«Alternativlos.» So lautet das harte Urteil von Blick-Experte Markus Babbel (51) zur Freistellung von DFB-Trainer Hansi Flick (58). Man habe sich in eine ausweglose Situation manövriert, erklärt der Europameister von 1996. «Man musste reagieren, um vor der Heim-EM wieder neuen Schwung hineinzubringen.»
Tatsächlich ist die Stimmung in Deutschland am Boden. Die Bilanz in diesem Jahr ist grausam: Sechs Partien – vier Pleiten sowie je ein Remis und ein Sieg. 14 Gegentore. Nur 8 geschossene Treffer – zwei davon per Penalty. Eine Statistik, die eher an einen «Fussball-Zwerg» erinnert – und nicht an einen vierfachen Weltmeister.
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«Hätten gerne einen Xhaka»
Für Babbel ist allerdings nicht nur der geschasste Trainer Flick der Schuldige für das anhaltende Formtief. «Es hat zu viele Indianer in der Mannschaft und keine Häuptlinge. Für den Erfolg brauchst du Typen im Team, die hatte Deutschland früher immer. Aber die fehlen momentan leider komplett. Wir hätten sehr gerne einen Xhaka im Team.»
Bevor der DFB sich auf die Suche nach einem deutschen Xhaka begeben kann, müssen die Verantwortlichen erstmal einen adäquaten Ersatz für Flick ausmachen. Bis dieser gefunden ist, sitzt DFB-Direktor Rudi Völler auf der Bank. Ein erstes Mal gegen Frankreich am Dienstagabend. Ausgerechnet der 63-Jährige also, der zu Beginn der Nullerjahre beim bisher letzten Tiefpunkt des deutschen Fussballs bereits mittendrin war.
Völler wieder als Krisen-Moderator
Vor genau 20 Jahren, am 6. September 2003, ging Völler nach einem 0:0 gegen Island mit seiner Weizenbier-Wutrede bei ARD-Moderator Waldemar Hartmann (75) in die Geschichtsbücher ein. «Ein Tiefpunkt, ein weiterer Tiefpunkt, ein noch tieferer Tiefpunkt, ganz ehrlich: Ich kann die Scheisse nicht mehr hören!» In der Folge warf er Hartmann an den Kopf, dieser habe drei Weizenbiere getrunken und könne locker auf seinem Stuhl sitzen und Fragen stellen.
Zwei Jahrzehnte später steht Deutschland wieder an einem Tiefpunkt. Wieder muss Völler die Krise moderieren. Gleichzeitig muss er die Kandidaten auf Flicks Nachfolge durchgehen. Interessante Namen gibt es viele: Julian Nagelsmann (36), Jürgen Klopp (56), Oliver Glasner (49) und Roger Schmidt (56) sind nur einige von ihnen.
Doch sind diese für den DFB kaum zu bekommen. Deshalb ist gemäss deutschen Medien denkbar, dass Völler selbst bis zur EM an der Seitenlinie steht und dann von einem Top-Kandidaten abgelöst wird. Ebenfalls ist Ex-Nationalmannschaft-Captain Matthias Sammer (56) auf der Kandidatenliste weit oben gestanden. Aber wie «Bild» aus DFB-Kreisen mittlerweile erfahren hat, stehe Sammer nicht zur Verfügung, weil er nicht mehr als Trainer arbeiten wolle. Wie es ausgeht, ist völlig offen.