Es ist das Schweizer Fussballmagazin «Zwölf», das sich kurz nach der Auslosung der WM-Gruppenphase als erstes Medium über die Reisebedingungen nach Katar informiert: «Kurzer Check: Flüge Zürich–Doha retour an diversen Tagen rund um die Gruppenphase kosten 1600 Franken. Verfügbare Unterkünfte in ganz Katar rund um die drei Spiele der Schweizer Nati: null.» Oder anders ausgedrückt: Statt sich als Schweizer Fan über die attraktive Gruppe mit Brasilien, Kamerun und Serbien zu freuen, herrscht grosser Frust!
Kreuzfahrtschiff statt Hotel?
Überraschend komme das nicht, sagt Antonio Gambardella vom Travelclub. Man suche schon seit längerem nach Lösungen. Und man habe diese in Form eines Kreuzfahrtschiffes wohl bereits gefunden. «Das wäre ein interessantes Päckli. Die Fans fliegen nach Katar, übernachten aber auf dem Schiff.» Man sei in den Verhandlungen schon ziemlich weit. Und sehr optimistisch.
Klar ist: Die WM in Katar wird für Fans finanziell kein Pappenstiel. Er habe schon Fan-Reisen an vier Weltmeisterschaften organisiert, sagt Gambardella. «Diese hier wird ganz klar die teuerste WM. Weil vor allem die Hotels so viel kosten.» Und praktisch schon ausgebucht sind.
Um die hohen Flugpreise günstiger zu machen, prüfe man eigene Charterflüge nach Doha. Oder einen Umweg über Dubai. «Von dort aus sinds bloss 40 Minuten nach Katar, das könnte attraktiver sein als Direktflüge nach Doha.»
Ist man erst mal im Land und hat eine Unterkunft, sei die WM plötzlich attraktiv, so Gambardella: «Die Wege sind kurz. Sämtliche Spiele finden in der gleichen Stadt statt. Noch nie war es für den Fan einfacher, ein WM-Achtelfinal oder auch Viertelfinal seiner Mannschaft zu planen.»
Weniger Anfragen für Serbien-Spiel
Derzeit habe man bereits Hunderte von Anfragen für die Gruppenspiele bekommen, täglich werden es mehr. «Vor allem das Interesse am Brasilien-Spiel ist sehr hoch, auch für das Duell gegen Kamerun. Für das dritte Gruppenspiel gegen Serbien gabs bislang weniger Anfragen», sagt Gambardella. Alle drei Spiele finden vor 40'000 Zuschauern statt.
Die Tickets für die Spiele muss sich jeder Fan selbst besorgen, Reiseanbieter sind vom System ausgeschlossen. Am Dienstag um 11 Uhr mitteleuropäischer Zeit beginnt die nächste Verkaufsphase auf dem Onlineportal der Fifa, es sind vier Arten von Tickets erhältlich: Einzeltickets, Fan-Tickets (für Personen, die bei den Anhängern ihrer Mannschaft sitzen möchten), bedingte Fan-Tickets (für Fans, die einen Sitzplatz für eine der möglichen Begegnungen ihres Teams in der K.o.-Phase reservieren) und Stadion-Ticket-Serien.
Die letzte Kategorie biete Fans «dank den kurzen Distanzen in Katar die einmalige Möglichkeit, die Stimmung bei vier verschiedenen Spielen an aufeinanderfolgenden Tagen in vier einzigartigen Stadien zu erleben», erklärt die Fifa. Die Karten werden per Losverfahren verteilt. Ende Mai werden die Fans informiert, ob die Ticket-Bestellung erfolgreich war.
Katar verlangt Fan-ID
Auf Geheiss der katarischen Behörden müssen zudem alle Fans eine «Hayya Card» beantragen. «Das ist eine Art Fan-ID», sagt Gambardella. Nichts Kompliziertes. Man müsse, sobald man ein Match-Ticket habe, die Ticketnummer angeben und beweisen, dass man eine Unterkunft habe.
Zum Beispiel eine Kabine auf einem Kreuzfahrtschiff. Dort lebt sich’s praktisch ohne Einschränkungen. Auch Alkohol ist erlaubt. Im Emirat Katar keine Selbstverständlichkeit.