Die Video-Verbindung steht, und sie wird während 40 Minuten halten. Nur zweimal fällt Manuel Akanji (27) kurz aus der Leitung. «Ein Freund hat angerufen», sagt er lachend. «Ich hatte mich mit ihm für 18 Uhr verabredet, meinte aber englische Zeit...»
Ein paar kleine Anlaufschwierigkeiten neben dem Feld für den Spieler von Manchester City, der sensationell von Dortmund zum englischen Meister wechselte. Auf dem Feld hatte er keine: Bereits im ersten Spiel stand er in der Startelf beim Champions-League-Knaller in Sevilla. 4:0 siegte Manchester City.
Blick: Vorab die wichtigste Frage: Wie geht es Ihrer Frau Melanie und Ihrem neugeborenen Sohn?
Manuel Akanji: Die Geburt ist gut verlaufen und es geht ihnen wunderbar. Ich bin sehr glücklich, dass meine Familie seit gestern bei mir in Manchester ist. Weil wir ahnten, dass es am Ende der Transferperiode noch hektisch werden könnte, blieb Melanie zuerst noch in der Schweiz, wo sie ihre Familie um sich hatte. Dass ich trotz allem bei der Geburt dabei sein konnte, war mir sehr wichtig und ich war froh, dass ich es rechtzeitig schaffte.
Schauen wir ein bisschen zurück, es war ja alles sehr turbulent. Wann kam Manchester City das erste Mal auf Sie zu?
Vier Tage vor dem Ende des Transferfensters, also am 28. August. In den Tagen darauf verhandelte Manchester City mit meinem Berater und mit Dortmund. Es ging extrem schnell: Am Dienstag flog ich nach Manchester, am Mittwoch machte ich den Medizin-Check, am Donnerstag wurde der Transfer offiziell. Ich flog wieder in die Schweiz, mein Sohn kam zur Welt, am Sonntag flog ich wieder nach Manchester. Am Montag dann der Flug nach Spanien, und plötzlich spielte ich am Dienstag gegen Sevilla in der Champions League von Anfang an.
Manuel Akanji wird am 19. Juli 1995 in Neftenbach ZH geboren und wächst in Wiesendangen auf. Seine Mama ist aus Oberwinterthur, sein Papa aus Nigeria – Manuel kommt als drittes Kind nach den Schwestern Michelle und Sarah zur Welt.
Mit 11 wechselt er vom FC Wiesendangen zu Winterthur. Danach geht er zum FC Basel, bevor Dortmund 2018 ihn für 25 Millionen Franken verpflichtet. In diesem Sommer wechselt der Innenverteidiger für knapp 20 Millionen Franken (inklusive Boni) zum englischen Meister Manchester City. In der Nati hat sich der 41-fache Internationale zum Abwehr-Chef entwickelt.
Akanji ist mit Melanie verheiratet und Papa von Aayden (2) und Keeyan (knapp eine Woche alt).
Manuel Akanji wird am 19. Juli 1995 in Neftenbach ZH geboren und wächst in Wiesendangen auf. Seine Mama ist aus Oberwinterthur, sein Papa aus Nigeria – Manuel kommt als drittes Kind nach den Schwestern Michelle und Sarah zur Welt.
Mit 11 wechselt er vom FC Wiesendangen zu Winterthur. Danach geht er zum FC Basel, bevor Dortmund 2018 ihn für 25 Millionen Franken verpflichtet. In diesem Sommer wechselt der Innenverteidiger für knapp 20 Millionen Franken (inklusive Boni) zum englischen Meister Manchester City. In der Nati hat sich der 41-fache Internationale zum Abwehr-Chef entwickelt.
Akanji ist mit Melanie verheiratet und Papa von Aayden (2) und Keeyan (knapp eine Woche alt).
Waren das die verrücktesten Tage Ihres Lebens?
Das kann man schon so sagen, denke ich. Es war auch sehr schön, dass meine Eltern und meine Schwester Sarah die Vertragsunterschrift in England miterleben konnten, meine Schwester Michelle war leider verhindert.
Kann man diese Tage von den Emotionen her toppen?
