Es ist ein Paradigmenwechsel im Schweizer Fussball. Nun gibt die Politik die Marschrichtung in Sachen Fan-Ausschreitungen vor. Lange bevor das am 13. März beschlossene Kaskadenmodell in Kraft tritt.
Nachdem Sion-Fans im Nachgang des 0:5 verlorenen Rhône-Derbys gegen Servette in Genf Polizisten angegriffen und fünf von ihnen verletzt haben, greift die Bewilligungsbehörde nun durch. Die Tribüne der Sion-Ultras bleibt im Heimpsiel gegen YB vom kommenden Sonntag geschlossen.
«Wir haben einen Mechanismus auf die Beine gestellt, der uns ein sofortiges Einschreiten erlaubt und gewaltbereite Gruppierungen von Spielen ausschliesst», erklärt Paul Winiker, Luzerner Regierungsrat und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden. «Wir sind von der Öffentlichkeit genug dafür gerügt worden, zu viel ‹gschnured› und nichts gemacht zu haben. Nun greifen wir durch.»
Sion schwänzt Videokonferenz
Konkret: Wird ein Vorfall als «gravierend» eingestuft, kommt es zu einer Videokonferenz der Arbeitsgruppe. Mit dabei ist auch die Swiss Football League und die betroffenen Klubs. Sofern diese es wünschen. Der FC Sion indes glänzte durch Abwesenheit. Klammer zu … Dabei hätten Liga und Klubs das Recht, selber Sanktionen vorzuschlagen. Wie das der FC Basel in seinem Fall getan hatte, als beide Fankurven für das Spiel gegen YB vom 16. April geschlossen wurden.
«Wir haben in dieser Konferenz einstimmig beschlossen, die fehlbare Gruppe zu sanktionieren. In diesem Fall trifft es die Fans des FC Sion. Aber unser Auftrag ist es, die Sicherheit aller Besucher einer Veranstaltung zu gewährleisten. Das ist nicht möglich, wenn gewaltbereite Leute darunter sind. Wir hoffen, dass dadurch die Sozialkontrolle innerhalb der Fangruppierungen angeregt und die schwarzen Schafe getrennt werden. Nur so können die Fans des FC Sion an die Spiele zurückkehren», so Winiker weiter.
Gegen YB darf nichts passieren
Sollte es rund ums Spiel gegen YB zu erneuten Ausschreitungen gewaltbereiter Fans kommen, werden diese für die zwei nächsten Spiele ausgeschlossen. Bei einem weiteren Zwischenfall für drei Spiele.
Stellt sich die Frage, weshalb die Bewilligungsbehörden drei Runden vor Schluss der Meisterschaft eingreifen, in der heissesten Phase. Hätte man nicht mit diesem Paradigmenwechsel bis zur neuen Saison warten und die Sanktion im ersten Saisonspiel applizieren können? Winiker: «Was das Sportliche anbelangt: Ich bin nicht Sportchef. Nochmal: es geht darum, die Sicherheit an diesem Spiel zu garantieren. Um nichts anderes.»
Entscheid wird nicht weiter kommentiert
Keinen Einfluss auf die Entscheidung der Bewilligungsbehörden hatten die beiden in diesem Jahr von der Disziplinarkommission der Liga verhängten Stadion-Teilsperren im Tourbillon wegen Vorfällen in anderen Stadien. «Hier geht es um Vorfälle ausserhalb des Stadion-Perimeters», sagt Sprecher David Barras. Die Liga könne aber nur solche innerhalb sanktionieren, weshalb man diese Entscheidung auch nicht weiter kommentieren wolle.
Und der FC Sion? Präsident Christian Constantin wittert diesmal keine Verschwörung. «Unsere Fans haben schon so viel Mist gebaut, dass wir die Rechnung dafür halt irgendwann zahlen mussten. Aber klar ist, dass uns diese Sperre die Sache auch nicht wirklich leichter macht.» Kommt hinzu, dass es im Gegensatz zu Sanktionen der Liga in diesem Fall keine Einspruch-Möglichkeit gibt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |