Herr Tami, Ihr Vertrag läuft im nächsten Sommer aus. Bleiben Sie Nati-Direktor?
Pierluigi Tami: Wir haben ein erstes Gespräch gehabt, wir wollen weiter zusammenarbeiten. Es wird weitere Runden geben, in denen ich mein Konzept für die nächsten Jahre vorstelle.
Sie hatten einen intensiven Sommer. Erst EM, dann der Abgang von Vladimir Petkovic zu Bordeaux und die Trainer-Suche. Hatten Sie Zeit für Ferien?
Es war eine intensive Periode nach dieser emotionalen Euro. Aber vor diesem Zusammenzug lagen ein paar Tage Ferien in Spanien drin.
Die erste Nati-Woche nach der EM war gleich wieder turbulent. Was haben Sie getan, als Granit Xhaka am Mittwoch Covid-Symptome zeigte?
Wir haben ihn sofort isoliert und ihn einen Schnelltest machen lassen, der negativ ausfiel. Aus Sicherheitsgründen haben wir dann einen PCR-Test gemacht und ihn isoliert gelassen – und ja, dann war dieser zweite Test leider positiv. Unser Doktor hat dann den Kantonsarzt und die Uefa informiert.
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Können Sie nachvollziehen, dass er nicht geimpft ist als Profisportler, der viel reist und oft in verschiedenen Menschengruppen unterwegs ist?
Die Frage ist: Haben wir das Recht, einen Menschen zu zwingen, ein Medikament zu nehmen? Ich denke, diese Frage ist schwierig zu beantworten. Wäre es einfach, hätte die Regierung die Menschen längst zum Impfen verpflichtet. Es geht um einen persönlichen Entscheid. Unser Weg war, den Spielern und den Mitarbeitern die Impfung stark zu empfehlen.
Aber es ist schon egoistisch von Xhaka. Gerade er als Captain hätte sich impfen lassen sollen, um voranzugehen.
Nein, egoistisch ist das falsche Wort. Er hat sich für einen anderen Weg entschieden, um sich und seine Familie zu schützen.
Wie hat er argumentiert in den Gesprächen mit Ihnen?
Er hat gar nicht argumentiert. Er hat einfach seinen persönlichen Entscheid getroffen, den ich respektiere. Auch wenn ich anderer Meinung bin. Ich rede oft über Respekt und Toleranz. Es ist einfach, Respekt und Toleranz für die Menschen zu haben, die gleicher Meinung sind wie du. Aber man muss diesen auch für Andersdenkende haben.
Xhaka war der einzig Ungeimpfte oder Nicht-Genesene im Kader. Nun kann man bei etwa 25 Spielern auch sagen, dass 96 Prozent geschützt waren. Wie haben Sie das hinbekommen?
Ich bin stolz auf diese Zahl. 48 von 50 Spielern und Mitarbeitern der Delegation sind geimpft. Ich weiss nicht, wie viele Unternehmen auf ein solches Resultat kommen. Auch die Krankenhäuser nicht. Und am Schluss haben wir wertvolle Werbung für die Impfung gemacht, welche aufzeigt, dass, wer sich impft, auch geschützt vor einer Infektion ist.
Warum hat der SFV den Vorschlag des BAG abgelehnt, etwas gemeinsam zu machen?
Wir haben von Anfang mit dem BAG zusammengearbeitet und die gewünschten Kontakte zu den einzelnen Spielern hergestellt. Aus dem gleichen Prinzip, weil jeder Spieler selbst entscheiden soll. Ich bin geimpft, meine Frau, meine Tochter, mein Sohn, alle. Das Angebot des BAG bezieht sich direkt auf die Spieler, und die müssen selber entscheiden, nicht wir als Nati.
Spielte dabei eine Rolle, dass Xhaka nicht geimpft war?
Nein.
Aber wenn 96 Prozent geimpft sind, hätten Sie doch zwei, drei rauspicken können, die hinstehen und sagen: Impft euch alle.
Das BAG hat Kontakt mit einigen Spielern. Nun ist an den Spielern zu entscheiden. Ich spürte im Tessin früh, wie hart Corona zuschlagen kann.
Inwiefern?
Der Mann meiner Cousine ist an Corona gestorben. Ich war geschockt, zudem gab es immer mehr neue Erkenntnisse über diese Pandemie und darum war für mich schnell klar, dass ich mich bei den Mitarbeitern für die Impfung einsetze.
