Wissen Sie noch, wie Fussballspielen geht?
Léo Lacroix: Na logisch. Das vergisst man nicht. Das ist wie Velofahren. Das verlernt man nie.
Wie war das erste Teamtraining nach acht Monaten?
Es war eine Erleichterung! Seit März habe ich ganz alleine trainiert. Mit meinem persönlichen Coach. Es tut so gut wieder in einer Gruppe zu sein. Ich habe nicht erwartet, von Beginn weg in den Spielen mitzutun. Doch der Coach hat mir gesagt: Okay, ich habe dich nun gesehen. Jetzt voll hinein!
Wer war ihr Personal Coach?
Amar Boumilat. Er war Assistent von Didier Tholot. Er ist nun in Yverdon tätig und wohnt wie ich im Wallis. Das war Klasse, wie er sich um mich gekümmert hat.
Ihr letztes Spiel haben Sie im Mai 2019 gemacht. Das ist eine Ewigkeit!
Ist es, ja. Umso schöner ist es, wieder im Wettbewerbsmodus zu sein. Wenn auch erst im Training. Das macht einfach Spass. Das hat mir extrem gefehlt. Physisch werde ich innert kürzester Zeit bereit sein, denn ich habe gut trainiert.
Wie war das damals genau bei HSV, an den Sie bis Mitte 2019 ausgeliehen waren?
Es gab am Ende der Saison eine Option im Falle des Aufstiegs. Doch wir sind bekanntlich in der zweiten Bundesliga geblieben. Ich habe mit dem Verein gesprochen, doch die Verantwortlichen wechselten alles aus, Trainer und Klubleitung, und die hatten andere Ideen. So ging ich zurück nach St-Etienne.
Wo man auch nicht auf Sie setzte …
Tja.
Gabe es damals null Interessenten?
Doch, doch. In der Türkei. In den USA. Dinge, die mir nicht geeignet erschienen. Also habe ich zugewartet. Vielleicht zu lange. So fand ich mich in dieser Situation wieder. Aber das ist nun vorbei.
Okay, da hatten Sie noch ein Jahr Vertrag. Und im Sommer 2020? Haben Sie da auch zu lange gewartet?
Es gab auch da lose Offerten. Aus Ungarn, Rumänien, aus der Golfregion. Das habe ich alles mit meiner Familie diskutiert. Es war nicht das Richtige darunter. In der ersten Covid-Phase wars ohnehin enorm schwierig, weil die Klubs keinerlei Risiken eingehen wollten. Die sagten sich: Der hat zwar einen Super-Lebenslauf. Aber er hat ein Jahr nicht mehr gespielt. Der Fussball ist ein anderer geworden. Vielleicht hätte ich doch das eine oder andere Angebot annehmen sollen. Aber nun ist es so, wie es ist.
Lacroix ist zurück in der Heimat.
Zum Glück! Dafür bin ich dem Präsidenten zutiefst zu Dank verpflichtet. Und jetzt gehts richtig los!
Der letzte Eindruck von Lacroix beim FC Sion ist derjenige der letzten erfolgreichen Periode des Klubs: Cupsieg. Europa League mit dem 1:1 in Liverpool, dem 1:0-Sieg in Bordeaux mit einem Lacroix-Tor, der Qualifikation für die Sechzehntelfinals. Die Erwartungshaltung wird also gross sein!
Das war eine wunderbare Periode. Die war aber nicht über Nacht da, sondern weil etwas aufgebaut wurde. Wir haben nun einen Top-Coach, dem ich das auch zutraue. Aber es braucht schnell Resultate, das weiss ich.
Was hat ihnen Trainer Fabio Grosso gesagt?
Dass er auf mich zählt. Und dass er eigentlich das Spielerische in den Vordergrund stellen wolle, dies aber nicht in jedem Spiel gehe. Gute Leistungen alleine reichten nun nicht mehr. Aber ich bin sicher: Wir haben alles, um erfolgreich zu sein.
Das erste Spiel steht am 17. Januar an. Ist es denkbar, dass sie da schon spielbereit sind?
Das werden wir sehen. Im Kopf bin ich bereit. Ich werde alles Menschenmögliche tun, damit das so schnell wie möglich geht.