Nachhol-Match im November möglich
Wie weiter nach dem abgesagten Nati-Spiel gegen Israel?

Nach der Verschiebung des EM-Qualifikationsspiels Israel – Schweiz tun sich viele neue Fragen auf. Aktuell gibt es fünf eng verstrickte Szenarien für eine Lösung der sportlichen Probleme.
Publiziert: 09.10.2023 um 21:04 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2023 um 08:49 Uhr
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Wie weiter in der EM-Qualifikation? Nach dem abgesagten Spiel in Israel trifft das Team von Murat Yakin am Sonntag in St. Gallen auf Belarus.
Foto: keystone-sda.ch
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Sebastian RiederSportreporter

Die israelische Armee schlägt seit dem Kriegsausbruch am Gazastreifen mit Vehemenz zurück. Derweil haben im Norden des Landes bewaffnete Streitkräfte der Hisbollah aus dem Libanon die Grenze überschritten. Israel hat mit dem Einsatz von Kampfhubschraubern reagiert.

«Wir sind schockiert und tief traurig über diese fürchterlichen Ereignisse und diese Eskalation der Gewalt in Israel», sagt SFV-Generalsekretär Robert Breiter zum abgesagten EM-Qualifikationsspiel vom Donnerstag in Tel Aviv. «Wir haben vollstes Verständnis dafür, dass das Spiel abgesagt wurde. An Fussball ist im Moment nicht zu denken.»

«Werden auch unter Zwang nicht antreten»

Der Schweizerische Fussballverband hat aufgrund der aktuellen Lage und Logistik zusammen mit dem Spielerrat – angeführt von Granit Xhaka – beschlossen, den Nati-Zusammenzug in Zürich auf Mittwoch zu verschieben. Nach dem Eintreffen der Spieler am Flughafen Zürich am Vormittag wird um 16.30 Uhr auf dem GC-Campus in Niederhasli ein öffentliches Training stattfinden.

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Noch am selben Abend reist die Mannschaft von Murat Yakin nach St. Gallen, wo am Sonntag im Kybunpark das nächste EM-Qualifikationsspiel gegen Belarus stattfindet. Gleichzeitig wäre die Partie zwischen dem Kosovo und Israel auf dem Programm. Der israelische Verband hat jedoch verlauten lassen, dass die Spieler unabhängig von der Uefa momentan nicht zur Verfügung stehen. «Und wir werden auch unter Zwang nicht antreten», sagt Shino Zoertz, der Vorsitzende des israelischen Fussballverbands.

Israel – Schweiz erst mitte November?

Abgesehen von der emotionalen Betroffenheit ist diese Aussage auch den Umständen geschuldet, dass zurzeit keine israelischen Staatsbürger das Land verlassen dürfen. Zudem sind alle kulturellen und sportlichen Veranstaltungen abgesagt. Die israelische Fusssballliga hat den Betrieb vorerst bis Ende Oktober ausgesetzt.

Mitte November stehen gemäss Agenda bereits die letzten EM-Qualifikationsspiele an. Am 18. November würde Israel zu Hause Rumänien empfangen und am 21. November auswärts in Andorra antreten. An diesen Daten spielt die Schweiz zuerst in Basel gegen den Kosovo und dann in Bukarest gegen Rumänien. Theoretisch wäre es möglich, dass die Schweiz und Israel statt einer Trainingswoche vorher das verschobene Spiel nachholen – und zwar am 15. November. «Die Uefa hat uns in Aussicht gestellt, möglichst rasch Klarheit zu schaffen. Im Moment ist alles Kaffeesatz lesen. Wir haben keine Glaskugel, wo wir in die Zukunft schauen können», sagt Breiter.

Zusätzlicher Stress für die Nati

Der SFV-Generalsekretär hält es aber für möglich, mit dem «Goodwill» der Mannschaft ein zusätzliches Spiel zu verantworten. «Von unserer Seite ist Flexibilität und Verständnis gefragt. Und das haben wir selbstverständlich», sagt Breiter. Somit könnte das Team von Murat Yakin trotz erhöhtem Stressfaktor alle Spiele regulär absolvieren und aus eigener Kraft als Gruppenerster oder -zweiter direkt für die Euro 2024 qualifizieren.

