RB machts wie YB – als Tabellenführer den Trainer entlassen
Bei Serienmeister Salzburg liegen die Nerven blank

Als Tabellenführer hat sich RB Salzburg von Trainer Gerhard Struber (47) getrennt. Aus dem Nichts droht plötzlich die erste titellose Saison seit elf Jahren.
Publiziert: 19.04.2024 um 16:45 Uhr
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Emotionen an der Salzburg-Seitenlinie sind passé: Trainer Gerhard Struber ist seinen Job los.
Foto: Getty Images
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Lucas WerderReporter Fussball

Es steigt Rauch auf über der Mozartstadt. Nach drei sieglosen Spielen in Serie hat RB Salzburg Trainer Gerhard Struber (47) vor die Tür gestellt. Als Tabellenführer. «Es ist ein kleines Feuer ausgebrochen», sagt der Ex-Salzburg-Stürmer Marc Janko (40) zur Situation beim Serienmeister.

Drei grosse Saisonziele haben die RB-Bosse vor Saisonstart vorgegeben: Meistertitel, Cupsieg und europäisch überwintern. Trotz Out in der Gruppenphase der Champions League deutete Anfang April noch nichts auf einen Knall hin.

«Einer der schlechtesten Auftritte seit Jahren»

Doch dann scheiterte Salzburg im Cup-Halbfinal an Sturm Graz (3:4). Und in der Liga hat der gleiche Gegner plötzlich punktemässig zu RB aufgeschlossen. «Gerade die 1:3-Pleite gegen LASK im letzten Spiel war einer der schlechtesten Auftritte einer Salzburger Mannschaft seit Jahren», sagt Christoph Nister, Sportchef beim Salzburger Standort der «Kronen Zeitung». «Die Mannschaft wirkt völlig verunsichert.»

Doch wie kann ein Klub, dessen geschätzter Kaderwert höher ausfällt als derjenige der elf anderen Teams zusammen, derart ins Straucheln geraten? «Der Marktwert ist nur ein bedingter Indikator für die Leistung auf dem Platz. Ich sehe aktuell keine Mannschaft, sondern nur Individualisten», findet Janko, der heute als TV-Experte arbeitet.

Trainer-Wechsel vor Saisonstart

Für den ehemaligen Super-League-Profi hat sich bereits vor Saisonbeginn abgezeichnet, dass Salzburg eine knifflige Saison bevorstehen könnte. Ex-Trainer Matthias Jaissle (36) verabschiedete sich Ende Juli nach Saudi-Arabien, Nachfolger Struber musste ohne Vorbereitung übernehmen. Janko: «Ich habe damals gesagt, die Chance, dass ein anderes Team Meister wird, ist so gross wie seit Jahren nicht mehr.»

Dass die zehn Jahre andauernde Meisterserie nun tatsächlich enden könnte, will Janko aber nicht alleine auf den entlassenen Struber schieben. Auch viele Verletzungen hätten zur Formkrise beigetragen. Stürmer-Star Fernando (25) hat in dieser Saison verletzungsbedingt schon 22 Spiele verpasst. Und Ersatzmann Sékou Koïta (24) musste ebenfalls schon 13 Mal aussetzen.

Salzburg machts wie YB

Hinzu kommt, dass Konkurrent Sturm Graz eine richtig starke Saison hinlegt und erst dreimal verloren hat. «In anderen Jahren wäre Salzburg überlegener Tabellenführer», so Janko. Die grosse Wachablösung im österreichischen Fussball schliesst er aus, dass die Salzburger in dieser Saison leer ausgehen, aber nicht. «Jetzt braucht es aber dringend einen neuen Impuls.»

Einen solchen wollten Anfang März auch die Verantwortlichen in Bern setzen. Ebenfalls als Tabellenführer trennte sich YB von Raphael Wicky (46). Deutlich verbessert haben sich die sportlichen Resultate seither nicht. Weil aber auch Verfolger Servette schwächelt, sind die Berner noch immer Leader.

Bei Salzburg, das im kommenden Jahr als eines von zwölf europäischen Teams an der Klub-WM teilnehmen wird, sind die Ansprüche aber noch einmal höher. Schwächelnde Konkurrenz wird darum nicht ausreichen, um den lodernden Brandherd zu löschen.


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