Vier Nachspielminuten sind angezeigt im Wankdorf. YB führt 2:1. Die Hälfte davon ist vorbei. Lugano hat längst die Brechstange der Verzweiflung ausgepackt, um noch den Ausgleich zu schaffen. Und das heisst dann: hohe Bälle in den Strafraum. Einen solchen schlägt dann auch Dos Santos. Doch die Szene verpufft. Denken alle. Lugano-Coach Mattia Croci-Torti aber schreit: «Mano! Mano!» Hands! Und er hat recht.
Schiri Horisberger wird vom exzellenten VAR Kanagasingam an den Monitor gebeten – und er sieht: Handspiel von Blum. Penalty. «Das ist doch nicht möglich, dass wir diesen Sieg noch verspielen», denkt Sandro Lauper, als sich Shqelkim Vladi den Ball zurechtlegt. Vladi? Zufall? Nein! Der Berner Oberländer und ehemalige YB-Junior spielte bis Oktober 2020 für die U21 von YB. Für Einsätze im Fanionteam reichte es nicht. Was wäre das für eine süsse Rache, dieses 2:2 in letzter Sekunde …
Vladi versagen die Nerven
Doch der Druck unter den gellenden Pfiffen der 27 000 Fans ist zu gross. Vladi schiesst in den Berner Nachthimmel. Das Stadion bebt! Der Jubel ist grösser als bei den beiden YB-Toren. Dann ist Schluss. Und man stellt fest: Die YB-Auferstehung geht weiter! Es ist der dritte Sieg unter Interimscoach Joël Magnin. Und das Vorrücken auf Platz 9, auf Kosten von Yverdon.
Elfer zu verwandeln, ist nie ein Selbstläufer. Cedric Itten und Anto Grgic hatten ihre Nerven im Griff. Vladi nicht. «Es ist immer eine Drucksituation», sagt Iceman Itten. Sein Rezept? «Ich versuche, meine Emotionen zu sammeln und mich zu konzentrieren.»
YB siegt trotz unglaublichem Verletzungspech
Auch Magnin betont die Wichtigkeit des verschossenen Elfmeters und der dramatischen Art und Weise dieses Sieges: «Das kann ein Schlüsselmoment sein. Wir mussten beim Sieg gegen Luzern leiden, auch gegen Basel und nun gegen Lugano. Das zeigt, dass die Mannschaft in der Mentalität viele Fortschritte gemacht hat.»
Sie liess sich auch durch das unglaubliche Verletzungspech nicht von ihrem Kurs abbringen. Gegen Lugano kriegte Magnin nicht mal das Matchblatt voll. YB hatte einen Spieler weniger darauf als Lugano. Darunter drei Junioren. Nun gehts in die Nati-Pause. Danach kommt der eine oder andere zurück.
Die Gebete auf der Bank wurden erhört
Mit YB ist also wieder zu rechnen. Vor allem, wenn man Leute im Team hat wie Alan Virginius. Diesen explosiven, begnadeten Flügel, der beim Siegtor Lukas Mai mit seinem Antritt keinen Stich liess. «Das war eine Befreiung», so der Franzose. Und der Moment des zweiten Lugano-Penaltys? «Wir haben auf der Bank gebetet, dass der Penalty nicht reingeht. Denn wir haben diesen Sieg so was von verdient.» Die Gebete wurden erhört. Und mit ein bisschen Hilfe von ganz oben kann YB auch wieder ein bisschen nach oben schielen. In etwas doch Profanerem wie einer Tabelle.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |