Im Rahmen von Ottmar Hitzfelds 75. Geburtstag hat das Online-Portal t-online mit Matthias Sammer (56) gesprochen. Sammer, eine grosse Figur im deutschen Fussball, war unter anderem DFB-Sportdirektor. Derzeit ist er als Berater bei Borussia Dortmund angestellt. «Hitzfeld war ein überragender Coach, ein aussergewöhnlicher Mensch und Trainer. Er war und ist ein Vorbild für mich», schwärmt der 56-Jährige im Interview, in dem er auch über die gemeinsame Zeit mit Franz Beckenbauer (†78) spricht.
«Einer der wichtigsten Begleiter meines Lebens»
Als die beiden sich 2012, als Sammer zum FC Bayern München kam, näher kennen lernten, war er von Beckenbauers Menschlichkeit hin und weg. «Er war wunderbar, so etwas Besonderes und gleichzeitig mit einer Natürlichkeit und Menschlichkeit ausgestattet. Er war für mich auch ein gewisser Schutzschild, hat mich immer verteidigt. Er war ein ganz besonderer Mensch.»
Wie Hitzfeld zählte auch die am Montag verstorbene Fussball-Legende zu Sammers engsten Bezugspersonen. Die beiden hegten eine spezielle Bindung, eine tiefe Freundschaft. Sammer: «Beckenbauer war mein absolutes Vorbild, früher mein fussballerisches Idol.» Entsprechend hat ihn den Tod seines Freundes getroffen.
Kritik «ist Heuchelei»
Er lobt seinen Freund in den höchsten Tönen, weiss aber auch, dass dieser auch Fehler begangen hat und spricht die WM 2006 an. Das damalige Turnier holte Beckenbauer als OK-Boss nach Deutschland. Die Freude zu diesem Zeitpunkt: riesig. Beckenbauer setzte seinem Heldenstatus die Krone auf. Jahre danach wurde aus der Freude aber Kritik, weil Beckenbauer gemäss einem Bericht des «Spiegels» aus dem Jahr 2015 unter Korruptionsverdacht geriet.
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Sammer schnaubt: «Deutschland hat versagt. Er hat die Weltmeisterschaft als Spieler und als Trainer gewonnen und dann alles getan, um sie auch nach Deutschland zu bringen. Wir alle haben Franz Beckenbauer vorgeschickt und alle wussten, mit welchem korrupten System, welchen Anforderungen, die dieses Fifa-Konzil in sich trägt, er es am Ende zu tun haben würde.»
Seine Landsleute hätten nach den publik gewordenen Vorwürfen auf Beckenbauer eingeprügelt. Zu Unrecht, findet Sammer: «Ihn deswegen so zu attackieren, weil er dafür dieses System irgendwo bearbeiten musste, das ist Heuchelei und tut mir sehr, sehr weh», so der 56-Jährige abschliessend. «Ich schäme mich ein Stück weit dafür, was wir, dieses ganze Land und unsere Medien ihm angetan haben.» (par)