ManCity-Coach streicht Stars Weihnachten
Guardiola hat Mühe mit der «Kunst des Verlierens»

Pep Guardiola, der Erfolgscoach von Manchester City, erlebt seine erste echte Krise. Trotz Weihnachten lässt er sein Team trainieren, um die Negativserie zu beenden. Am Donnerstag gegen Everton steht der nächste Versuch an, endlich wieder zu gewinnen.
Publiziert: 24.12.2024 um 19:19 Uhr
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Harte Zeiten für Pep Guardiola und ManCity.
Foto: AFP
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Oliver GörzBlattmacher Sport

Der Heilige Abend und die Festtage stehen vor der Tür und mit ihnen ein wenig Ruhe von der alltäglichen Hektik. Die meisten von uns freuen sich auf Gemütlichkeit, Zeit mit der Familie, Guetzli und feines Essen, schenken und beschenkt werden. Und natürlich geht es Fussballprofis nicht anders, ist doch Weihnachten neben der Sommerpause oft die einzige Auszeit im eng getakteten Trainingsplan. Selbst in England, wo traditionell am 26. Dezember, dem Boxing Day, gekickt wird, geben fast alle Klubs ihren Spielern ein oder zwei Tage frei.

Bei Manchester City sieht das anders aus. Im Gegensatz zu früheren Jahren schickt Pep Guardiola sein Team heute und morgen auf den Trainingsplatz. Und angesichts der kapitalen Krise, in der sich der englische Serienmeister befindet, wird es dabei vermutlich wenig besinnlich zugehen. Nur einen Sieg haben die Himmelblauen aus den letzten zwölf Pflichtspielen geholt, so schlecht war man seit 15 Jahren nicht mehr. Und für den erfolgsverwöhnten Guardiola dürfte die aktuelle Durststrecke ohnehin ein Novum in seiner Karriere darstellen, als Trainer wie als Spieler.

Für Guardiola war Misserfolg bisher ein Fremdwort

Niederlagen waren im Fussballerleben des Katalanen immer die Ausnahme und zweite Plätze in der Regel nur ein Ansporn für das Streben nach mehr Titeln und Triumphen. Gleich in seiner ersten Profisaison 1990/91 wurde der Mittelfeldstratege spanischer Meister mit «seinem» FC Barcelona, bei dem er zuvor alle Jugendmannschaften durchlaufen hatte. Schon ein Jahr später gewann er mit Barça den Europapokal der Landesmeister sowie Olympiagold mit Spanien bei den Heimspielen 1992. Es folgte ein Titel nach dem anderen, ehe er seine aktive Laufbahn Anfang der 2000er ausklingen liess.

Endgültig zum Inbegriff des Siegertypen wurde Josep Guardiola, den alle nur Pep nennen, als Trainer: vier Jahre als Chefcoach bei Barça mit drei Meisterschaften sowie dem zweimaligen Gewinn der Champions League. Drei Jahre bei Bayern, in denen er mit seinem Team die Bundesliga dominierte und zudem zweimal das Double holte. Und seither acht Jahre bei ManCity mit sechs Meistertiteln und dem krönenden Champions-League-Triumph im vergangenen Jahr. Misserfolg war für den 53-Jährigen bislang ein Fremdwort.

Vielleicht ist das der Grund, weshalb ihm die Pleitenserie der vergangenen Wochen scheinbar näher geht, als anderen Trainern, die mit ihren Klubs Krisenzeiten durchleben. Bei Guardiola hat man das Gefühl, dass derzeit alles Leid der Welt auf seinen Schultern lastet. Die Leichtigkeit, mit der er sonst auch mal eine Niederlage weglächeln konnte im sicheren Wissen, dass der nächste Sieg nicht lange auf sich warten lässt, ist inzwischen verschwunden. Stattdessen sind da tiefe Furchen in seinem Gesicht, ja sogar Kratzspuren, die er sich unlängst vor lauter Verzweiflung während eines abermals kläglichen Auftritts seines Starensembles selbst zugefügt hat.

Guardiola und «die Kunst des Verlierens»

Wahrscheinlich täte gerade einem wie Guardiola in diesen Tagen ein wenig innerer Friede gut. Ein paar Stunden mit Familie und Freunden bei Guetzli, Festtagsessen, fröhlichen Liedern und dem Auspacken von Geschenken. Er selber soll ja am liebsten ein Buch des mit ihm befreundeten spanischen Schriftstellers David Trueba verschenken, viele seiner Spieler haben es schon von ihm bekommen. Es heisst «Die Kunst des Verlierens». Ein Roman, in dem auch der Fussball ein grosses Thema ist und der davon handelt, wie aus Helden Verlierer und aus Verlierern Menschen werden.

Der Philosoph in Guardiola hat in der Vergangenheit immer wieder betont, wie wichtig Niederlagen auf seinem Weg waren, um daran zu wachsen. So gesehen könnte er die letzten Spiele sogar als Fortschritt betrachten. Ob das nun reicht, um den nächsten Gegner wieder einmal in die Schranken zu weisen, wird sich am Donnerstag zeigen, wenn die Citizens gegen Everton antreten müssen.

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Liverpool FC
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Arsenal FC
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Nottingham Forest
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Manchester City
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Newcastle United
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Chelsea FC
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AFC Bournemouth
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15
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Aston Villa
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Brighton & Hove Albion
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10
FC Fulham
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23
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Brentford FC
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Manchester United
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Crystal Palace
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23
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West Ham United
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23
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Tottenham Hotspur
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Everton FC
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Leicester City
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Wolverhampton Wanderers
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Ipswich Town
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Southampton FC
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