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Sascha Stauch ist seit 2017 beim SFV fest angestellt.

Foto: Pascal Muller/freshfocus

Christian Finkbeiner aus Stuttgart

München, Köln, Stuttgart, Düsseldorf, Dortmund, Stuttgart – so lautet die Reiseroute von Sascha Stauch (50) in den ersten Tagen der EM. Der U21-Nati-Trainer ist in Deutschland als Scout für die A-Nati unterwegs. Sein Fokus liegt auf dem Gastgeber, dem Schweizer Gegner im dritten Gruppenspiel. Und Dänemark, einem potenziellen Gegner in den Achtelfinals.

Neben Stauch sind auch Ilija Borenovic (41, U19), Massimo Rizzo (50, U18), Luigi Pisino (39, U17), Francesco Gabriele (47, U16) und Massimo Immersi (44, U15) in Deutschland unterwegs. Hinzu kommen Nicolas Chappuis (34) und Nachwuchs-Goalietrainer Swen König (38), die die Nati-Spiele auf der Tribüne verfolgen. In Düsseldorf haben sie sich ein kleines Büro eingerichtet. Dort laufen die Fäden zusammen.

Auf einer Plattform, auf die alle Zugriff haben, werden die Scoutrapporte geladen und Videosequenzen aufbereitet, überwacht wird das Ganze von Kevin Ehmes (32), dem Verantwortlichen Spielanalyse des A-Nationalteams. Letztlich entscheiden aber Nati-Trainer Murat Yakin (49) und Giorgio Contini (50), wie sie die zusätzlichen Informationen in ihre taktischen Überlegungen einfliessen lassen wollen.

Rund 20 Sequenzen pro Spiel

Welche Art von Infos werden gesammelt? 88 Szenen hat sich Stauch während der Partie Slowenien gegen Dänemark (1:1) im Stadion notiert. «Auffällig war, dass die Dänen ihre Einwürfe sehr schnell ausgeführt haben. Oder dass sie sehr weit einwerfen und die Stürmer die Bälle dann auf die nachrückenden Spieler ablegen.» Aber auch weiche Faktoren werden im Stadion beobachtet. Wie verhalten sich die Spieler beim Einlaufen, wie wird untereinander kommuniziert? Welche Auffälligkeiten gibt es sonst noch?

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Am Tag danach schaut sich Stauch die Spiele jeweils nochmals auf Video an, sortiert aus. «Am Schluss bleiben vielleicht je zehn offensive und je zehn defensive Sequenzen übrig – sowie einige Standardsituationen», sagt Stauch. Der Fokus liege mehr auf den verschiedenen Spielphasen und Spielprinzipien der Teams, weniger auf einzelnen Spielern. «Die Deutschen spielten gegen Schottland eine halbe Stunde lang ein hohes Pressing, liessen sich danach aber etwas zurückfallen.»

Auch Scouts anderer Länder trifft Stauch immer wieder in den Stadien an, man kennt sich gelegentlich von früheren Begegnungen, tauscht sich aus. «Italien hat alleine vier professionelle Scouts, die hier unterwegs sind», sagt Stauch. Bei den Belgiern übernehmen ebenfalls die Trainer der Nachwuchsauswahlen diese Aufgabe. Die Türkei, die von Vincenzo Montella (49) trainiert wird, hat zwei italienische Scouts im Einsatz.

Zwei Herzen in der Brust

Mit einem taktischen Kniff und der Hereinnahme von Duah und Aebischer setzte Yakin am Samstag den Gegner bereits in der ersten Halbzeit schachmatt, wie Ungarns Trainer Rossi zugab. Wie ist das trotz Scouting und all den verfügbaren Informationen möglich? «Da hat man die Hausaufgaben nicht gemacht», sagt Stauch. Er sei von der Aussage Rossis überrascht gewesen, denn eigentlich gelte dieser als Taktikfuchs. «Aber Murat und sein Trainerteam haben einen geschickten Schachzug gemacht. Und alle Eventualitäten kann man natürlich nie abdecken.»

Insgesamt verfolgt Stauch in zwölf Tagen neun Spiele. Ursprünglich kommt er aus dem Bereich Spielanalyse, die Ausbildung dazu hatte er unter anderem mit Fabian Hürzeler, dem St. Pauli-Aufstiegshelden und zukünftigen Trainer von Brighton, gemacht. Seit 2017 arbeitet er vollamtlich für den SFV, übernahm später die U17 und nach dem Abgang von Patrick Rahmen die U21.

Das Duell gegen Deutschland wird auch für Stauch ein sehr besonderes, ist er doch einen Steinwurf von der Grenze in Waldshut-Tiengen aufgewachsen und besitzt nur den deutschen Pass. Wem drückt er am Sonntag die Daumen? Stauch siehts pragmatisch: «Wenn Deutschland siegt, kann ich zumindest emotional damit leben. Aber wenn die Schweiz gewinnt, freue ich mich und wir haben einen guten Job gemacht.»

Gruppe A