Bei Alain Sutter (57) scheints momentan nicht schlecht zu laufen. Auf einem bekannten Karriereportal wirbt der langjährige Sportchef des FC St. Gallen für sich als «Keynote Speaker». Als jenen Mann, der an Seminaren im Fokus steht und die wichtigste Rede hält.
Seinen unfreiwilligen Abgang beim FC St. Gallen thematisiert Sutter an solchen Anlässen nie, weil er bei den Espen noch bis Dezember 2025 auf der Lohnliste steht – und laut Blick-Infos pro Monat rund 30’000 Franken kassieren soll. Hinzu kommen Erfolgsprämien. Und weil Sutter im Januar 2024 gefeuert wurde, dürfte sich der FCSG insgesamt weit mehr als 720'000 Franken ans Bein schmieren. Geld, das der Klub auch für einen Topspieler hätte ausgeben können.
Sutter-Rauswurf ein Eigengoal?
Finanziell ist die Summe für die Ostschweizer zwar insgesamt zu verkraften, weil allein die sensationelle Teilnahme an der Gruppenphase Conference League dem Klub einen siebenstelligen Betrag in die Kassen spült. Sportlich hingegen riecht der Rausschmiss bislang nach einem Eigengoal. Schaffte man unter Sutter, der Coach Peter Zeidler als Trainer installierte, immer mindestens Platz 5, spricht derzeit alles dafür, dass man die Championship Group verpassen wird.
Mit Sutter stand der FCSG in sechs Jahren zweimal im Cupfinal, einmal war die Mannschaft gar mittendrin im Meisterrennen, immer spielte man attraktiven, unterhaltsamen Fussball. In der ersten ganzen Saison ohne den 62-fachen Nationalspieler gibts nicht selten Gähn-Kicks statt Hurra-Fussball.
Kehraus-Spiele drohen
Zwar hat Grün-Weiss aktuell bloss drei Punkte weniger auf dem Konto als zum selben Zeitpunkt in der letzten Saison, trotzdem könnte die Stimmungslage nicht unterschiedlicher sein. Damals qualifizierte man sich als Vierter für Europa, nun drohen unattraktive und relativ bedeutungslose Kehraus-Spiele gegen Yverdon, Sion, GC, Winterthur und Lausanne.
Obs mit Sutter anders, obs besser oder schlechter gekommen wäre, wird nie jemand erfahren. Davon, dass die Entlassung des Sportchefs ein Fehler war, will man in St. Gallen auch 460 Tage später nichts wissen.
Sutter selbst redete seit seinem Rauswurf nur einmal öffentlich über sein Aus. Im Talk bei Blue sprach er von einer Art «Schockverdauung.» Und dass es für ihn in erster Linie darum gehe, «den Kopf zu lüften» und «die Batterien aufzuladen».
Unerwarteter Karriereweg
Das scheint dem 57-Jährigen zu gelingen. Was genau er für die Zukunft plant, ist ungewiss. Auf Blick-Anfrage lässt Sutter ausrichten, dass er sich zum FC St. Gallen nicht äussern möchte, weil er einen Vertrag bis Ende Jahr besitze. Und so bleibt am Ende nur wieder ein Blick auf sein Karriereportal-Profil. Dort postete der ehemalige Bayern-Spieler vor drei Tagen ein Zeichentrickbild von sich im Dress der Münchner. Mit dem legendären Opel-Trikot und langen wehenden Haaren. Darunter schreibt Sutter: «Wenn Karrierewege unerwartete Kurven nehmen ...»
So unerwartet wie seine überraschende Entlassung damals im Januar 2024. Ein Rausschmiss, der den FCSG auch 15 Monate später noch teuer zu stehen kommt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Basel | 31 | 31 | 55 | |
2 | Servette FC | 31 | 8 | 51 | |
3 | BSC Young Boys | 31 | 11 | 50 | |
4 | FC Luzern | 31 | 6 | 48 | |
5 | FC Lugano | 31 | 3 | 48 | |
6 | FC Zürich | 31 | 1 | 47 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 31 | 7 | 44 | |
8 | FC St. Gallen | 31 | 2 | 43 | |
9 | FC Sion | 31 | -9 | 35 | |
10 | Yverdon Sport FC | 31 | -18 | 33 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 31 | -11 | 30 | |
12 | FC Winterthur | 31 | -31 | 24 |