Fabian Schär im Hoch
So wurde der Raiffeisen-Lehrling zur Nati-Bank

Bei seinem Klub Newcastle zeigt Fabian Schär (32) seit Jahren überragende Leistungen. Nun spielt der Verteidiger auch endlich in der Nati wieder gross auf. Darüber freut man sich auch auf der Raiffeisenbank in Wil.
Publiziert: 03.07.2024 um 20:06 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2024 um 20:58 Uhr
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So strahlte Fabian Schär während seiner Bank-Zeit aus dem Kunden-Magazin der Wiler Raiffeisen Bank.
Foto: Lucas Werder
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Lucas WerderReporter Fussball

Canary Wharf heisst das Gebiet, wo in London die grössten Banken von England zu Hause sind. Nicht ausgeschlossen, dass auch Fabian Schär (32) heute in einem dieser Bürokomplexe an der Themse arbeiten würde, hätte es für den gelernten Banker nicht mit der grossen Fussball-Karriere geklappt. Doch das hat es. Statt in London ist der Nati-Verteidiger seit sechs Jahren 400 Kilometer nördlich in Newcastle zu Hause. Und statt dem Job in einer Bank nachzugehen, ist Schär in England selbst zu einer Bank geworden.

Seit Sommer 2018 steht er dort unter Vertrag. Nur Miguel Almiron (177) hat in dieser Zeit mehr Premier-League-Einsätze für Newcastle absolviert als der Abwehrspieler (161). Eine Bank eben. Und das gilt seit kurzem auch wieder für die Nati. Nach schwierigen Jahren hat sich Schär seinen Platz in der Schweizer Startelf zurückgekämpft. An der EM hat der Wiler nach vier Spielen noch keine einzige Sekunde verpasst und mit starken Leistungen zum Schweizer Viertelfinal-Einzug beigetragen.

«Hoffen wir, dass sie jetzt auch die Engländer packen», sagt Schärs ehemaliger Chef Raffael Eigenmann. Dieser kann sich noch gut an seinen einstigen Lehrling erinnern, der zwischen 2007 und 2010 seine Bank-Lehre in der Wiler Raiffeisen-Filiale absolviert hat. Ob er ihm damals eine solche Karriere zugetraut hätte? «Definitiv nicht», sagt Eigenmann. «Wahrscheinlich hat damals nicht mal er daran geglaubt.»

Bank-Job endet erst mit FCB-Wechsel

Als «sehr zurückhaltend» und «manchmal sogar etwas schüchtern» beschreibt Eigenmann Bank-Lehrling Schär. Attribute, die zumindest abseits des Platzes auch heute noch auf den Nationalspieler zutreffen. «Aber er konnte auch sehr bestimmt sein und hatte immer ein sehr gutes Auftreten», so Schärs ehemaliger Vorgesetzter. Und er habe seine Arbeit immer sehr genau und gewissenhaft verrichtet. «Fabian hat kaum mal einen Fehler gemacht», sagt Eigenmann.

Pünktlich mit dem geschafften Lehrabschluss nimmt die Karriere von Schär aber doch noch Fahrt auf. Beim FC Wil gelingt dem jungen Verteidiger der Sprung in die Profi-Mannschaft. Im Gegenzug muss er in seinem Job auf der Bank kürzertreten. Der Challenge-League-Klub erlaubt Schär nur noch ein 30-Prozent-Pensum. «Es hat sich bei uns schon fast dafür entschuldigt», erinnert sich Eigenmann. «Aber vielleicht ist diese Vorgabe am Ende ein Stück weit sein Glück geworden.»

Denn neben seinem Teilzeit-Pensum in der Kreditabteilung entwickelt sich Schär beim FC Wil zu einem der grössten Talente des Landes. Im Sommer 2012 klopft der grosse FC Basel an. Statt Liegenschaftsbewertungen durchzuführen, kickt der Ostschweizer plötzlich Vollzeit in der Super League. «Normalerweise lassen wir gute Mitarbeitende nur ungern gehen», so Eigenmann. «Im Fall von Fabian haben wir uns aber natürlich sehr gefreut.»

Beim FCB erkämpft sich Schär schnell einen Stammplatz, spielt Champions League und gewinnt mit den Baslern drei Meistertitel. Er zieht weiter, zuerst nach Deutschland zu Hoffenheim, dann nach Spanien zu La Coruna. So richtig glücklich wird er aber erst im Norden Englands.

Viele unglückliche Nati-Auftritte

Doch während sich Schär bei Newcastle zu einem der verlässlichsten Verteidiger der Premier League entwickelt, kommt er in der Nati plötzlich immer weniger zum Einsatz. Nachdem Murat Yakin im Sommer 2021 übernommen hat, hat der langjährige Stammspieler plötzlich das Nachsehen. In den ersten 30 Länderspielen unter Yakin steht Schär nur 12 Mal in der Startelf. Seinen Stammplatz an der Seite von Manuel Akanji muss er an Nico Elvedi abtreten.

Die wenigen Gelegenheiten, die er vom Nati-Trainer bekommt, kann er nicht nutzen. Das Gegenteil ist sogar der Fall. Immer wieder leistet sich Schär völlig unerklärliche Aussetzer. So zum Beispiel im letzten Herbst beim 2:2 gegen den Kosovo, als er bei beiden Gegentoren eine ganz schlechte Figur abgibt. Oder beim 3:3 gegen Belarus, als Schär gegen die damalige Weltnummer 100 das dritte Gegentor verschuldet. Irgendwie scheint auch vieles gegen den Verteidiger zu laufen, sobald er sich das Schweizer Trikot überstreift. Beim 2:2 gegen Rumänien zum Beispiel. Dort kommt er erst in der 91. Minute ins Spiel, was aber ausreicht, um beim späten Ausgleich im Schilf zu stehen.

Yakin setzt endlich voll auf Schär

Doch wie lassen sich Schärs Nati-Auftritte erklären, wenn er zeitgleich in der besten Liga der Welt zu den besten Verteidigern gehört? Schär lässt im März durchblicken, dass ihm in der Nati das nötige Vertrauen fehlt. «Wenn du bloss der Notnagel bist, dann ist es nicht dasselbe», sagt Schär im Blick-Interview.

Das scheint auch Yakin realisiert zu haben. In sieben von acht Länderspielen in diesem Jahr steht Schär in der Startelf. Das lang ersehnte Vertrauen zahlt er mit starken Leistungen zurück. Nur drei Gegentore hat die Schweiz in den sieben Partien kassiert. Logisch, wird Schär auch am Samstag im EM-Viertelfinal gegen England an der Seite von Manuel Akanji (28) und Ricardo Rodriguez (31) auflaufen. Auf der Insel wissen seit sechs Jahren, was für eine Bank er ist. Auf der Raiffeisen-Filiale in Wil ist das sogar noch länger der Fall.

Gruppe A
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Luxemburg
Luxemburg
0
0
0
1
Nordirland
Nordirland
0
0
0
1
Slowakei
Slowakei
0
0
0
1
Winner Ger/Ita
Winner Ger/Ita
0
0
0
Gruppe B
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Kosovo
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0
0
1
Slowenien
Slowenien
0
0
0
1
Schweden
Schweden
0
0
0
1
Schweiz
Schweiz
0
0
0
Gruppe C
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Belarus
Belarus
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0
0
1
Griechenland
Griechenland
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0
0
1
Loser Por/Den
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0
0
0
1
Schottland
Schottland
0
0
0
Gruppe D
Mannschaft
SP
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1
Aserbaidschan
Aserbaidschan
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0
0
1
Island
Island
0
0
0
1
Ukraine
Ukraine
0
0
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1
Winer Fra/Cro
Winer Fra/Cro
0
0
0
Gruppe E
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Bulgarien
Bulgarien
0
0
0
1
Georgien
Georgien
0
0
0
1
Türkei
Türkei
0
0
0
1
Winner Esp/Ned
Winner Esp/Ned
0
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0
Gruppe F
Mannschaft
SP
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PT
1
Armenien
Armenien
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0
0
1
Ungarn
Ungarn
0
0
0
1
Irland
Irland
0
0
0
1
Winner Por/Den
Winner Por/Den
0
0
0
Gruppe G
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Finnland
Finnland
0
0
0
1
Litauen
Litauen
0
0
0
1
Loser Esp/Ned
Loser Esp/Ned
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0
0
1
Malta
Malta
0
0
0
1
Polen
Polen
0
0
0
Gruppe H
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Österreich
Österreich
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0
0
1
Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina
0
0
0
1
Zypern
Zypern
0
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0
1
Rumänien
Rumänien
0
0
0
1
San Marino
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0
0
0
Gruppe I
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Estland
Estland
0
0
0
1
Israel
Israel
0
0
0
1
Loser Ger/Ita
Loser Ger/Ita
0
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0
1
Moldawien
Moldawien
0
0
0
1
Norwegen
Norwegen
0
0
0
Gruppe J
Mannschaft
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TD
PT
1
Belgien
Belgien
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0
0
1
Kasachstan
Kasachstan
0
0
0
1
Liechtenstein
Liechtenstein
0
0
0
1
Nordmazedonien
Nordmazedonien
0
0
0
1
Wales
Wales
0
0
0
Gruppe K
Mannschaft
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TD
PT
1
Albanien
Albanien
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0
0
1
Andorra
Andorra
0
0
0
1
England
England
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0
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1
Lettland
Lettland
0
0
0
1
Serbien
Serbien
0
0
0
Gruppe L
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Tschechien
Tschechien
0
0
0
1
Färöer
Färöer
0
0
0
1
Gibraltar
Gibraltar
0
0
0
1
Loser Fra/Cro
Loser Fra/Cro
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Montenegro
Montenegro
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