits gekündigt oder aber «auf Eis gelegt» haben.

Einen weiteren finanziellen Schaden würde Alpstaegs «unsägliches Verhalten» bei den Zuschauerzahlen verursachen. «Zurzeit rechnet die Geschäftsleitung mit einem Rückgang auf 6000 Zuschauer (gegenüber 9364 Zuschauern in der Vor-Covid-19-Saison 2018/19). Damit wird der FCL Mindereinnahmen bei den Tickets von rund 1,3 Mio. Franken pro Jahr haben.» Unter dem Strich rechnet die Bieri-Seite im Zuge der im Brief genannten Vorwürfe mit einem prognostizierten Gesamtverlust von 32,8 Millionen Franken über die nächsten drei Jahre.

Der zweite Brief ist noch länger als der erste

Genau diese Zahlen hat Alpstaeg inzwischen unter die Lupe genommen. Und er dreht den Spiess um. «Im Brief steht zwar, ich sei schuld an Mehrkosten und weggefallenen Einnahmen von insgesamt 5 bis 8 Millionen. Aber das ganze Finanzloch beziffert der Verwaltungsrat auf 32,8 Millionen. Also ist er selber schuld an einem Defizit von 24,8 bis 27,8 Millionen. Wenn dieses riesige Finanzloch nicht schnell und nachhaltig gestopft werden kann, dann wird dies der Tod des FCL sein.»

Die Seite Bieri lässt das Ganze nicht auf sich sitzen. «Die Berechnungen sind durchdacht, und wir stehen noch immer dazu», lässt sie ausrichten. Gleiches gilt für den zweiten Brief, der Blick vorliegt. Dieser stammt von der Anwaltskanzlei Niederer Kraft Frey (NKF) und datiert vom 30. November. In 17 Punkten wendet sich NKF an die Anwälte von Bernhard Alpstaeg.

Dabei stellt die Kanzlei gleich mehrmals klar, dass sie an einer «raschen, konstruktiven Lösung interessiert» sei. Sie schlägt Alpstaeg unter anderem zwei Termine für ein Treffen vor. Zu diesem ist es aber nicht gekommen, weil sich Alpstaeg an der vorangegangenen Sitzung vom 31. Oktober, die wenige Tage vor der verschobenen ausserordentlichen GV der FCL Holding AG über die Bühne ging, hintergangen fühlte.

An jenem Abend habe Alpstaeg seinem Aktionärskollegen angeboten, dass er mit seinen 48 Prozent an der FCL Holding AG zwei Verwaltungsratsmitglieder stellen könnte und Alpstaeg mit seinen 52 Prozent mit drei Mitgliedern im Gremium sitzt. Doch das habe Bieri abgelehnt. Zwei Tage später ist es dann wegen der «vorsorglichen Massnahmen» zur Verschiebung der ausserordentlichen GV gekommen.

Verkauft Bieri sein ganzes Aktienpaket?

Zurück zum Schreiben vom 30. November. Unter Punkt 5 betonen Bieris Anwälte, dass dieser nicht bereit sei, «die durch die Unruhen der letzten zwei Monate entstandenen gravierenden sportlichen und finanziellen Unsicherheiten weiterzutragen». Man könne bereits jetzt mitteilen, «dass Herr Bieri, sofern keine Lösung gefunden wird, keine weiteren finanziellen Beiträge mehr leisten wird».

Einige Absätze später erinnert NKF Alpstaeg daran, dass «Herr Bieri im Februar 2021 einen Sanierungsbeitrag in der Höhe von 3,6 Millionen Franken auf der Grundlage gesprochen hat, dass sich Herr Alpstaeg operativ nicht mehr ins Geschäft einmischt und dem FCL keinen weiteren Reputationsschaden mehr verursacht». Genau das sei nun aber passiert, betont die Anwaltskanzlei.

Durch diesen Schritt sei zudem der Wert des Aktienpakets von Josef Bieri massiv kleiner geworden. «Durch diese Vorfälle ist es ihm auch nicht möglich, die Aktien wie geplant bei interessierten Investoren zu platzieren.» Denn eine Veräusserung sei notwendig, um ein breit abgestütztes Aktionariat zu realisieren.

Für die Seite Alpstaeg ist mit dieser Aussage aber klar, dass Bieri von einem Verkauf seines gesamten Aktienpakets spricht. «Der zweitgrösste Aktionär neben mir, Josef Bieri, hat mir durch seinen Anwalt schriftlich erklären lassen, er wolle seine Aktien verkaufen», meint Alpstaeg.

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