Trainer wusste von nichts
Xabi Alonsos blutige Knie-Geschichte vor dem WM-Halbfinal 2010

Über ein Jahrzehnt hielt Xabi Alonso (40) eine Verletzungs-Geschichte der WM 2010 geheim. Was der ehemalige spanische Nationalspieler und der Teamarzt nun schildern, erinnert an einen Horror-Film.
Publiziert: 07.07.2022 um 14:08 Uhr
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Der rote Verband am linken Knie von Xabi Alonso (l.) sieht unspektakulär aus, verbirgt jedoch eine ziemlich üble Verletzung.
Foto: Keystone

Am Donnerstag ist auf den Tag genau zwölf Jahre her, als die spanische Nationalmannschaft im WM-Halbfinal 2010 stand. Mittelfeldspieler Xabi Alonso (40) genehmigte sich wie vor jedem Spiel gegen Deutschland eine kalte Dusche. Dann passierte es: Als er aus der Dusche stieg, brach die Glastür, an der er sich festhielt.

Ein Scherbe schnitt dem damals 28-Jährigen das rechte Knie von der einen Seite zur anderen auf. Das Badezimmer habe innert Sekunden wie ein Tatort ausgesehen. «Blut schockiert immer, aber in diesem Fall war ich schockiert, als ich sah, wie mein Knie durchgeschnitten war und ich das Fett und das Muskelgewebe sah», schildert der ehemalige Real-Star nun gegenüber «As». Die anstehende Partie sah er dahinschwinden.

«Dusch-Szene von Psycho»

Sofort rief er den Teamarzt der «Furia Roja», Dr. Juan Cota (56), an. Was dieser vorfand, erinnerte ihn an einen Horror-Film: «Als ich den Raum betrat, fand ich Xabi blass und erschüttert vor, quasi unter Schock. Das Bad präsentierte sich wie bei der Dusch-Szene von Psycho.» Die Bitte des Spielers: «Doktor, um Himmels Willen, mach was du willst, aber ich muss spielen.»

Mit einer solchen Verletzung zu spielen? Unmöglich. Das wusste auch Cota, der aber hin und her gerissen war. Weil es die Begebenheiten vor Ort nicht zuliessen, die Wunde zuzunähen, packte der Arzt das Knie vorerst in einen Verband und beide gingen zum Mannschaftsbus.

Herz besiegte die Vernunft

Auf dem Weg zum Stadion rang Cota weiter mit sich: «Mein Herz hat mir gesagt, dass Xabi unmöglich spielen kann. Es war ein Kampf zwischen dem Kopf und dem Herzen.» Es gewann schliesslich das Herz.

Während das Team den Rasen begutachtete, sonderten sich Alonso und Cota zusammen mit dem Physio Miguel Gutierrez ab und nähten die Wunde mit 14 Stichen zu. Spanien-Coach Vincente del Bosque (71) bemerkte trotz Verband nichts.

Cotas einzige Bedingung war, dass der Trainer informiert werden muss, sobald Alonso beim Aufwärmen Schmerzen verspüre. Er blieb schmerzfrei, gewann das Halbfinal, spielte auch im Final gegen Holland und wurde später Weltmeister. Alonsos Dankbarkeit ist immer noch unendlich gross: «Cota war unglaublich. Für mich ist er Gott.» (che)

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