Wird sich Xhaka nun auch noch impfen lassen? Selbst José Mourinho forderte ihn öffentlich dazu auf.
Nochmals: Es ist sein privater Entscheid.
Gut, dann reden wir über Sport und die Trainer-Suche diesen Sommer. Erst ging Trainer Vladimir Petkovic, dann suchte man einen Nati-Trainer. Manager-Legende Erich Vogel hat behauptet, Sie wollten selbst dessen Nachfolger werden – aber Sie hätten keine Unterstützung in den Medien und im Verband gefunden. Wollten Sie Nati-Trainer werden?
Nein, das war für mich nie ein Thema. Der Zentralvorstand des Schweizerischen Fussballverbands hat mich am Anfang über diese Möglichkeit gefragt.
Man fragte Sie, ob Sie Nati-Trainer werden wollen?
Sie haben mich gefragt, ob ich allenfalls als Kandidat zur Verfügung stehen würde. Ich habe sofort Nein gesagt. Meine Rolle als Nati-Direktor ist zu wichtig. Ich habe viele Visionen und einige Projekte bereits in Angriff genommen. Ich bin jetzt zwei Jahre dabei und es ist noch vieles, was ich anpacken will. Auf der anderen Seite war ich überzeugt, dass wir viele starke Kandidaten haben.
2014 wählte man Petkovic statt Sie. Waren Sie enttäuscht?
Das ist Fussball. Wenn man Kandidat ist, wird manchmal ein anderer gewählt. Das war kein Entscheid gegen mich, sondern für ihn.
Stimmt es, dass Ihr Verhältnis zu Petkovic nicht mehr allzu gut war?
Das stimmt überhaupt nicht. Er rief mich im Sommer an und sagte, er wolle gehen und dieses Angebot von Bordeaux unbedingt annehmen. Danach war es für mich von beiden Seiten ein professionelles Verhalten. Unsere Beziehung war immer freundschaftlich und professionell.
Sie haben danach eine Liste mit Trainern erstellt. Nach welchen Kriterien?
Persönlichkeit, internationale Erfahrung, eine gute Kenntnis unserer Spielidee der Nati, eine gute Kenntnis der Spieler, eine Identifikation für die Nati. Das sind die wichtigsten Punkte.
In der Schweiz war mit Marcel Koller ein erfahrener Mann, der schon mal die Nati trainierte, auf dem Markt. Er erfüllt diese Kriterien alle. Warum haben Sie nicht mal mit ihm geredet?
Ein interessanter Name, sicher. Aber wie viele andere.
Gefiel Ihnen sein Fussball nicht?
Ganz ehrlich, ich will nicht über die Details reden.
Eine Idee war Arsène Wenger. Wie waren die Gespräche mit ihm?
Ein sehr interessanter Name – wie Koller oder Raphael Wicky. Aber wenn du so viele Namen hast, musst du fokussiert bleiben, was du willst. Wir wussten: Wir haben eine Mannschaft, in der es stimmt. Es gibt eine gute Balance zwischen alten und jungen Spielern, wir haben eine Hierarchie, es gibt eine klare Idee vom Fussball. Wir waren am Schluss überzeugt, dass Murat Yakin der Beste ist, um das weiterzuführen.
Pierluigi, genannt «Pier», Tami (62) spielte für Chiasso, Locarno, Bellinzona und Lugano. Fünfeinhalb Jahre coachte er die U21-Nati. Higlights: EM-Final 2011 und Olympia-Quali 2012. Nach einem Abstecher in den Klubfussball als Trainer von GC und Lugano kehrt Tami im Sommer 2019 als Nati-Direktor zum Verband zurück. Tami wohnt mit seiner Gattin Ursula und ihrer Tochter Nicole in Minusio TI. In der Freizeit ist er auf dem Golfplatz oder in seinem Rustico.
Pierluigi, genannt «Pier», Tami (62) spielte für Chiasso, Locarno, Bellinzona und Lugano. Fünfeinhalb Jahre coachte er die U21-Nati. Higlights: EM-Final 2011 und Olympia-Quali 2012. Nach einem Abstecher in den Klubfussball als Trainer von GC und Lugano kehrt Tami im Sommer 2019 als Nati-Direktor zum Verband zurück. Tami wohnt mit seiner Gattin Ursula und ihrer Tochter Nicole in Minusio TI. In der Freizeit ist er auf dem Golfplatz oder in seinem Rustico.