Eigentlich nicht. Vielleicht, wenn wir mal die Premier League und die Champions League in einer Woche holen und ich dann ein drittes Mal Vater werde… (lacht)
Wie oft hatten Sie vor dem Startelf-Einsatz mit der Mannschaft trainiert?
Zwei Mal.
Wie war es mit den Automatismen auf dem Feld?
Ich habe am Spieltag erfahren, dass ich spiele. Und ich muss ehrlich sagen: Ich war schon etwas nervös während des Tages. Du weisst ja nicht, ob dich die Mitspieler kennen, ob sie Bundesliga schauen oder nicht. Ob sie wissen, was du kannst und so …
Es ist ja auch nicht alltäglich, dass man plötzlich mit Kevin De Bruyne, Phil Foden oder Jack Grealish auf dem Platz steht …
Sobald das Spiel begann, hatte ich ein gutes Gefühl. Ich merkte schon im Training, dass alles ein bisschen schneller geht. Es sind die besten Spieler der Welt, ManCity hat eine unglaubliche Qualität, die dich jeden Tag fordert. Aber das ist das, was ich gesucht habe als nächsten Schritt nach Dortmund. Ich will unter Pep Guardiola jeden Tag besser werden.
Ist Manchester City die beste Mannschaft der Welt?
Sicherlich eine der besten der Welt.
Wann hatten Sie das erste Gespräch mit Pep Guardiola?
Als ich in Manchester ankam. Er nahm sich Zeit und ich fühlte mich dank seiner Art sofort willkommen.
Die Konkurrenz ist mit Ruben Dias, Aymeric Laporte, John Stones und Nathan Aké brutal. Haben Sie eine Zusicherung, Richtung WM genug zu spielen?
Ich habe die Konkurrenzsituation bedacht, klar. Ich weiss, dass jeder Mitspieler Weltklasse ist. Aber ich will diese Herausforderung haben, mich mit den Besten zu messen. Ich will mich hier durchsetzen und ich weiss, wo meine Stärken liegen
Und plötzlich spielen Sie wieder mit Erling Haaland im Team.
Wir hatten immer Kontakt, seit er weg ist bei Dortmund. Als mein Wechsel zu Manchester City kurz bevorstand, tauschten wir uns auch aus. Wir freuen uns beide, dass wir wieder miteinander spielen dürfen. Du spielst lieber mit Haaland als gegen Haaland.
Wie ist Haaland privat?
Ein sehr guter und offener Typ. Ein Familien-Mensch, der gerne mal ein Spässchen macht. Und vor allem ist er stets am Boden geblieben.
Ihr grösstes Ziel ist der Champions-League-Titel, oder?
Ich würde sagen, das grösste Ziel ist die WM mit der Schweiz zu gewinnen … (lacht) Aber natürlich würde ich auch gerne die Champions League mit Manchester City gewinnen, klar. Und den Premier-League-Titel zu gewinnen, wäre für mich auch etwas sehr, sehr Grosses, was wir hoffentlich in dieser Saison erreichen können.
Vom FC Wiesendangen zu Manchester City. Klingt gut.
Sehr gut sogar.
Haben Sie noch mit Mitspielern von damals Kontakt?
Nein, das nicht mehr. Ich bin ja mit 11 zu Winterthur gegangen. Aus jener Zeit habe ich zwei Freunde, mit denen ich immer noch in Kontakt bin. Beide haben inzwischen mit Fussball aufgehört, weil sie andere Prioritäten haben. Der eine arbeitet heute auf dem Bau, der andere macht die Ausbildung zum Architekten.
Gibt es Junioren-Trainer, die Sie speziell geprägt haben?
Mein erster Trainer bei Winti, Peter Sommer. Er ist leider vor kurzem gestorben, das hat weh getan, er hat mir vieles beigebracht bezüglich Technik und Verhalten innerhalb der Mannschaft. Ein zweiter, der mich sehr geprägt hat, ist Thomas Stamm. Er war mein U18-Trainer und betreut heute die zweite Mannschaft des SC Freiburg. Wir haben uns in Deutschland immer mal wieder getroffen.
«Prove them wrong», ist einer Ihrer Leitsätze, «Beweise Ihnen, dass Sie falsch liegen». Gibt es viele Menschen, die Ihnen eine solche Karriere nicht zugetraut hätten?
