«Sowas von absurd. Das kann man einfach nicht ernst nehmen.» Peter Zeidler findet nach dem Testspiel gegen LASK Linz (1:1) deutliche Worte, als er im klubeigenen TV-Interview auf einen Bericht des «St. Galler Tagblatts» angesprochen wird. Das Tischtuch zwischen ihm und FCSG-Captain Lukas Görtler soll zerschnitten sein. Mehrere Versuche einer Aussprache seien gescheitert. Das Verhältnis nicht mehr zu kitten. «Wenn das so wäre, würden wir nicht so zusammenarbeiten», schliesst sich auch der Spieler dem Dementi seines Trainers an – wenn auch mit weniger klaren Worten – und findet, das Ganze habe eine etwas «schädliche Dynamik» angenommen.
Letzte Saison sorgt für Unzufriedenheit
Görtler gibt zu, dass die Medienberichte nicht komplett aus der Luft gegriffen sind. «Ich kann mich nicht hinstellen und sagen, es hätte keine intensiven Gespräche gegeben.» Was Görtler anspricht, und was auch Trainer Zeidler nicht versteckt: Die sportliche Talfahrt in der letzten Rückrunde hat Spuren hinterlassen. Der 6. Platz und das Verpassen der Europacup-Plätze nach zehn sieglosen Liga-Spielen in Folge verlangte Aufarbeitung.
Der Captain dürfte seinem Trainer dabei mehrmals widersprochen haben. Das würde sich mit den Informationen des St. Galler Tagblatts decken, wonach Görtler die Entwicklung des Teams, das Videostudium oder die Vorbereitung auf Gegner kritisiert habe. Von einem Knall, oder einem einzelnen Vorfall, der zum Zerwürfnis geführt habe, wird ohnehin nicht berichtet.
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Zeidler: «Wir waren nicht zufrieden mit der letzten Saison. Und wenn man besser werden will, dann diskutiert man.» Dass man Dinge nach mehrjähriger Zusammenarbeit auch mal «direkter anspricht, ist nur im Interesse der Sache», sagt Görtler. Blick-Recherchen bestätigen, dass in der Ostschweiz nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Gegenüber der «NZZ» sagt Präsident Matthias Hüppi: «Wir sind nicht auf einem Planeten der Seligen. Auch wir reiben uns gegenseitig.»
Der frühere TV-Mann steht aber bedingungslos hinter seinem Trainer. Hüppis Commitment in Ehren, aber die ohne Not getätigte Verlängerung des Vertrags mit Zeidler Anfang Jahr bis 2027 birgt auch Risiken. Dass es nach fünf Jahren Zusammenarbeit zu Verschleisserscheinungen kommen kann, ist normal in einem Business, in dem die durchschnittliche Amtszeit eines Trainers nicht viel mehr als eine Saison beträgt. Christian Streich, Urs Fischer und Pep Guardiola sind die Ausnahmen, welche die Regel bestätigen.
Saisonziel Europa
Hüppis Problem ist: Die sportliche Entwicklung unter Zeidler ist ins Stocken geraten. Nach der überragenden Saison 2019/20 und dem Erreichen der Cupfinals 2021 und 2022 hat das Team stagniert. Die Gegner haben sich an den Spielstil der St. Galler und deren Gegenpressing gewöhnt, vor allem wenn die Ostschweizer das Spiel bestimmen müssen, bekunden sie Mühe. Gegen Aufsteiger Winterthur verloren sie drei von vier Spielen.
Eine zweitägige Wanderung im Alpstein soll den allfälligen Graben zwischen Führungsspielern und Trainer kitten. Für ein gemeinsames Ziel: den Schritt nach Europa. Das eint auch Zeidler und Görtler, auch wenn sie nicht immer gleicher Meinung sein mögen. Wie lange der Burgfrieden allerdings hält, hängt wohl stark vom Saisonstart ab. Gelingt dieser nicht nach Wunsch, dürfte es in St. Gallen so richtig zu brodeln beginnen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |