Maurizio Jacobacci im Hoch
Der Lugano-Coach glänzt – auch privat

Maurizio Jacobacci hat den FC Lugano als Spitzenteam etabliert. Dennoch weiss er nach wie vor nicht, wie es mit ihm nächste Saison weitergeht.
Publiziert: 17.01.2021 um 13:16 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2021 um 13:18 Uhr
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In nur drei Jahren hat sich Jacobacci als Super-League-Trainer etabliert.
Foto: Andy Mueller/freshfocus
Alain Kunz

Nein, aus der Ruhe bringt man den italo-bernischen Spätzünder nicht mehr so leicht. Er hat sich als Super-League-Trainer in nur drei Jahren etabliert. Spät, mit 55 Jahren, stieg er in der Elite ein. Erst rettet er Sion mit einer grandiosen Rückrunde vor dem Abstieg. Doch statt eines Denkmals kriegt er von CC als Dankeschön einen Tritt in den Allerwertesten und eine Klage an den Hals.

Noch kein Vertrag für nächste Saison

In Lugano hingegen wird der tolle Job des Wahlzugers nun vorbehaltlos gewürdigt. Auch vom anspruchsvollen Präsidenten Angelo Renzetti. «Wir haben uns Respekt erarbeitet», sagt Jacobacci (58). Auch weil Lugano gemeinsam mit Meister YB die aktuell beste Defensive stellt und nach Verlustpunkten auf Platz zwei liegt.

Und doch: Einen Vertrag für die nächste Saison hat der Mann, der Lugano zum viertbesten Team des Corona-Jahres 2020 hinter YB, St. Gallen und Basel machte, nicht in der Hand. «Wenn Renzetti unbedingt mit Jacobacci verlängern wollte, hätte er das längst getan», sagt zum Beispiel Arno Rossini, ehemaliger Trainer von Sion (für acht Spiele mit minimem Erfolg), Bellinzona, Giubiasco (!) oder Monte Carasso (!), heute Experte des Portals «Ticino Online». Renzetti sei Jacobacci gegenüber äusserst skeptisch. Rossini: «Wenn Lugano nicht gut aus den Start­löchern kommt, ist Jacobaccis Job nicht mehr garantiert.»

Punkten muss der Coach, ja. Aber die frühere Skepsis von Renzetti ist längst gewichen. Dass der Vertrag noch nicht verlängert wurde, hat andere Gründe. Renzetti will den Klub nach wie vor verkaufen und allfälligen neuen Eignern nicht einen Trainer aufbürden, den diese allenfalls nicht wollen. Zudem, so Jacobacci, passiere in Corona-Zeiten vieles kurzfristiger. «Aber der Präsident hat mir gesagt, wir würden uns unterhalten, sobald die Rückrunde gestartet sei.»

Dreiviertel Million für Neuzugang

Dass Jacobacci mittlerweile ein anderes Standing hat, zeigt auch der Zuzug von Kriens-Topskorer Asumah Abubakar (23), der heute in Sion noch nicht spielberechtigt ist, weil das Transferfenster erst am Montag öffnet. Lugano liess sich die Dienste des in Holland ausgebildeten Ghana-Portugiesen, der letzte Saison 15 und diese sieben Tore gebucht hat, eine dreiviertel Million Franken kosten, was alles andere als selbstverständlich ist.

Schon in Sion hatte Jacobacci einen Topstürmer gefordert – erfolglos. Auch in Lugano musste er ein Jahr erfolgreich arbeiten, bis sein Ruf erhört wurde. Und trotz eines mittlerweile breiten Kaders sagt Jacobacci selbstbewusst: «Spieler wie Lovric, Lavanchy, Lungoyi oder Kecskes sind mittlerweile gefragter als vor meiner Zeit. Und sollte uns zum Beispiel Akos Kecskes doch noch verlassen, brauche ich da auch Ersatz.»

«Wir sind uns nicht auf den Wecker gegangen»

Auch privat läuft bei Jacobacci alles rund. Maurizio und Partnerin Ilona Hug haben den Corona-Elchtest bestanden, denn die Witwe von K1-Legende Andy Hug verbrachte vor der Pandemie die Hälfte des Jahres in Los Angeles. Seit bald einem Jahr war sie nicht mehr in den Staaten. «Wir sind uns nicht auf den Wecker gegangen, haben viel gemeinsam unternommen. Kochen, Fitness, Spazieren, Netflix schauen.» Und dies während des ersten Lockdowns in einer Wohnung ohne Balkon.

Mittlerweile ist das anders. Sie wohnen seit Juli in einer Wohnung mit zwei Terrassen im 12. Stock des höchsten Baus einer Zuger Gemeinde, eines begrünten Hochhauses mit exklusiver Sicht auf den Zugersee. Und die hat im Kanton Zug nicht jedermann.

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