Die Proteste in der iranischen Hauptstadt Teheran nehmen nach dem Tod der jungen Frau Mahsa Amini nach Polizeigewahrsam kein Ende. Einer, der in dieser heiklen Thematik ebenfalls kein Blatt vor den Mund nimmt, heisst Sardar Azmoun. Der 27-Jährige gehört zu den besten Fussballspielern, die das Land je hervorgebracht hat und ist derzeit in der Bundesliga bei Bayer Leverkusen unter Vertrag.
Am Wochenende hat sich Azmoun mit den Demonstrierenden auf Instagram solidarisiert. «Ich kann kein Schweigen mehr ertragen. Schämt euch alle, wie leichtfertig Menschen ermordet werden. Lange leben die iranischen Frauen. Die ultimative Bestrafung wäre, dass sie mich aus dem Team werfen, was aber ein kleines Opfer im Vergleich zu jeder einzelnen Haarsträhne einer iranischen Frau wäre», schrieb er.
Drohen sportliche Konsequenzen?
Rückendeckung erhält Azmoun von seinem Arbeitgeber. «Ich hatte mit ihm Kontakt. Er wollte mit seinem Post die iranischen Frauen und Frauen im Allgemeinen unterstützen. Er solidarisiert sich sehr mit der weiblichen Bevölkerung», sagte Bayers Sportdirektor Simon Rolfes zur «Rheinischen Post».
Azmouns Beitrag auf Instagram ist inzwischen gelöscht. Ob er auf die WM-Teilnahme verzichten oder andere Konsequenzen befürchten muss, ist unsicher. Beim Freundschaftsspiel gegen Senegal am Dienstag im österreichischen Maria Enzersdorf sass er zu Beginn nur auf der Ersatzbank. Erst beim Stand von 0:1 und in der zweiten Halbzeit hat ihn der portugiesische Coach Carlos Queiroz gebracht. Schliesslich ist es ausgerechnet Azmoun, dem der Ausgleichstreffer zum 1:1-Schlussresultat gelingt.
Noch ist Azmoun also Bestandteil der Nationalmannschaft. Doch das Beispiel des im September 2020 hingerichteten Ringers Navid Afkari (†27) zeigt, dass sich das iranische Regime nicht davor scheut, gegen prominente Sportler und Nationalhelden vorzugehen, wenn sie unbequem werden. Und auch bereit sind, diese für immer zum Schweigen zu bringen.