Ungelöst ist dann allerdings immer noch das Problem mit der ausstehenden Partie zwischen dem Kosovo und Israel. In dem zehntägigen Zeitfenster im November findet sich aus Belastungsgründen kein Platz für vier Spiele in Serie. Deshalb müsste dann im Winter oder Frühling ein neues Datum angesetzt werden. Allerdings findet bereits am 23. November die Auslosung der Playoff-Halbfinals (ab 21. März 2024) statt, wo sich drei Gruppendritte über diesen Weg ebenfalls für die Endrunde in Deutschland qualifizieren können.

Wieso gehört Israel der Uefa an?

Israel wurde vier Jahre nach der Gründung 1956 als Mitglied des Asiatischen Fussballverbands AFC aufgenommen. Acht Jahre später gewannen sie als Gastgeber den Asien-Pokal, die Junioren triumphierten in dieser Zeit gleich sechs Mal. Der Erfolg war aber nur von kurzer Dauer. Aufgrund politischer Spannungen mit der arabichen Welt verliess Israel 1974 den AFC.

Seither hat Israel immer wieder in Europa gespielt, wurde aber erst 1994 als vollwertiges Mitglied der Uefa aufgenommen. Dabei etablierten sich Vereine wie Maccabi Haifa FC, Hapoel Tel-Aviv FC und Maccabi Tel-Aviv in den europäischen Wettbewerben. Maccabi Haifa qualifizierte sich zweimal für die Gruppenphase der Champions League, Hapoel Tel-Aviv stand im Viertelfinale des Uefa-Pokals.

Bisheriger Höhepunkt für den Nachswuchs war das Jahr 2007, als es die U21 an die EM schaffte. Das gleiche Bild 2014 mit dem U19-Nationalteam. Die A-Nationalmannschaft hat es hingegen noch nie an eine Endrunde geschafft.

SALVATORE DI NOLFI

Israel wurde vier Jahre nach der Gründung 1956 als Mitglied des Asiatischen Fussballverbands AFC aufgenommen. Acht Jahre später gewannen sie als Gastgeber den Asien-Pokal, die Junioren triumphierten in dieser Zeit gleich sechs Mal. Der Erfolg war aber nur von kurzer Dauer. Aufgrund politischer Spannungen mit der arabichen Welt verliess Israel 1974 den AFC.

Seither hat Israel immer wieder in Europa gespielt, wurde aber erst 1994 als vollwertiges Mitglied der Uefa aufgenommen. Dabei etablierten sich Vereine wie Maccabi Haifa FC, Hapoel Tel-Aviv FC und Maccabi Tel-Aviv in den europäischen Wettbewerben. Maccabi Haifa qualifizierte sich zweimal für die Gruppenphase der Champions League, Hapoel Tel-Aviv stand im Viertelfinale des Uefa-Pokals.

Bisheriger Höhepunkt für den Nachswuchs war das Jahr 2007, als es die U21 an die EM schaffte. Das gleiche Bild 2014 mit dem U19-Nationalteam. Die A-Nationalmannschaft hat es hingegen noch nie an eine Endrunde geschafft.

Der Ausschluss von Israel als härteste, aber fairste Lösung

Die Uefa müsste im Playoff-Baum allerdings einen Platzhalter schaffen und das Spiel nachholen. Das ist aufgrund der dichten Agenda im europäischen Fussball nur sehr schwer vorstellbar. Die erste Möglichkeit ergäbe sich in der ersten Januarwoche, wo selbst die Premier League in England eine fast zweiwöchige Pause einlegt. Dafür müssten aber die Clubs der Spieler von Israel und dem Kosovo ihr Einverständnis geben. Das zweite Szenario bietet sich Mitte März, kurz vor den Playoffs. Allerdings wäre die Uefa gefordert, in diesem zehntägigen Zeitfenster die Halbfinals und den Final neu zu organisieren.

Bevor die Uefa diesen Schritt in Erwägung zieht, könnte sie darauf spekulieren, dass Israel auch ohne das Kosovo-Spiel genug Punkte für eine direkte Qualifikation oder die Playoffs hat. Aufgrund des Kriegsausbruchs ist es aber auch möglich, dass Israel keine weiteren Gruppenspiele mehr bestreiten kann. Das würde bedeuten, dass alle bisherigen und anstehenden Spiele der Gruppe I nicht gewertet würden. Letztlich liegt die Entscheidungshoheit über den sportlichen Wettbewerb bei der Uefa.

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