Der grösste Nati-Umbruch seit 2012
Mit Xherdan Shaqiri (32), Yann Sommer (35) und Fabian Schär (32) kommt es zum grössten Umbruch seit 2012 in der Nati. Vor allem der Abgang von Schär kommt auch für Murat Yakin (49) überraschend. «Dass er zurücktritt, hat mich persönlich getroffen», sagt der Nati-Coach, der erst ab diesem Frühjahr wieder voll auf den Newcastle-Verteidiger setzte, den er seit seiner Zeit als FCB-Trainer kennt. «Wir hatten mit ihm geplant, zumal auch das System mit der Dreierkette auf ihn zugeschnitten ist.»
Wer füllt das Führungsvakuum?
Mit dem Abgang des Trios geht die Erfahrung von mehr als 300 Länderspielen verloren. Und Shaqiri und Sommer waren die ersten Stellvertreter von Captain Granit Xhaka. Wer soll nun dieses Führungsvakuum schliessen? «Wir haben viele Spieler, die in ihren Klubs Captain sind oder eine Führungsrolle innehaben», sagt Yakin. Neuer Vize-Captain wird Manuel Akanji, der bereits dem Mannschaftsrat angehört hat. «Er hat in diesem Bereich eine tolle Entwicklung gemacht und das Team in Deutschland angeführt», so Yakin. Aber auch Breel Embolo (27) oder Remo Freuler (32) traut er zu, dass sie noch mehr Verantwortung innerhalb des Teams übernehmen. Zudem sind die Führungsqualitäten der neuen Nummer 1, Gregor Kobel, unbestritten.
Shaqiri-Comeback? Nicht ausgeschlossen
«Für den Schweizer Fussball ist Shaqs Rückkehr zum FCB natürlich ein grosser Gewinn», sagt Yakin. Und fügt mit einem Schmunzeln an, dass man gemerkt habe, dass beim ersten Spiel einige Spieler Shaqiris Ideen noch nicht begriffen hätten. «Ich freue mich riesig für die Region Basel, denn die Euphorie, die entstanden ist, gibts nur da. Und für Shaq freut es mich, dass er diese Chance bekommen hat.» Bleibt trotz des Rücktritts aus der Nati ein Hintertürchen für den Kraftwürfel offen? «Er hat sich so entschieden, wir planen ohne ihn», sagt Yakin. «Aber ausgeschlossen ist im Fussball nichts.»
Die Rolle von Neuling Wüthrich
Ein Profiteur des Rücktritts von Fabian Schär ist Gregory Wüthrich. Der Berner ist der einzige Neuling im Kader und kommt mit 29 Jahren zu seiner Premiere in der Nati. «Er passt vom Charakter her zum Team», so Yakin. Zudem kenne der Innenverteidiger von Sturm Graz viele seiner Kollegen von früheren Zusammenzügen bei den U-Teams. Das Aufgebot ist auch eine Belohnung für die starken Auftritte mit dem österreichischen Double-Sieger, der in der Champions League spielen wird. Yakin sieht Wüthrich als Back-up für alle drei Positionen in der Verteidigung. Der Nati-Trainer deutete aber auch an, dass Denis Zakaria aufgrund der grossen Konkurrenz im zentralen Mittelfeld in der Verteidigung zum Zug kommen dürfte.
Akzent auf den Super-League-Spielern
Mit Filip Ugrinic, Joël Monteiro, Renato Steffen, Uran Bislimi und Dominik Schmid nominiert Yakin fünf Spieler aus der Super League und damit so viele wie seit langem nicht mehr. Begründet werden die Nominationen mit den starken Auftritten von YB und Lugano im Europacup, wo die Spieler bewiesen hätten, dass sie auch international gute Leistungen zeigen können. Der Nati-Coach sagt aber auch: «Das Sommerloch ist ein Vorteil für die Spieler aus der Super League.» Während die Spieler aus den ausländischen Ligen noch kaum Spielminuten in den Beinen haben und einige noch in Transferverhandlungen stecken, sind jene Spieler aus der Super League bereits im Rhythmus. Zudem fehlen mit Dan Ndoye und Silvan Widmer zwei Stammspieler aus gesundheitlichen Gründen.
Nations League: Klassenerhalt als Mindestziel
Die Nations League ist ein Wettbewerb, den der SFV ernst nimmt. In dieser soll weder gross «herumgepröbelt werden», noch soll diese ein «Casting» für neue Spieler sein. «Das primäre Ziel ist, dass wir in der Liga A bleiben», sagt Yakin. Wird man Gruppendritter, folgt ein Abstiegs-Playoff gegen einen Zweiten aus der Liga B. Wird man Erster oder Zweiter spielt die Nati im Frühjahr in einem Playoff um den Einzug in das Final Four. «Wir haben eine sehr attraktive Gruppe», sagt Yakin. Dänemark sei ein sehr unangenehmer Gegner, die Partien gegen Europameister Spanien das «Highlight». Für Yakin aber auch nicht ganz unwesentlich ist: «Wir wollen uns eine gute Position für die Lostöpfe der WM-Qualifikation schaffen.»