Darum trat er nach der Rahmen-Entlassung als Assistenztrainer zurück
Smiljanic erklärt seinen überraschenden FCB-Abgang

Hier erklärt Ex-FCB-Assistenztrainer Boris Smiljanic die Gründe für seine Kündigung und redet über den Disput mit FCB-Boss David Degen und die Probleme mit Juwel Esposito.
Publiziert: 01.03.2022 um 14:51 Uhr
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Aktualisiert: 02.03.2022 um 09:22 Uhr
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Erstmals seit er beim FCB seinen Vertrag aufgelöst hat, redet Ex-Assistenztrainer Boris Smiljanic über die Gründe.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
Michael Wegmann

Boris Smiljanic, offiziell wurde kommuniziert, dass Sie Ihren Vertrag beim FCB aus persönlichen Gründen aufgelöst hätten. Können Sie ein wenig konkreter werden?
Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung und ich habe viele nette Leute kennengelernt. Aber die Konstellation nach der Entlassung von Patrick Rahmen hat für mich einfach nicht gepasst. Deshalb habe ich mich zu diesem Schritt entschieden.

Es wird gemunkelt, Sie hätten hingeworfen, weil Klub-Boss David Degen Sie und den kompletten Trainer-Staff nach dem 3:0 Sieg gegen Lausanne wegen dem schwachen Auftritt in der ersten Halbzeit zusammengefaltet habe.
Das stimmt nicht.

Was stimmt nicht? Dass Degen sauer war?
Nein, dass ich deshalb meinen Vertrag aufgelöst habe. David war unzufrieden, definitiv. Und es wurde auch etwas lauter diskutiert nach dem Spiel. Aber damit kann ich umgehen. David und ich kennen uns schon sehr lange. Ich weiss, dass er sehr impulsiv sein kann. Und ich weiss auch, dass er es nie persönlich meint. Er hat mich nach dem Vorfall ja auch sofort angerufen – und die Sache war erledigt. Was ich nicht gut fand, war, dass die Angelegenheit dann öffentlich wurde. Es darf auch mal ein Gegenstand durch die Luft fliegen, aber solche Dinge müssen intern bleiben. Glauben Sie mir, Aniello Fontana, mein Präsident beim FC Schaffhausen, konnte auch sehr emotional sein, dennoch war er ein toller Mensch.

Dann haben Sie den FCB verlassen, weil Sie sauer waren, dass Guillermo Abascal nach der Entlassung von Patrick Rahmen zum Cheftrainer ad Interim ernannt wurde und nicht Sie?
Nein, ich bin nie mit dem Ziel zum FCB gekommen, um Cheftrainer zu werden. Ich wollte ein guter Assistenztrainer sein, der mit den Spielern auf dem Platz arbeitet. Ich wollte Patrick Rahmen und dem FC Basel helfen, die Aufholjagd auf den FC Zürich zu starten.

Also haben Sie aus Loyalität zu Rahmen hingeworfen?
Nein, auch nicht. Mein Entscheid war keiner für oder gegen jemanden. Ich habe einzig und allein um die Vertragsauflösung gebeten, weil es für mich nicht gepasst hat. Das mit der Loyalität ist aber schon eine schwierige Sache.

Warum?
In den Gesprächen vor meiner Einstellung, waren auch Loyalität und Solidarität zum Klub und zum Cheftrainer ein Thema. Da ist schon Konfliktpotenzial vorhanden. Wird der Cheftrainer entlassen und man bleibt im Verein, ist man gegenüber dem Cheftrainer nicht loyal. Geht man mit dem Cheftrainer, ist man gegenüber dem Klub nicht loyal.

Es soll im Training auch zu einem Wortgefecht zwischen Ihnen und dem 19-jährigen Juwel Sebastiano Esposito gekommen sein.
Wir hatten eine kurze Diskussion, aber das war nicht der Rede wert.

Erzählen Sie.
Er hat einen Sprint nicht voll durchgezogen. Da bat ich ihn, diesen zu wiederholen. Da hat er gefragt, weshalb es immer nur ihn treffe. Das wars. Sebastiano braucht einfach eine engere Führung als andere. Aber er ist ein guter Junge. Ich mag ihn sehr.

Er hat die Mitteilung des FCB auf Instagram, dass Rahmen entlassen wurde, gelikt und mit einem Herzchen versehen. Clever ist das nicht.
Auf Instagram agieren viele nicht wirklich clever, nicht nur er. Zum Beispiel haben über 3000 Personen und übrigens auch diverse Spieler den Instagram-Post des FC Basel über die 2:4-Schlappe gegen den FCZ gelikt und mit einem Herzchen versehen. Was ich damit sagen will: Kommt etwas vom FCB auf Instagram, wird es von den Followern gelikt, ohne dass sich diese gross Gedanken darüber machen.

Ist das Potenzial des FC Basel eigentlich so gross, wie Degen glaubt?
Ja, das ist es. Die Qualität der Einzelspieler ist sehr gut. Jetzt müsste man nur noch eine Mannschaft aus ihnen formen.

Trauen Sie Abascal zu, dass er das schafft?
Die Chance dazu hat er jetzt.

Sie waren beim FCB zwischen 2003 und 2007 Spieler. Wie hat sich der Klub seither verändert?
Alles ist viel grösser geworden. Mittlerweile ist dieser Klub ein riesiger Apparat. Aber ich muss sagen, es ist beeindruckend, wie professionell, strukturiert in diesem Klub gearbeitet wird. Der FC Basel ist top organisiert.

Was sind nun Ihre Pläne?
Ich bin offen für alles. Wenn was kommt, das mich reizt und zu mir passt, bin ich bereit. Aber ich biete mich nirgends an. Ich vertraue in meine Qualitäten. Ich schätze es sehr, nicht unter finanziellem Druck zu stehen.

Dann bleibt Ihnen nur noch dem FCB Glück zu wünschen.
Nein. In meinem Heimatland sagt man: «Glück brauchen die, die nicht arbeiten wollen und nichts können». Ich wünsche dem FCB viel Erfolg.

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