Shani Tarashaj kämpft sich mit Personalcoach zurück
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Beinhartes Training:Shani Tarashaj kämpft sich mit Personalcoach zurück

Vom Nati-Stürmer zum Arbeitslosen
Der tiefe Fall von Shani Tarashaj (25)

Seit Shani Tarashaj (25) als «Swiss wonder kid» 2016 zu Everton gewechselt ist, läuft gar nichts mehr nach Wunsch. Jetzt hat er die Reissleine gezogen und seinen Vertrag aufgelöst. Er sagt: «Ich musste diese negative Spirale verlassen!»
Publiziert: 06.11.2020 um 08:29 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2020 um 08:54 Uhr
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Shani Tarashaj arbeitet Tag für Tag sehr hart.
Foto: TOTO MARTI
Michael Wegmann (Text) und Toto Marti (Fotos)

Im Januar 2016 unterschreibt Shani Tarashaj (25) einen Vierjahresvertrag bei Everton in der Premier League. Englische Medien preisen den 19-jährigen Stürmer, der in der Vorrunde für GC 8 Tore erzielt hat, als «Swiss wonder kid» an. Der damalige Everton-Trainer Roberto Martinez prophezeit: «Ich spüre, dass er etwas ganz Besonderes bringen wird. Er wird die Fans von den Stühlen reissen.» Tarashaj spielt die Saison bei GC zu Ende, fährt mit der Nati an die EM nach Frankreich und wechselt dann mit grossen Träumen und Vorschusslorbeeren auf die Insel.

Keine einzige Premier-League-Minute

Am Mittwoch um 14 Uhr in der «Casa Futbol» in Bachenbülach ZH: Tarashaj hat Patrik Amstutz, den ehemaligen Physiotherapeuten von YB, GC und dem FCZ, engagiert. Zweimal täglich. Während Wochen. Nichts ist so gekommen wie prophezeit. Das «Swiss wonder kid» hat keinen in England vom Sitz gerissen, keine einzige Minute Premier League gespielt und seit der EM kein Nati-Aufgebot mehr erhalten.

Tarashaj hat kürzlich seinen Leihvertrag beim holländischen Erstligisten Emmen nicht verlängert und sein Arbeitsverhältnis mit Everton gar ein Jahr vor Vertragsende aufgelöst. Freiwillig hat er von der Premier League in die Klublosigkeit gewechselt. Für ihn fühle sich der Schritt richtig an, sagt er. «Ich musste diese negative Spirale verlassen und einen Schlussstrich ziehen. Meine letzten drei Jahre waren eine einzige Leidensgeschichte. Ich will komplett neu anfangen.»

Kovac gibt ihm eine Chance

Kein Wunder hat Tarashaj den Reset-Knopf gedrückt. Seine jüngste Geschichte ist eine voller Pleiten, Pech und Pannen. Voller Verletzungen und Schmerzen, körperliche und seelische. Eigentlich beginnt es schon im Sommer 2016 unglücklich. Bevor er zu Everton kommt, ist sein Fürsprecher Martinez bereits entlassen. «Martinez hatte exakte Vorstellungen, wie er mich an die Premier League heranführen will. Er hat mir und meinen Fähigkeiten voll vertraut. Seine Entlassung war für mich einfach Pech.»

Sein neuer Chef ist Ronald Koeman, der heutige Barcelona-Trainer. Dieser habe ihm zwar nach der Vorbereitung sehr grosses Potenzial attestiert und ihm gesagt, dass er auch unter ihm zu Ein­sätzen kommen würde, nur nicht schon sofort, erzählt Tarashaj. Klar überlegt er nicht lange, als Frankfurt-Trainer Niko Kovac für einen Leihtransfer anklopft. Er will spielen – diese Chance ist unter Kovac grösser als unter Koeman. «Kovac war der beste Trainer, den ich bisher hatte. Sehr menschlich, sehr fair. Ich habe viel gespielt, fühlte mich sehr wohl», schwärmt Tarashaj. Unvergessen seine Traumkiste gegen den HSV im Oktober 2016. Doch es bleibt der einsame Höhepunkt bis heute. «Ab da hat meine Leidenszeit angefangen», sagt er.

«Irgendwann war ich gesund»

Erst muss er seine Mandeln operieren, dann setzten ihn muskuläre Probleme ausser Gefecht. Kurz vor Saisonende reisst sein Meniskus. Nach der Mandel- die Knie-OP. «Eigentlich wollte Frankfurt die Option ziehen und mich nochmals eine Saison auszuleihen, doch nach diesen Pro­blemen hat man diese nicht gezogen. Ist ja verständlich.»