Das gibt es doch immer. Aber die wichtigsten Menschen in meinem Umfeld glaubten immer an mich und das sind die Meinungen, die für mich zählen.
Über einen Satz müssen wir reden. Sie sagten einst: «Seit meiner Kindheit ist mein Lieblingsverein Manchester United. Dort würde ich gern einmal spielen.» Bereuen Sie diese Aussagen?
Dieses Interview habe ich kurz nach meinem Wechsel zu Dortmund gegeben. Ich sagte, dass ich in meiner Kindheit von Manchester United Fan gewesen sei – aber dass, wenn Du als Spieler selber ein gewisses Level erreichst, Du selber nicht mehr Fan bist. Weil Du dann gegen solche Klubs spielst. Dann unterstützt Du diesen Klub nicht mehr so, wie Du es in Deiner Kindheit getan hast. Und der zweite Teil war dann ein Missverständnis.
Inwiefern?
In diesem Zusammenhang wurde auch noch gefragt, was mein Ziel sei. Ich sagte, irgendwann für den besten Verein der Welt zu spielen. Daraus wurde gefolgert, dass ich Manchester United für den besten Klub der Welt halte und unbedingt einmal für ManUtd spielen wolle, was ich gar nie so gesagt habe.
Wann ist denn diese Liebe zu ManUtd verschwunden?
Als ich zum FC Basel kam, selber Champions League und gegen Manchester United spielte. Als die Idole zu Rivalen wurden. Ich kam an einen Punkt, wo ich nicht mehr als Fan mitfieberte, sondern meinen eigenen Job so gut machen wollte, um solche Mannschaften wie Manchester United zu schlagen.
Hat Ihnen eigentlich United-Star Jadon Sancho, mit dem Sie bei Dortmund spielten, gratuliert?
Er ist immer noch ein guter Freund von mir und ich hoffe, wir sehen uns bald in der Stadt wieder.
Man dachte lange, Sie würden zu Inter Mailand gehen. Wie konkret war es da?
Inter konnte mich nur ausleihen, was im letzten Vertragsjahr ja nicht geht. Darum kam es für mich nicht in Frage. Ich hatte immer wieder Angebote, aber es fühlte sich nichts richtig an, bis Manchester City kam.
Ein Punkt war, dass Sie nur zu einem Champions-League-Klub wollten. Da fiel zum Beispiel Leicester durchs Raster.
Das ist so, ja. Ich wollte ja den nächsten Schritt in meiner Karriere gehen, nach viereinhalb Jahren als Stammspieler in Dortmund.
Wann war für Sie klar, dass Sie nicht verlängern wollen?
Diesen Gedanken hatte ich schon Anfang der letzten Saison. Dortmund teilte mir zwar schon sehr früh mit, dass sie gerne den Vertrag mit mir verlängern wollen. Weil mein Berater aber wusste, dass ich gerne den nächsten Schritt machen würde und durch eine Vertragsverlängerung ein Transfer nicht einfacher wird, haben wir dem Klub offen und ehrlich kommuniziert, dass wir nicht verlängern werden. Mehr Transparenz geht nicht.
In Deutschland kamen dann immer wieder Abzocker-Vorwürfe auf. Erst hiess es, zehn Millionen Jahres-Lohn seien Ihnen zu wenig.
Ich weiss gar nicht, wie es dazu kam. Ich habe mit Dortmund nie über Zahlen geredet. Es ging mir nie ums Geld. Ich fand es krass, dass mir das aus dem Nichts vorgeworfen wurde. Es war auch komisch, dass geschrieben wurde, ich hätte ein zweites Vertragsangebot abgelehnt. Es gab ja nicht mal ein erstes schriftliches Angebot, keine Verhandlung, nichts, weil der BVB von Beginn an wusste, es ist keine Frage des Geldes, sondern ich wollte eine Veränderung. Es wurden also Sachen über mich behauptet, die einfach nicht stimmten.
Es hiess auch, Sie würden bei einem neuen Klub 13 Millionen pro Jahr fordern und darum würde es nicht klappen mit dem Abgang.
Auch da: Wir kamen vor dem Angebot von Manchester City gar nie an den Punkt, über Geld zu reden. Weil mich erst das City-Projekt richtig reizte. Es ist nie etwas am Lohn gescheitert.
Die Ausbootung in Dortmund hat Sie menschlich brutal getroffen, oder?
Es war keine einfache Zeit für mich. Ich war ja Teil der Mannschaft und hatte einen laufenden Vertrag, war fokussiert und habe weiterhin Gas gegeben im Training. Aber das Leistungsprinzip zählte nicht mehr, ich sass auf der Tribüne, egal, wie gut ich trainierte.
War es eine Entscheidung des Trainers oder des Präsidenten, Sie auf die Tribüne zu setzen?
Das müssen Sie den BVB fragen, ich habe nur eine Vermutung.
Hatten Sie nie Angst, dass Sie am Schluss zwischen Stuhl und Bank fallen?
Ich versuchte einfach, alles in positive Energie umzuwandeln. Hart zu trainieren, um entweder topfit zu einem neuen Verein zu wechseln. Oder bereit zu sein, wenn mich Dortmund nach dem Ende des Transferfensters hätte eingliedern wollen. Denn ich war auch überzeugt, dass sich Qualität am Ende durchsetzt und ich wieder zu meinen Einsätzen gekommen wäre.
Verrückt, dass Sie nun am Mittwoch in der Champions League gegen den BVB spielen.
Ich freue mich sehr, wieder alte Freunde zu sehen. Und werde alles dafür tun, sie gleich zu schlagen.
Auf welches Duell in England freuen Sie sich nun am meisten?
Auf das Manchester-Derby. ManUtd zu schlagen in der eigenen Stadt, das wäre schon grossartig.
Wer reist aus Ihrer Familie nach Katar?
Von meinen Eltern und Geschwistern niemand, meine Frau überlegt noch.
Warum?
Es fiel ihnen nicht leicht, sie wären gerne gekommen, um mich zu unterstützen. Aber sie sagten, dass sie die politische Lage in Katar kritisch sehen und das nicht mit einer Reise vereinbaren können. Wegen der Rechte für Frauen oder gleichgeschlechtlichen Paaren und wegen der vielen Menschen, die beim Bau der Stadien ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben. Ich hoffe, dass die Vergaben für die nächsten Weltmeisterschaften dann besser ablaufen.
Zum Schluss noch: Am Donnerstag starb die Queen, der Premier-League-Spieltag wurde abgesagt. Wie erlebten Sie das vor Ort?
Ich habe das innerhalb des Vereins schon vernommen, als die engsten Familienmitglieder zu ihr nach Balmoral gerufen worden sind. Dann haben die Kirchenglocken angefangen lange zu läuten und die Nachricht wurde verbreitet, dass Her Majesty verstorben ist, somit wurden aus Respekt ihr gegenüber auch die Premier League Spiele von diesem Wochenende abgesagt. Das ist wohl das Ende einer Ära, sie war schon DIE Ikone der europäischen Monarchie und alle hier sind verständlicherweise sehr betroffen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Liverpool FC | 11 | 15 | 28 | |
2 | Manchester City | 11 | 9 | 23 | |
3 | Chelsea FC | 11 | 8 | 19 | |
4 | Arsenal FC | 11 | 6 | 19 | |
5 | Nottingham Forest | 11 | 5 | 19 | |
6 | Brighton & Hove Albion | 11 | 4 | 19 | |
7 | FC Fulham | 11 | 3 | 18 | |
8 | Newcastle United | 11 | 2 | 18 | |
9 | Aston Villa | 11 | 0 | 18 | |
10 | Tottenham Hotspur | 11 | 10 | 16 | |
11 | Brentford FC | 11 | 0 | 16 | |
12 | AFC Bournemouth | 11 | 0 | 15 | |
13 | Manchester United | 11 | 0 | 15 | |
14 | West Ham United | 11 | -6 | 12 | |
15 | Leicester City | 11 | -7 | 10 | |
16 | Everton FC | 11 | -7 | 10 | |
17 | Ipswich Town | 11 | -10 | 8 | |
18 | Crystal Palace | 11 | -7 | 7 | |
19 | Wolverhampton Wanderers | 11 | -11 | 6 | |
20 | Southampton FC | 11 | -14 | 4 |