Er war dann unter den letzten drei, neben René Weiler und Bernard Challandes. Was hat er in den Gesprächen besser gemacht als die anderen?
Wenn wir über Persönlichkeit sprechen, zeigt Murat diese in der Kommunikation immer. Ich sehe, wie sein Management mit den Spielern ist – auf der einen Seite sehr einfach, auf der anderen Seite sehr nahe an ihnen. Das gefällt mir. Er ist konzentriert, klar, souverän und gelassen in den ersten Tagen. Wir haben eine ehrgeizige Mannschaft, die genauso heiss auf Erfolg ist wie Murat.
Zu reden gibt die Ernennung von Assistenztrainer Vincent Cavin. Andere Trainer, die den Job auch gerne gehabt hätten, was kein Wunder ist bei 300 000 Franken Jahreslohn, zweifeln an seinen Qualifikationen, weil er ja nicht die höchsten Trainer-Diplome habe.
Die Summe stimmt gar nicht.
Höher?
Nein. Es stimmt auch nicht, dass Cavin kein Trainer ist, er ist Fussball-Instruktor. Vor allem hatte er eine sehr wichtige Rolle bei Petkovic als Match-Analyst, hatte einen starken taktischen Einfluss. Er ergänzt sich mit Murat sehr gut, auch weil er ihn durch seine französische Muttersprache unterstützen kann. Und Cavin steht wie viele andere im Staff für Kontinuität im Staff der Nati.
Reden wir über Gegner Italien. Sie haben den italienischen Pass, sind in Italien geboren worden. Sind Sie als Kind im blauen Shirt umhergerannt?
Nein, ich war als Kind Fan der Serie A und von Milan. Meine Eltern waren längst in der Schweiz, erst in Pfäffikon, dann im Tessin. Mein Vater war Chef einer Baufirma – aber meine Mutter wollte mich in ihrer Heimat Bergamo zur Welt bringen.
Ihr Vater ist gestorben. Wem hilft Ihre Mutter am Sonntagabend gegen Italien?
Sie ist immer Italien-Fan, klar. Aber sie sagt immer bei Italien gegen die Schweiz, dass es hoffentlich ein Unentschieden gibt. Ich sage ihr dann: Okay, aber lieber drei Punkte für uns ... Mein Herz ist hundert Prozent bei der Schweiz, ich habe ja immer hier gelebt.
Sind die Spiele gegen Italien also sehr speziell für Sie?
Ja, als Tessiner logisch. Drei Punkte gegen Italien ist wie ein Derby-Sieg.
Frankreich haben Sie für die Welschen ja schon mal geschlagen an der EM. Das 0:3 in Rom gegen Italien war ein Wendepunkt an jenem Turnier. Wie haben Sie jene Partie erlebt?
Es war schlecht. Wir waren enttäuscht, alle. Du kannst immer eine Niederlage kassieren, aber die ist nicht schlimm, wenn du alles gegeben hast. In jenem Spiel haben wir nicht alles gegeben, haben uns unter Wert verkauft. Die Italiener waren in allen Bereichen besser. Aber diese Niederlage weckte etwas in unserer Mannschaft, weil sie stolz ist.
Die Spieler waren sauer wegen der Lamborghini- und Coiffeur-Diskussionen und wegen der Leistung.
Alle Punkte spielten eine Rolle, ja. Aber sie wollten danach zeigen, dass sie einfach auch besser Fussball spielen können. Und haben es gegen die Türkei im entscheidenden Spiel dann aufs Feld gebracht. Wir reden jetzt natürlich viel über das Frankreich-Spiel im Achtelfinal und das Spanien-Spiel im Viertelfinal – aber das 3:1 gegen die Türkei war eine ganz grosse Leistung.
Ist es gut, dass Italien nur 1:1 gegen Bulgarien spielte am Donnerstag? Sind die Italiener nicht in Form?
Es ist gut, wenn wir gewinnen oder ein positives Resultat machen. Sonst ändert sich nichts.
Wie ändert sich das Spiel ohne Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri?
Wir müssen uns auch ohne sie nicht verstecken. Sie sind erfahren, klar. Und es ist unmöglich, Ihre Qualität eins zu eins zu ersetzen. Das wird fehlen. Aber auf der anderen Seite hat man schon gegen Griechenland beim 2:1 im Test gesehen, dass ganz viele junge Spieler eine Chance bekommen. Sie sollen mutig auftreten und von dieser Chance profitieren.
Welche italienischen Spieler gefallen Ihnen am besten?
Trainer Roberto Mancini (lacht). Was er nach 2018, als man die WM verpasst hatte, machte, ist unglaublich. Er hat nicht nur gute Resultate geliefert, sondern vor allem auch ein Team gebaut. Was sie dann an der EM 2021 gezeigt haben, war unglaublich stark. Sie wurden verdient Europameister.
Was ist Ihr Resultattipp?
Ich will keine Prognose machen. Aber ich spüre, dass wir ein grosses Spiel bieten können.
Und wo stehen wir Mitte November nach Abschluss der WM-Qualifikation?
Ich hoffe, wir stehen nach dem Spiel gegen Bulgarien auf dem Rasen in Luzern und haben das Ticket für die WM 2022 in Katar auf sicher. Und stehen auf Platz 1.
Wenn man die WM in Katar erreicht: Ist das neue Ziel dann, einen Viertelfinal zu überstehen?
Nicht so schnell. Schon die Qualifikation wäre ein grosser Erfolg. Wenn wir die WM dann erreicht haben, können wir über neue Ziele reden.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Portugal | 4 | 4 | 10 | |
2 | Kroatien | 4 | 1 | 7 | |
3 | Polen | 4 | -2 | 4 | |
4 | Schottland | 4 | -3 | 1 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Italien | 5 | 7 | 13 | |
2 | Frankreich | 5 | 4 | 10 | |
3 | Belgien | 5 | -2 | 4 | |
4 | Israel | 5 | -9 | 1 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Deutschland | 4 | 7 | 10 | |
2 | Niederlande | 4 | 2 | 5 | |
3 | Ungarn | 4 | -3 | 5 | |
4 | Bosnien und Herzegowina | 4 | -6 | 1 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Spanien | 4 | 7 | 10 | |
2 | Dänemark | 4 | 3 | 7 | |
3 | Serbien | 4 | -3 | 4 | |
4 | Schweiz | 4 | -7 | 1 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Tschechien | 4 | 0 | 7 | |
2 | Georgien | 4 | 2 | 6 | |
3 | Albanien | 4 | -1 | 6 | |
4 | Ukraine | 4 | -1 | 4 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | England | 5 | 8 | 12 | |
2 | Griechenland | 5 | 5 | 12 | |
3 | Irland | 5 | -4 | 6 | |
4 | Finnland | 5 | -9 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Österreich | 5 | 9 | 10 | |
2 | Norwegen | 5 | 3 | 10 | |
3 | Slowenien | 5 | -2 | 7 | |
4 | Kasachstan | 5 | -10 | 1 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Türkei | 4 | 5 | 10 | |
2 | Wales | 4 | 2 | 8 | |
3 | Island | 4 | -2 | 4 | |
4 | Montenegro | 4 | -5 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Schweden | 4 | 8 | 10 | |
2 | Slowakei | 4 | 5 | 10 | |
3 | Estland | 4 | -5 | 3 | |
4 | Aserbaidschan | 4 | -8 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Rumänien | 4 | 9 | 12 | |
2 | Kosovo | 4 | 5 | 9 | |
3 | Zypern | 4 | -9 | 3 | |
4 | Litauen | 4 | -5 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Nordirland | 4 | 6 | 7 | |
2 | Belarus | 4 | 1 | 6 | |
3 | Bulgarien | 4 | -4 | 5 | |
4 | Luxemburg | 4 | -3 | 2 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Nordmazedonien | 5 | 8 | 13 | |
2 | Färöer | 5 | 0 | 6 | |
3 | Armenien | 5 | -2 | 4 | |
4 | Lettland | 5 | -6 | 4 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Gibraltar | 3 | 1 | 5 | |
2 | San Marino | 2 | 0 | 3 | |
3 | Liechtenstein | 3 | -1 | 2 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Moldawien | 3 | 3 | 6 | |
2 | Malta | 3 | 0 | 6 | |
3 | Andorra | 2 | -3 | 0 |