Ist die SFV-Führung den Problemen gewachsen?
Das Haus des Fussballs brennt lichterloh

Auf allen Ebenen Knatsch: Der Schweizer Fussballverband hat schon bessere Zeiten gesehen. Bei der Nati der Männer, bei den Frauen, in der U21 – überall brodelt es.
Publiziert: 17.11.2023 um 17:23 Uhr
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Aktualisiert: 20.11.2023 um 10:07 Uhr
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Die A-Nati zittert trotz schwacher Qualigruppe ums EM-Ticket.
Foto: TOTO MARTI

Die Weihnachtszeit steht vor der Tür. Besonnene Tage also auch im Haus des Fussballs in Muri bei Bern? Mitnichten. Statt Geschenke wird unter dem Weihnachtsbaum am Hauptsitz des Schweizer Fussballverbands (SFV) ein Haufen Probleme liegen.

EM-Quali in Gefahr

Zehn Spiele, zehn Siege – dieses Ziel gab Captain Granit Xhaka (31) vor der Quali aus. Nun ist eingetroffen, was niemand für möglich gehalten hat: Die Nati zittert zwei Runden vor Schluss noch um das EM-Ticket. Sie hat zwar alles noch in den eigenen Händen, ist unbesiegt und Tabellenführer. Und es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn die Schweiz nicht nach Deutschland fahren würde. Aber die Zeichen nach dem Peinlich-Auftritt gegen Israel (1:1) sind alarmierend, denn die Nati ist definitiv von ihrem Kurs abgekommen.

Die Yakin-Falle

«Wir fahren mit Yakin an die EM.» Die Aussage von SFV-Präsident Dominique Blanc (73) Anfang November wirkt nach dem 1:1 gegen Israel wie aus der Zeit gefallen. Löst die Nati das EM-Ticket, verlängert sich Murat Yakins (49) Vertrag automatisch bis und mit EM. Für Dezember sind Gespräche über eine allfällige Verlängerung angekündigt. Eine solche scheint angesichts des sportlichen Sinkflugs ausgeschlossen. Also mit Yakin als «lame duck» nach Deutschland fahren? Hätte zur Folge, dass die Dissonanzen zwischen Trainer und Team ein halbes Jahr lang den Erfolg an der EM infrage stellen würden – und kaum eine Euphorie entstehen würde. Bliebe als dritte Option die vorzeitige Trennung, also die Befreiung aus der «Yakin-Falle».

Der Fall Jashari

Vier Tage vor der Kaderbekanntgabe am 10. November erfahren Ardon Jashari (21) und andere junge Nati-Wackelkandidaten, dass sie wohl für die U21 aufgeboten werden. Das lehnt der FCL-Captain ab. Obwohl Nati-Direktor Pierluigi Tami (62) eine Woche lang über die Verweigerung des 21-Jährigen informiert war, sagt er Anfang dieser Woche, er kenne die Gründe nicht und wolle diese erst in Erfahrung bringen. Den Laden im Griff zu haben, sieht anders aus. Und so wabert der unschöne Fall dieser Tage einfach weiter und wirft nicht nur auf Jashari, sondern auch auf den SFV und Jasharis Arbeitgeber FC Luzern ein schlechtes Licht.

Frauen in der Krise

Ein Sieg aus 14 Spielen lautet die miese Bilanz in diesem Jahr, in der Nations League droht der Abstieg aus der Liga A. Immerhin: An der WM schaffte die Nati dank Gruppensieg ohne Gegentor den Einzug in die Achtelfinals, doch die Realität ist: Der Abstand zur Weltspitze wird immer grösser, das zeigen die drei krachenden Niederlagen gegen Weltmeister Spanien. Nun hat der in den deutschen Medien aufgepoppte Fall, dass Ex-Trainerin Inka Grings (45) peripher in Ermittlungen gegen ihren Ex-Klub SV Straelen involviert war, das Fass zum Überlaufen und Grings damit zu Fall gebracht. Doch wer immer die Nachfolge der Deutschen antreten wird, die sportlichen Probleme bleiben.

Mysteriöser MeToo-Fall

Ein SFV-Mitarbeiter soll auf der Heimreise von der WM am Flughafen in Auckland (Neus) einer Spielerin in den Po gekniffen haben, was der vom SFV fristlos gekündigte Betroffene vehement abstreitet. Laut Blick-Rercherchen gibt es viele Ungereimtheiten. Ein Polizei-Dokument aus Neuseeland belegt, dass es nicht an der Sicherheitskontrolle, wo sich der Übergriff ereignet haben soll, passiert sein kann. Warum verstrichen sechs Wochen, bis der Fall intern gemeldet wurde? Und warum wurde dem Mitarbeiter fristlos und weniger als 24 Stunden nach Einholung dessen Stellungnahme gekündigt? Der SFV wollte gegenüber Blick zu diesen Fragen keine Stellung nehmen.

Finanzkommission schlägt Alarm

2,37 Millionen Franken Verlust weist der SFV für das Geschäftsjahr 2022 aus – trotz 1,7 Millionen Franken Sondereinnahmen dank der WM in Katar. Die Finanzkommission hält fest, dass in Zukunft Budgetkürzungen «zwingend notwendig» seien, sonst werde das Eigenkapital in den nächsten Jahren kontinuierlich und rasch vollständig aufgebraucht sein. Für 2023 ist ein Verlust von 732'000 Franken budgetiert. Auch finanziell ist die EM-Teilnahme in Deutschland ein Muss. An der EM 2021 schüttete die Uefa 9,25 Millionen Euro pro Nation allein als Startgeld aus. Hinzu kommt: Jede Entlassung, wie jene von Grings, ist mit Kosten verbunden.

Passive Führungsetage

Der von Blick enthüllte mysteriöse MeToo-Fall, das Theater um Ardon Jashari und der Zoff zwischen Murat Yakin und Granit Xhaka – in allen Angelegenheiten wäre Führungsstärke gefragt. Doch SFV-Präsi Dominique Blanc, Generalsekretär Robert Breiter (50) und Nati-Direktor Pierluigi Tami machen nicht den Eindruck, als hätten sie das Heft des Handelns in der Hand. Probleme werden kleingeredet oder nach hinten verschoben. Stell dir vor, die Feuerwehr steht vor einem brennenden Haus und schaut nur zu!

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Italien
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Dänemark
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Schweiz
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Georgien
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Kasachstan
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Litauen
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Bulgarien
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