«FCB-Fans verhalten sich wie verwöhnte Goofen»
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BLICK zur Situation beim FCB:Der Machtkampf in Basel spitzt sich zu

Degen träumt vom Klub-Kauf
Die Wahrheit über den FCB-Machtkampf

Beim FC Basel tobt hinter den Kulissen ein Machtkampf zwischen Mehrheitsbesitzer Bernhard Burgener und Minderheitsaktionär David Degen. Dabei gehts um viele sportliche Differenzen – und Degens Traum, den Klub zu kaufen.
Publiziert: 26.07.2020 um 00:41 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2020 um 11:11 Uhr
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Beim Europa-League-Spiel in Getafe: David Degen (2 v.l.) mit Bernhard Burgener (3. v. l.) auf der Tribüne.
Foto: Daniela Frutiger/freshfocus
Andreas Böni

Es sind turbulente Tage am Rheinknie. Die erste Mannschaft des FC Basel siegt in St. Gallen 5:0, spielt enttäuschenderweise im Meister-Rennen trotzdem keine Rolle. Und zwischenmenschlich liegt rund um den Klub so ungefähr alles in Scherben, was zu Bruch gehen konnte.

Das Chaos gipfelt vor eineinhalb Wochen, als die «Handelszeitung» einen Machtkampf thematisiert. Es geht um Bernhard Burgener (62), den starken Mann mit 82 Prozent der Aktien. Und um David Degen (37), der sich mit 10 Prozent einkaufte.

Alles beginnt 2019. Der Ex-Spieler Degen sichert sich bei den Verhandlungen rund um seinen Einstieg im Herbst clevererweise ein Vorkaufsrecht. 35 Prozent von Burgeners kann er sich bis im Herbst 2021 sichern – womit die beiden dann fast auf Augenhöhe wären. Burgener hielte noch 47 Prozent, Degen hätte 45 Prozent.

Doch die Pläne von Burgener änderten sich seit dem Verkauf an Degen. Plötzlich will er nicht mehr an Degen verkaufen, sondern 30 Prozent an Centricus veräussern, an eine Londoner Investment-Firma, gegründet vom Emirati Nizar Al-Bassam und vom Engländer mit türkischen Wurzeln Dalinc Aliburnu. Ein legitimer Schachzug, gerade nach dem 20-Millionen-Verlust im letzten Jahr braucht der FCB frisches Geld. Aber die Fans reagieren heftig, verschmieren die Geschäftsstelle mit «Fuck off Centricus». Und eben, Burgener hat seine Rechnung ohne Degen gemacht.

Es herrscht eine Pattsituation

Denn der ehemalige Nationalspieler sieht nicht ein, den FCB auch nur teilweise in fremde Hände zu geben, wenn er es verhindern kann. Im Gegenteil: Degens Traum ist es, den Klub selber übernehmen zu können.

Burgener seinerseits kann nicht an Centricus verkaufen, ohne dass David Degen der stärkste Mann im Klub wird. Angenommen, Burgener verkauft 30 Prozent an Centricus und Degen holt sich seine 35 Prozent, wäre der jetzige Basel-Boss mit 17 Prozent plötzlich aussen vor.

Das ist auch mit der Grund, warum Burgener und Degen derart über Kreuz liegen. Wie Insider aus dem Basler Umfeld berichten, reden die beiden zwar noch miteinander. Weil Burgener aber von Degen den Verzicht auf sein Vorkaufsrecht fordert, sind auch Anwälte involviert.

Dabei ist die Sachlage allerdings einfach: Niemand kann Degen zwingen, auf sein Vorkaufsrecht zu verzichten. Wie niemand Burgener zwingen kann, den FC Basel zu verkaufen, wie es die «Basler Zeitung» längst fordert. Aber auch klar ist: Der Centricus-Deal würde die Finanzlage des FC Basel massiv verbessern, da die geschätzten sechs Millionen Franken komplett in den Verein und nicht in die Taschen Burgeners fliessen würden. Die Engländer wiederum investieren nur, wenn Burgener (und nicht Degen) der Mann mit dem stärksten Aktienpaket bleibt.

