Nati-Training in der Pancho Arena vor dem Israel-Spiel
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Prunkvoller Palast:Nati-Training in der Pancho Arena vor dem Israel-Spiel

EM-Qualifikation gegen Israel
Heisses Nati-Spiel in der Kathedrale der Korruption

Israel gegen die Schweiz wird in einem kuriosen Kaff namens Felcsut ausgetragen, der Heimat von Viktor Orban. Ungarns Ministerpräsident hat sich dort – trotz anhaltender Armut im Land – eine traumhafte Fussballwelt geschaffen. Grössenwahn mit fragwürdigen Geldflüssen.
Publiziert: 15.11.2023 um 17:41 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2023 um 17:42 Uhr
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Letzte Vorbereitung vor dem Showdown: das Abschlusstraining der Nati in der Pancho Arena, einen Tag vor dem Spiel gegen Israel.
Foto: Toto Marti
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Sebastian RiederSportreporter

Der Gaza-Krieg wütet weiter. Israel will trotzdem Fussball spielen – um der Heimat willen, den Menschen eine Freude machen. Zu Hause aber ist die Gefahr zu gross. Darum hat die Uefa einen sicheren Ort für die Partie gegen die Schweiz gesucht und ist in Ungarn fündig geworden. In einem Kaff namens Felcsut, rund 35 Kilometer ausserhalb von Budapest.

Zwei Kirchen und eine Schmalspurbahn zieren die kleine Gemeinde – umgeben von Wald und Wiese. Das eigentliche Schmuckstück mitten in der schönen Idylle ist die Pancho Arena. Eine kleine Perle mit 4000 Sitzplätzen und einer Architektur, die mit den edlen Holzbögen derjenigen einer Kathedrale gleichkommt. Benannt nach Ferenc Puskas (1927–2006), der in 60er-Jahren bei Real Madrid als «Pancho» die Zuschauer magnetisierte.

Nach seinem Tod lebt die Legende in Form eines neuen Fussballclubs in Felcsut wieder auf. Der FC Puskas Academia spielt mittlerweile in der ersten ungarischen Liga und steht trotz magerem Interesse auf Platz 3. Ein Team gefüttert mit Talenten aus der riesigen Nachwuchsabteilung, die über ein eigenes Internat mit zehn beheizten Trainingsfeldern verfügt. Seit drei Jahren spielt der Dorfverein sogar international, ausverkauft sind die Heimspiele in der Europa und Conference League trotzdem nicht.

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Fussballverrückter Orban

Kein Wunder. Nur knapp 2000 Einwohner hat das verschlafene Nest, dafür aber einen ganz aufgeweckten Bürger. Viktor Orban (60), seit 2010 Ministerpräsident von Ungarn. Gleich neben dem Stadion steht seine Ferienresidenz, wo er sich am Wochenende regelmässig aufhält und als Präsident der Puskas Academia seines zweiten Amtes waltet.

Schon als Kind war er fussballverrückt, aber auch ein Bengel, der in Felcsut negativ auffiel. «Ich war ein unglaublich schlimmer Junge, ungezogen, frech, gewalttätig», so beschreibt sich Orban in einer seiner vielen Biografien. In der Schule fast der Kleinste der Klasse, war er ständig in Keilereien verwickelt: «Wenn ich eine Ohrfeige bekam, gab ich zwei zurück.»

Vom Gasinstallateur zum Milliardär

Weil es mit der Karriere als Kicker nicht klappte, knöpfte sich Orban als Jusstudent und Lautsprecher der rechten Partei Fidesz die Kommunisten vor. Seine Kampfansagen fanden beim Volk viel Gehör. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs begann sein Sturm bis an die Spitze des Parlaments. Als Ministerpräsident konstruierte er ein System totaler Kontrolle und Korruption.

Orban installierte seine engsten Gefolgsleute in der Justiz, den Medien und in der Wirtschaft. Den grössten Einfluss nahm Orban auf seinen Jugendfreund Lörinc Meszaros (57). Der Bürgermeister von Felcsut stieg innerhalb weniger Jahre vom einfachen Gasinstallateur zum grössten Unternehmer und reichsten Mann des Landes auf – dank eines Imperiums von über 200 Firmen.

Nummer 1 in der Korruption

Während sich die Demokratie fliessend zu einer Art kapitalistischen Diktatur verwandelt, leidet die Bevölkerung weiterhin unter der grossen Armut. Die EU spricht Finanzspritzen in der Höhe von mehreren Milliarden Euro. Das Geld landet laut einem Bericht des Corruption Research Center Budapest aber nicht dort, wo es nötig wäre, sondern in den Taschen von regierungstreuen Anhängern.

Wie Transparency International berichtet, hat es Ungarn 2022 auf Platz 1 der korruptesten Länder in Europa geschafft. Während die Bildung auf der Strecke bleibt und die Lehrer auf der Strasse demonstrieren, setzt Orban auf Brot und Spiele. Über eine Milliarde Euro hat er in den letzten Jahren allein in den Bau von Fussballstadien investiert.

Bestes Beispiel ist die Pancho Arena. Dazu gehört auch die historische Schmalspurbahn, die aber kaum im Betrieb ist. Die Strecke führt von Felcsut nach Szekesfehervar, wo Orban als Jugendlicher zur Schule ging.

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