Zurück bei Everton verpasst er wegen des Meniskusschadens die komplette Vorbereitung und die ersten Spiele. Kaum wieder fit, ist auch Koeman Vergangenheit. «Irgendwann war ich gesund, aber nicht topfit. Und ich kam nicht zum Zug.» Bis auf zwei Einsätze mit Evertons U23 bleibt Tarashaj ohne Ernstkampf. Die komplette Saison 2017/18 ist eine zum Vergessen. Es sollten noch zwei mehr folgen.

Fussbruch bei GC, Infekt in Emmen

Im Sommer 2018 lässt er sich zu seinem Stammverein GC ausleihen. «Der Plan war, dass ich mich in Ruhe aufbauen kann und dann zu Spielpraxis komme.» Tarashaj kommt schon am zweiten Spieltag zum Einsatz, am vierten Spieltag bricht er sich in Lugano den Fuss. Monatelang trägt er Gips. «Auch bei GC ist alles sehr unglücklich gelaufen. Ich wollte zu früh wieder spielen und wurde zu früh gepusht.» Ende Saison steigt Tarashaj mit GC ab.

Neue Saison, alte Geschichte. Zwei Wochen ist er im holländischen Emmen – sein dritter Leihklub – da ist der Stürmer wieder verletzt. Es folgt ein grippaler Infekt, dann der Saisonabbruch wegen Corona. «Das war sehr hart, auch für meinen Kopf.»

Darmprobleme und Übergewicht

Dass in dieser Leidenszeit auch immer wieder sein Gewicht thematisiert wird, macht es nicht einfacher. Den wahren Grund für seinen chronischen Hang zu Übergewicht hat er jahrelang für sich behalten. Bis jetzt. «Ich habe jahrelang unter Darmproblemen gelitten», sagt Tarashaj, «das habe ich niemandem erzählt, nicht einmal meinen Kollegen. Aber es hat mich immer wieder belastet, ich bin immer mal wieder krank geworden.»

Seine Verdauungsprobleme sind sporadisch aufgetreten. Ein aufgeblähter Bauch. Müdigkeit. «Irgendwann hat sich herausgestellt, dass ich eine leichte Laktoseintoleranz habe. Da habe ich meine Ernährung umgestellt. Weniger Pasta, kaum Brot. Seither fühle ich mich viel besser», sagt er.

«Dass ich Fussballspielen kann, wissen alle»

Vor einigen Wochen zieht er die Reissleine und löst den Leihvertrag mit Emmen und denjenigen mit Everton auf. «Dieser Schritt war gut überlegt. Es ist nicht alles so gelaufen, wie ich es mir gewünscht habe. Mich nochmals ausleihen zu lassen, war für mich keine Option. Was passiert ist, kann ich nicht mehr beeinflussen. Was noch passieren wird, schon. Ich will aus meiner Zukunft das Beste machen. Im Moment arbeite ich hart dafür, dass ich physisch wieder auf ein Top-Level komme.»

Und dafür lässt er sich Zeit. Denn etwas hat er aus den letzten Seuchenjahren gelernt. «Ich muss viel, viel mehr auf meinen Körper hören und diesem auch die nötige Ruhe und Erholung gönnen.» Obwohl zurzeit klublos, sieht Tarashaj optimistisch in die Zukunft. «Dass ich Fussball spielen kann, wissen alle. Und ich habe noch viele Jahre vor mir, ich bin ja erst 25. Mal schauen, was im Januar passiert.»

Martinez gegen Schweizer Nati

Vielleicht wird er dann auch für die Nati wieder zum Thema. Von den Verantwortlichen hat er länger nichts gehört. Enttäuscht ist er deshalb nicht: «Das ist doch verständlich.»

Das Länderspiel am Mittwoch gegen Belgien schaut er sich auf dem Sofa zu Hause in Adliswil ZH an. Beim Gegner sitzt dann Martinez auf der Bank. Jener Martinez, der das «Swiss wonder kid» vor fast fünf Jahren den Everton-Fans als grosses Versprechen angekündigt hat. Martinez wollte Tarashaj gross machen – nun hat er Belgien an die Weltranglistenspitze geführt.

Bleibt zu hoffen, dass es bei Tarashaj auch schnell wieder aufwärts geht.

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