«Ich habe etwas, das der Verwaltungsrat nicht hat: Zeit»
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Alpstaeg zum FCL-Chaos:«Ich habe etwas, das der Verwaltungsrat nicht hat: Zeit»

Alpstaeg zum Mega-Zoff beim FCL
«Mich zurückziehen? Keine Chance!»

Bernhard Alpstaeg äussert sich nach der GV von kurz vor Weihnachten zum Machtkampf beim FC Luzern. Dabei schlägt er neue Töne an und gibt sich sogar ein Stück weit kompromissbereit.
Publiziert: 10.01.2023 um 00:18 Uhr
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Aktualisiert: 10.01.2023 um 08:36 Uhr
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Bernhard Alpstaeg will weiterhin Mr. FCL sein.
Foto: Pius Koller

Während der Verwaltungsrat des FC Luzern in diesen Tagen in Marbella beim Klub weilt, lädt Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg zu einem Treffen im luxuriösen Hotel Schweizerhof – mitten in Luzern. Das Geschirr beim FCL ist längst zerschlagen. An einen friedlichen Ausgang im Machtkampf ist spätestens seit der Generalversammlung kurz vor Weihnachten nicht mehr zu denken.

Herr Alpstaeg, das letzte Bild, das wir von Ihnen haben, ist, wie Sie am 21. Dezember die Wirtschaft zum Schützenhaus wutentbrannt verlassen.
Es war wie ein Schlag ins Gesicht und hat sich angefühlt wie beim letzten Gericht. Ohne jegliche Vorwarnung sah ich mich ganz allein 90 anderen Aktionären gegenüber.

Das hat ordentlich geschmerzt ...
Absolut. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich fühle mich in meinem Stolz verletzt. Die rote Linie ist seither definitiv überschritten.

Warum sind Sie denn eigentlich nicht einfach aus dem Saal gelaufen?
Ich bin eine Stunde vor der GV informiert worden, dass der Verwaltungsrat mir 25 Prozent Aktien wegnimmt, sowie Strafanzeige gegen mich erstattet, die bis heute übrigens nicht eingetroffen ist. Dann habe ich meine Anwälte gefragt, ob ich mir das überhaupt antun muss. Aus rechtlichen Gründen haben sie mir aber geraten, trotzdem teilzunehmen.

Von aussen betrachtet, stellt sich die Frage, warum Sie sich das im Alter von 77 Jahren überhaupt noch antun?
Sie müssen mich fragen, wie alt ich mich fühle.

Bitte ...
Ich fühle mich 50-jährig. Aber letztlich ist es ganz einfach. Ich engagiere mich beim FCL einzig und allein aus emotionalen Gründen: Weil er mir am Herzen liegt. Deshalb habe ich in den letzten rund zehn Jahren über 20 Millionen Franken locker gemacht.

Es könnte also nicht sein, dass Sie den Bettel hinwerfen und sich zurückziehen?
Keine Chance.

Aber Ihnen ist schon auch bewusst, dass Sie für die zerfahrene Situation mitverantwortlich sind.
Klar. Mein Interview von Anfang Oktober im SonntagsBlick war nicht gut. Ich habe darin Aussagen über das Management des FC Luzern gemacht, die ich in der Öffentlichkeit nicht hätte machen sollen. Das war ein Fehler und er tut mir leid.

Das sind nun aber deutlich sanftere Töne von Ihnen. Haben Sie ihre Meinung geändert?
Wenn man Fehler macht, dann muss man auch dazu stehen. Aber über einzelne Personen zu sprechen, wäre auch sonst falsch. Die dringendste Frage ist jetzt: Wie retten wir den FCL? Dazu will ich gerne meinen Beitrag leisten.

Neues Jahr, neue Strategie. Dafür verantwortlich, dass Bernhard Alpstaeg andere Töne anschlägt, als noch vor wenigen Monaten, ist sein neuer Kommunikationsberater Sacha Wigdorovits. Der 70-jährige Zürcher unterstützt den Patron des FCL seit kurz vor der ordentlichen Generalversammlung und ist bestens bekannt als Krisenkommunikator.

Herr Alpstaeg, die Fans sind längst auf der Seite des VR. Wie wollen Sie die Fans wieder auf Ihre Seite holen?
Ich will sie treffen und ihnen die Situation erklären und zeigen, wie ich helfen will, den FCL zu retten. Denn sie verdienen das genauso wie der FC Luzern.

Sie getrauen sich in allem Ernst, vor die Fans zu stehen und zu ihnen zu sprechen?
Klar. Ich bin sicher, sie werden dann sehen, dass alles, was ich bisher gemacht habe – auch wenn ich mich zwischendurch unglücklich geäussert und damit berechtigte Kritik provoziert habe –, nur deshalb geschehen ist, weil mir der FCL genau wie ihnen am Herzen liegt.

Und die Fans werden das verstehen?
Es hat ganz viele, die vernünftig sind. Wenn ich ihnen schwarz auf weiss aufzeige, was der Verwaltungsrat anstellt und er die Zukunft des Klubs aufs Spiel setzt, dann werden sie ihre Meinung schon ändern.

Was meinen Sie konkret?
Die jetzige Führung hat selber erklärt, für diese Saison und die beiden kommenden Spielzeiten drohe ein Finanzierungsloch von total 32,8 Millionen.

Das war aber nur eine Hochrechnung des Verwaltungsrats im Fall, dass es zu einem «FC Alpstaeg» käme ...
Das stimmt nicht. Das ist eine unwahre Schutzbehauptung des Verwaltungsrates. Im Brief, den seine Anwälte in seinem Namen geschrieben haben, steht zwar, ich sei schuld an Mehrkosten und weggefallenen Einnahmen von insgesamt 5 bis 8 Millionen. Aber das ganze Finanzloch beziffert der Verwaltungsrat auf 32,8 Millionen. Also ist er selber schuld an einem Defizit von 24,8 bis 27,8 Millionen.

Was befürchten Sie denn, wie es ohne Sie weiterginge?
Das wäre der Tod des FCL. Wenn wir dieses gigantische Loch nicht rasch stopfen können, gibt es den FCL in zwei Jahren nicht mehr.

Wie kommt der FCL noch aus dieser Situation raus?
Ich habe einen genauen Plan, wie wir vorgehen müssen und ich bin bereit, mich weiter finanziell zu engagieren. Im Interesse des Klubs bin ich auch willens, einen dicken Frosch zu schlucken, und mit dem einen oder anderen Verwaltungsrat weiter zusammenzuarbeiten, auch wenn ich dazu nach der letzten GV keine grosse Lust verspüre. Aber als Gegenleistung dafür, müssten mir alle 52 Prozent der Aktien und Stimmen anerkannt werden, damit ich entscheidend Einfluss auf die Sanierung des FCL nehmen kann.

Alpstaeg hält an seinem Plan also munter fest. Er will Mr. FCL sein. Wie der juristische Streit weitergeht, ist offen. Für diesen Teil sind die Anwälte zuständig. Im schlimmsten Fall könnte sich alles über mehrere Jahre hinziehen. Doch so viel Zeit bleibt dem FCL nicht. Denn schon Anfang März geht es um die Lizenz für die kommende Super-League-Saison. Und dafür braucht der Klub dringend Geld. Egal, ob Alpstaeg oder Minderheitsaktionär Josef Bieri – einer muss zahlen.

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