Blick: Christian Constantin, anstatt ihrem Retter Marco Walker ein Denkmal zu errichten, haben Sie am Montag herumgeeiert. Was haben die dienstäglichen Gespräche mit ihm ergeben?
Christian Constantin: Also allzu lange haben wir nicht gebraucht, um zum Schluss zu kommen, dass wir diesen gemeinsamen Weg weitergehen wollen. Marco ist ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Ich hatte ihm gegenüber schon ein gutes Feeling, als er in Basel war. Das hat sich bestätigt. Er ist eine Person, die enorm viel von sich gibt.
Heisst: Sie verlängern, wie es Ihr Sohn und Sportchef Barthélémy Constantin als Willen des Klubs publik gemacht hatte?
Genau. Wir haben uns auf einen Ein-Jahres-Vertrag geeinigt.
Nur ein Jahr?
Ich mache keine längeren Verträge mehr. Aber er ist mir dankbar, dass ich ihm diese Chance gegeben habe, seine erste als Profitrainer in der obersten Liga. Und ich ihm, dass er uns gerettet hat.
Schauen wir kurz zurück auf Sonntag. Was war denn das für ein Abgang am Sonntag nach Schlusspfiff! Kein Kommentar, kein Interview nichts. Waren Sie so nudelfertig?
Ja. Es war extrem. Der Druckabfall war gewaltig. Es war alles gesagt mit dem Resultat auf dem Platz. Wir bleiben oben. Basta. Da wollte ich einfach weg. Ich war psychisch nicht in der Lage, Analysen vorzunehmen und an die Zukunft zu denken. Wir, Team und Staff, haben in meinem Hotel etwas gegessen und Wein getrunken und einfach genossen. Denn die Jungs haben zu Saisonende Ausserordentliches geleistet.
Welchen Wein?
Einen Merlot. Aus dem Wallis. Ich glaube von Marie-Thérèse Chappaz.
Was haben Sie gedacht, als es geschafft war?
Dass es ein Wunder ist! Ehrlich, ich hatte nach dem 0:3 gegen Vaduz und sechs Punkten Rückstand kaum noch Hoffnung. Und nach der Niederlage in Lugano im vorletzten Spiel gar keine mehr. Da dachte ich: Jetzt ist es vorbei! Jetzt sind wir tot. Vaduz gewinnt mit dieser starken Rückrunde garantiert gegen den FCZ.
Es kam anders.
Als Vaduz in Zürich schon nach wenigen Minuten führte und es in unserem Spiel gegen Basel 0:0 stand, war für mich nochmals alles vorbei. Doch dann machten der FCZ und meine Jungs den Job.
Nach drei Saisons mit Rettungen in letzter Sekunde hoffen Sie auf eine ruhige Saison, nehme ich an?
Das Gummiband kann nicht weiter gedehnt werden, logisch. Aber das wissen alle. Sie haben mir schon intelligentere Fragen gestellt …
Wie diese: Fabio Grosso war eine unglückliche Trainerwahl, einverstanden?
Nicht einverstanden. Es war eine Fehlentscheidung. In dieser Situation, mit wenig Vorbereitungszeit und in Pandemiezeiten, war das die komplett falsche Entscheidung.
Und dann haben Sie noch zu lange zugeschaut.
Gut, zuerst wollte ich Fabio eine echte Chance geben, da er diese in der Vorrunde wegen des Corona-Befalls im Wallis nicht gehabt hatte. Er selber war ja auch stark betroffen. Danach dachte ich mir noch, dass alle sagen, ich wechsle die Trainer viel zu schnell. Also tue ich es dieses Mal nicht. Das war ein Fehler. Ich muss zurück zu meiner altbewährten Methode. Wenn ich das Gefühl habe, dass es nicht mehr geht, wechsle ich.
Und Sie haben ihm auch in Sachen Aufstellung nicht dreingeredet, als er den Goalie wechselte und sowohl Guillaume Hoarau wie auch Dimitri Cavaré aussen vor liess.
Ich habe ihm das zigmal gesagt. Er hat zugehört, und es danach dennoch anders gemacht. Irgendwann sagte ich ihm: Du hast keine Ahnung von Fussball. Auch wenn Du Weltmeister bist…
Physisch war Sion auch schlecht, was die unglaubliche Zahl an Verletzten zeigt.
Und auch die Barrage. Thun war physisch besser. Das muss sehr viel besser werden. Da werde ich mit den Verantwortlichen ein ernstes Wort reden müssen.
Zudem braucht Sion einen Sportvorstand, der Ihrem Sohn und Sportchef Barthélémy unter die Arme greift und konzeptionell-strategisch plant. Diese Person täte Sion gut.
Der Trainer ist doch der Stratege. Doch wenn dieser keinen Gebrauch macht vom Kader mit mehreren Trumpfassen, das man ihm hinstellt, und das klar besser ist als jenes der letzten Saison, dann können Sie so viele Strategen hinstellen, wie sie wollen.
Zu den Personalien: Was passiert mit Guillaume Hoarau?
Sein Vertrag geht zu Ende. Er macht ein MRI, weil er genau wissen will, wie es um sein Knie bestellt ist. Wir treffen uns am Mittwoch.
Er will bleiben. Und Sie? Wollen Sie ihm einen neuen Vertrag geben?
Ich will ihn behalten, ist doch klar. Er hat uns in der Liga gehalten.
Und Freundin und Topmodel Manuela Frey soll Spass am Wallis haben.
Das ist so, es gefällt ihr sehr gut bei uns.
Auch der Vertrag von Lubomir Tupta, der Sion im Barrage-Rückspiel gerettet hat, geht zu Ende. Ziehen Sie Ihre Kaufoption für ihn?
Lubo ist eine Hinterlassenschaft von Fabio und mit Abstand das Beste, was dieser gemacht hat! Es ist noch alles offen.
Und nun, was machen Sie?
Jetzt ziehe ich mich in meinen Schafstall zurück. ich brauche Ruhe.
Schafstall?
Ja. Ein Châlet oberhalb von Martigny. Mein Rückzugsort...
(Dabei handelt sich um einen topmodern eingerichteten ehemaligen Schafstall, zu dem nette Gimmicks wie ein Pool mit Gegenstrom-Anlage gehören...)
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |