Yakins neue rechte Hand Vincent Cavin
«Ja, der SFV ist manchmal sehr deutsch»

Vor einigen Wochen war Vincent Cavin (46) in der Öffentlichkeit noch unbekannt. Jetzt ist der Waadtländer ist der neue Assistenztrainer von Murat Yakin. Cavin im Gespräch über seine neue Rolle, seine Chefs und die Impfung.
Publiziert: 03.09.2021 um 18:35 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2021 um 19:30 Uhr
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Neu an der Seite von Murat Yakin (r.): Vincent Cavin.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Ugo Curty

Blick: Vincent Cavin, Sie bilden ein Duo mit Murat Yakin. Wie läuft Ihre Zusammenarbeit?
Cavin: Gut. Wie in jeder Beziehung braucht es Zeit, um eine gemeinsame Verbindung aufzubauen. Wir haben uns viel Videomaterial zusammen angesehen. Bei einem Assistenten sucht er nach einer anderen Vision, einer anderen Meinung. Wir müssen uns nun auf und neben dem Platz kennenlernen.

Haben Sie auch ungewöhnliche Aktivitäten unternommen?
Wir haben ein paar Mal in einem Restaurant gegessen, mehr Zeit hatten wir nicht. Ausserdem bin ich, im Gegensatz zu Murat, kein guter Golfer (lacht).

Sie haben zwar viel Erfahrung, aber noch nie auf hohem Niveau gecoacht. Ihre Ernennung war eine Überraschung.
Ich hatte das richtige Profil, um diese Erfahrung und Kontinuität einzubringen. Schliesslich bin ich schon seit acht Jahren hier. Zunächst als Videoanalyst und dann als Sportkoordinator unter Vladimir Petkovic.

Wie wurden Sie ausgewählt?
Als Murat zum Trainer ernannt wurde, trafen wir uns, damit ich ihm die Nati vorstellen konnte. Wir haben von 10 Uhr morgens bis 22 Uhr gearbeitet. Wir sind alles durchgegangen. Am Ende des Tages haben wir über das Personal gesprochen. Ich habe mein Interesse bekundet, näher am Einsatzort zu sein. Er hat eine Weile darüber nachgedacht, zwei oder drei Leute angerufen, die mich kannten, und sich dann für mich entschieden.

Sie kamen 2011 dank einem gewissen Pierluigi Tami zum SFV. Tami ist heute Direktor der Nationalmannschaften. Hat das geholfen?
Ja, in dem Sinne, dass Pierluigi an der Diskussion teilgenommen hat, aber es war schlussendlich Murats Entscheidung. Ich wollte mich nicht aufdrängen. Als Tami U21-Trainer war, besuchte er mehrmals im Jahr das Team Ticino, das ich damals leitete. Einmal erzählte er mir, dass er einen Beobachter für ein Spiel in Georgien suchte. Ich bin hingegangen und ich glaube, mein Bericht hat ihm gefallen (lacht).

In der Westschweiz wird immer noch Michel Pont als Assistenztrainer der Nati angesehen, auch wenn er 2014 aufgehört hat.
Ich kannte ihn schon zu Beginn meines Abenteuers mit der Nati, die damals von Ottmar Hitzfeld trainiert wurde. Ich schätze ihn als Person sehr. Wenn man mich mit ihm vergleicht, ist das schmeichelhaft, aber jeder hat seine eigenen Eigenschaften und Fähigkeiten. Ich bin nicht der neue Michel Pont.

Der SFV ist manchmal sehr Deutsch, nicht wahr?
Ja, das ist wahr. Selbst wenn man sagt, dass man gut Deutsch spricht, rutscht man schnell in den Dialekt ab. Ich habe das Glück, dass ich alle Sprachen sprechen kann. So ist es einfacher, seine Ideen auszudrücken und sie verständlich zu machen. In der Gruppe kann ich auch denjenigen helfen, die hauptsächlich Französisch sprechen, wie Zeqiri oder Ndoye. Aber da sie in diesem Sommer bei deutschsprachigen Vereinen unterschrieben haben, habe ich ihnen ein Ultimatum von drei Monaten gestellt, um Fortschritte zu machen! (lacht)

Sie sollen viel Musik machen, heisst es. Um abzuschalten?
Ja, ich spiele Schlagzeug. Als ich eine Familie gründete (Cavin ist verheiratet und hat vier Kinder, d. Red.), kaufte ich jedoch ein elektronisches, damit ich nicht so viel Lärm mache (lacht). Ich habe auch ein Cajon, ein Holzinstrument. Aber meine grosse Leidenschaft ist das Tauchen. Da bin ich Ausbildner.

Am Donnerstag wurde der Ausfall von Granit Xhaka bestätigt. Der Captain ist der einzige Nati-Spieler, der nicht geimpft oder genesen ist. Ihre Meinung dazu?
Ich muss mich nicht zu einzelnen Entscheidungen äussern. Ich bin geimpft und stehe dazu. Doch Impfungen sind in der gesamten Gesellschaft ein Tabuthema, sodass manchmal Freundes- und Familienkreise auseinanderbrechen. Das Schweizer Team ist auf seine Weise eine soziale Gruppe.

Haben Sie versucht, ihn umzustimmen?
Nicht direkt, aber wir haben vor der EM viel mit den Spielern diskutiert. Einige von ihnen hatten Angst. Man darf nicht vergessen, dass sie einen Beruf ausüben, bei dem sie ihren Lebensunterhalt mit ihrem Körper verdienen. Es ist nicht leicht, bei all den Gerüchten und Befürchtungen völlig gelassen zu bleiben. Solange die geltenden Gesetze nicht geändert werden, kann jeder frei entscheiden, ob er sich impfen lässt oder nicht.

«Wenn er Potenzial hat, offensiv zu spielen, macht er es»
5:49
Gilbert Gress über Murat Yakin:«Wenn er Potenzial hat, offensiv zu spielen, macht er es»
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