Déjà-vu für Deutschland. 290 Tage nach der WM-Auftaktpleite (1:2) verliert man erneut gegen Japan. Im Testspiel geht das Team von Trainer Hansi Flick (58) mit 1:4 unter.
Der vierfache Weltmeister steckt immer tiefer in der Krise. Seit fünf Spielen kann er nicht mehr gewinnen, die Pleite gegen Japan ist nach denjenigen gegen Polen (0:1) und Kolumbien (0:2) die dritte in Folge. «Wir waren heute nicht in der Verfassung, diese Mannschaft zu schlagen», sagt Flick nach dem Spiel bei RTL.
Die Fans, die zu diesem Zeitpunkt noch im Stadion sind, decken ihn mit Pfiffen ein. Der Trainer ignoriert sie, spricht davon, dass die Enttäuschung gross sei. Und auch wenn er ratlos wirkt, denkt er nicht ans Aufgeben. «Ich finde, wir machen es gut, und ich bin der richtige Trainer», meint er. «Aber ich weiss, dass im Profifussball sehr viel Dynamik drin ist. Ich kann nicht absehen, was ansonsten noch kommt.»
Völler weicht aus
Eine Dynamik, die Flick den Job kosten könnte. Denn auch DFB-Direktor Rudi Völler (63) ist nach der Partie bedient. «Ich bin ein wenig unter Schock», sagt er ins RTL-Mikrofon. «Es war eine Blamage, aber auch in der Höhe verdient. So eine Niederlage tut weh.»
Zur Personalie Flick mag sich Völler nicht äussern – obwohl er zuletzt trotz Niederlagen hinter ihm stand. Nun weicht er aus. «Wir gehören einfach nicht mehr zur ersten Garde. Jetzt muss ich erst mal schlafen, und dann sehen wir weiter.» Klingt nicht so, als würde er weiter auf Flick setzen.
Matthäus findet klare Worte
Ein anderer hingegen findet klare Worte: Lothar Matthäus (62). Der RTL-Experte sagt, schon in den vergangenen Monaten seien ausser Völler nicht mehr viele hinter Flick gestanden. «Ob man ihn jetzt noch halten kann? Das bezweifle ich.» Matthäus ist überzeugt, dass irgendetwas vorgefallen ist, wodurch Flick das Vertrauen verloren hat. Er glaubt, dass «das Zwischenmenschliche da nicht so ist, wie es nach aussen getragen wird».
An dieser Meinung dürfte auch Joshua Kimmich (28) nichts ändern, der nach der Partie sagt: «In allererster Linie sind wir Spieler verantwortlich.» Und auch Marc-André ter Stegen (31) stellt sich vor Flick. «Es ist immer leicht, den Trainer verantwortlich zu machen.»
Und doch ist es meist der Trainer, der für die Leistungen geradestehen muss. Wie lange Flick noch beim DFB ist, wird sich zeigen. Das nächste Spiel ist am Dienstagabend (21 Uhr) gegen Frankreich. Das Training vom Sonntag wurde noch unter Flicks Leitung absolviert – allerdings unter der Beobachtung von Verbandsboss Rudi Völler. (bir)