Degen hat wesentlich andere Ansichten

Doch zwischen Burgener und Degen, da geht es auch um viel Inhaltliches. Um Sportliches. Nach seiner Vorstellung im Herbst 2019 gab Degen nur ein einziges Interview. Nämlich der «SPORT BILD», wo er erklärte, dass er den Klub von unten nach oben gleich aufstellen will – wie Ajax oder RB Leipzig, aber auch Benfica oder Porto: «Für uns ist die Jugendarbeit und das dreiteilige Scouting wichtig. Es geht um das lokale Jugend-Scouting, das internationale Jugendscouting und das im Profi-Bereich. Wenn ein Verein nachhaltig Erfolg haben will, braucht es eine Philosophie von oben nach unten.»

Und diese erkenne Degen bei Burgener nicht, erzählen es Vertraute. Und fügen Beispiele an. Wer Degen kenne, der wisse, dass er für diese Philosophie Trainer Marcel Koller (wird 60) und Sportchef Ruedi Zbinden (ist über 60) für die falschen Leute halte – er hätte sie durch U21-Trainer Alex Frei (40) und einen international vernetzten Red-Bull- oder Ajax-Mann ersetzt. Und auch CEO Roland Heri (über 60) halte er nach dessen Lohndisput mit der Mannschaft nicht für eine gute Lösung.

Es sei für Degen schwierig, mit Burgener (62) und der «Ü60-Gruppe» fortschrittliche Strukturen zu schaffen, weil der FCB-Besitzer Mühe habe, harte Schritte wie Entlassungen durchzuziehen. Degen würde seinerseits die Mannschaft umbauen und einige Profis, deren Einstellung er für ungenügend hält, ersetzen. Zudem ist für ihn laut Weggefährten klar, dass man die Kosten massiv zurückfahren muss.

Und es liegt auf der Hand, dass Degen von Burgener inzwischen für das Tagesgeschäft kaum noch zu Rate gezogen wird. Den neuen Trainer wird eher von Zbinden, Heri und Burgener bestimmt – die Namen reichen von Markus Weinzierl über Manuel Baum bis Martin Schmidt.

Jungblut gegen «Ü60-Fraktion»

Doch kann es zwischen Burgener und Degen nochmals gut kommen? Menschlich ist das vorstellbar, fachlich ist man hingegen weit auseinander. Es ist klar, dass die «Ü60-Fraktion» hofft, dass Burgener als Sieger aus dem Machtkampf hervorgeht während einige rund um Basel sich Degen als neuen starken Mann erhoffen. Nur ist auch klar: Bernhard Burgener schloss es kategorisch aus, die Mehrheit am Klub abzugeben. «Ich will die Kontrolle im Moment nicht abgeben. Nicht in einer Krise, ganz sicher nicht», sagte er vor einigen Wochen im SonntagsBlick-Interview. Dass ihn der Aufstand durch die Muttenzer Kurve oder die Meinungsverschiedenheiten mit Degen umdenken lassen, ist nicht wahrscheinlich.

Doch warum gewährte Burgener Degen ein Vorkaufsrecht auf 35 Prozent, wenn er dieses ihm nun wieder abjagen möchte? Zum einen, weil sich Burgener damals vorstellen konnte, dass Degen irgendwann der starke Mann wird. Zum zweiten brach ihm mit dem Rücktritt von Marco Streller als Sportchef auch einiges an Identifikationspotenzial weg.

Aber hat David Degen überhaupt das Geld, um den Klub zu kaufen? Einige zweifeln es an. Andere sagen Ja. Ungefähr zwei Millionen Franken soll er für die zehn Prozent bezahlt haben. Man munkelt von etwa sieben Millionen, die er für die weiteren 35 Prozent bräuchte. Und es ist gut möglich, dass hinter Degen noch weitere Basler Investoren stehen. Es könnte sich sogar um Legenden wie Marco Streller oder Christian Gross handeln, die als Investoren oder als Gremiums-Mitglieder unter Degen zurückkehren könnten.

Es sind heisse Gerüchte, die sich um die Zukunft des serbelnden Ex-Serien-Meister ranken.

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