Eines muss man Lukas Fähndrich (39) lassen. So konsequent der Schiedsrichter auf dem Platz Karten zieht, so konsequent gibt er auch seine Fehler zu. «Nach erneuter Ansicht der TV-Bilder bin ich leider zum Schluss gekommen, dass die erste Gelbe Karte gegen Beney klar falsch war», sagt der Schiedsrichter am Tag nach dem 0:0 im Klassiker zwischen Zürich und Basel.
«Ich habe die Szene auf dem Spielfeld nicht wahrgenommen, weil ich mich bereits abdrehte und dem Ball folgte, und habe mich auf einen Input meines Teams verlassen. Trotzdem möchte ich betonen, dass es mein Fehlentscheid war, für den ich die Verantwortung übernehme», erklärt Fähndrich. Zwar sei die zweite Gelbe Karte gegen den jungen FCB-Flügelspieler zwar klar und richtig gewesen, «trotzdem habe ich Verständnis für die Enttäuschung und die Tränen».
Schiri-Legende Meier schützt Fähndrich
Weniger Verständnis hat nach Schlusspfiff FCB-Trainer Fabio Celestini (48), der Fähndrich so lange die Meinung geigt, bis er selbst auch Gelb-Rot sieht. «Ich hatte nach Schlusspfiff ein gewisses Verständnis für die emotionalen Reaktionen», sagt der Unparteiische zur Szene. Er habe Celestini vorgeschlagen, sich in der Kabine in Ruhe über den Sachverhalt zu unterhalten. «Es ging explizit nicht um den so weit korrekten Inhalt der Kommunikation, sondern um deren Art und Weise», erklärt Fähndrich, warum er sich schliesslich für einen Platzverweis entschieden hat.
Schiri-Legende Urs Meier (65) bläst in die gleiche Pfeife. «Er hatte schon Gelb, dem Schiedsrichter bleibt gar nichts anderes übrig, als ihm Gelb-Rot zu zeigen», sagt der langjährige Spitzenschiedsrichter zu Blick. Auch er hätte eine Verlagerung der Diskussion in die Garderobe als sinnvoller erachtet. «Warum nicht zuerst fünf Minuten runterfahren und das Ganze abseits der Öffentlichkeit bereden? Mir fehlt es in dieser Situation an Respekt dem Schiedsrichter gegenüber», so Meier.
Arroganzvorwürfe von Hitz
Es ist nicht das erste Mal, dass Fähndrich nach einer Super-League-Partie ins Fadenkreuz gerät. Für Diskussionen sorgten in vergangenen Jahren aber meist nicht etwa seine Entscheidungen, sondern sein Auftreten. «Die Arroganz, die er an den Tag legt, ist unglaublich», wirft ihm im vergangenen April der damalige FCB-Trainer Heiko Vogel vor. Und auch Goalie Marwin Hitz (36) teilt nach dem 1:1 gegen Lugano in Richtung Fähndrich aus: «Während des Spiels beleidigt der Schiri die Spieler – und das war heute nicht das erste Mal von ihm.» Fähndrich selbst bestreitet die Vorwürfe.
Im Februar 2022 bemängelt der Luzerner Marius Müller die Umgangsart des Schiedsrichters. «Der hört nicht mal zu. Bei so einem Schiedsrichter musst du aufhören, zu diskutieren», so der FCL-Goalie.
Urs Meier widerspricht: «Wenn man mit jemanden reden kann, dann sicher mit Lukas.» Meier kennt Fähndrich seit Jahren und sagt: «Vielleicht stellt er mit seiner Klarheit manchmal eine gewisse Distanz zu den Spielern und Trainern her.» Dass der Berufsschullehrer innerhalb der Super League aber dermassen polarisiert, ist für ihn unverständlich. «Er ist ein toller Mensch, ein ehrlicher Charakter und überhaupt nicht arrogant.»
Aussprache zwischen Schiris und Klubs
Am Montag vor dem Spiel kommt es im Rahmen der «Swiss Football Night» in Bern zu einem grossen Treffen. Dabei geht es um den Austausch zwischen Sportchefs, Trainern und den Schiedsrichtern. Es wird auf die Vorrunde zurückgeblickt und auf die Rückrunde vorausgeschaut.
«Wir haben unter anderem besprochen, dass wir durchaus offen für Kritik an Leistungen der Referees sind und dass unsere Türen für Gespräche offenstehen, aber dass wir diese Kritik persönlich entgegennehmen und nicht via Medien besprechen», heisst es beim Schweizer Fussballverband auf Anfrage. «Die direkten Feedbacks waren positiv, der offene Austausch wurde offensichtlich geschätzt.»
Auch Henriksen kritisiert Spielleitung
Am Sonntag ist davon bei Celestini und seinem Gegenüber Bo Henriksen (48) nichts mehr zu spüren. «Wir haben zwei Stunden für nichts verloren», sagt der Basler Trainer über das Treffen in Bern. «Respektlosigkeit müssen die Schiedsrichter nicht akzeptieren. Aber sie müssen verstehen, dass Emotionen und Leidenschaft zum Fussball dazugehören.»
Henriksen wiederum lobt zwar Fähndrichs Entscheidungen, gibt aber ebenfalls an, Mühe mit der Spielleitung des Luzerners zu haben. «Ich habe kein Spiel gesehen, in dem wir uns gegenseitig fast umgebracht haben», so der Däne. Für die insgesamt sieben Gelben und zwei Gelb-Roten Karten im Klassiker könne er darum nur wenig Verständnis aufbringen. Dass es zumindest eine Verwarnung weniger auch getan hätte, sieht inzwischen auch Schiedsrichter Fähndrich so.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |